Kommentar
11:32 Uhr, 21.08.2012

Etwas mehr Euphorie täte uns ganz gut

Wenn man sich dieser Tage so durch die Finanzpresse liest, könnte man meinen der Weltuntergang stünde unmittelbar bevor. Der Sprung im DAX über die Marke von 7.000 Punkten hat fast nur warnende Stimmen hervor gebracht. Stets werden die Risiken betont und das Restpotential meistens auf vielleicht noch 100 oder 200 Punkte nach oben eingegrenzt.

Ein Blick zurück ins Jahr 2000, es war am ersten Handelstag des Jahres, der DAX übersprang erstmals die Marke von 7.000 Punkten. Schaut man sich die Pressestimmen von damals an, so hieß es zumeist, „das war erst der Anfang“, „jetzt geht die Party erst richtig los“. Euphorie allerorten, viel zu übertrieben, natürlich, aber was ich heute so vermisse ist eine grundsätzlich positive Grundstimmung.

Es sind mittlerweile über 12 Jahre ins Land gegangen. Die Unternehmen im DAX sind gewachsen, haben Substanz aufgebaut, sind durch einige Krisen gegangen, haben aber in Summe sehr viel mehr verdient als dies damals der Fall war. Die Bewertungen liegen heute nicht bei einem durchschnittlichen KGV von 35 sondern bei mageren 8-9. Doch im Gegensatz zu damals wird jeder Anstieg nur von kritischen Stimmen begleitet. Oder wie oft liest man heute von Kurszielen jenseits der 8.000er Marke. Die Vorstellungskraft im Jahr 2000 war unendlich groß, heute ist sie so unendlich klein!

Historisch betrachtet sind solche Phasen an der Börse eine ganz natürliche Erscheinung. In guten Zeiten ist auch mal ein KGV von 30 angemessen und akzeptiert, in schlechten Zeiten ist alles mit einem KGV von über 10 viel zu teuer. Lassen sie sich gedanklich bitte nicht auf dieses Spiel ein. Bleiben sie stets offen für neue Börsenphasen! Bedenken sie, lange Seitwärtsbewegungen mit vielen Crashs, wie wir sie die letzten 15 Jahre erlebt haben, sind Grundbestandteil des Finanzsystems. Aber Grundbestandteil ist auch: die nächste Hausse kommt bestimmt und meistens eben nach solchen Phasen wie dieser.

Lassen sie sich also nicht von kritischen Pressestimmen kirre machen. Es wird meist nur das geschrieben, was die Leute hören wollen. Und Euphorie oder gar die Ankündigung eines neuen Börsenaufschwungs passt gerade nicht in den Zeitgeist. Behalten sie aber im Hinterkopf: zum Einstieg wird nicht geklingelt.Gute Einstiege sind immer dann gegeben, wenn eben kritische Meinungen das Stimmungsbild dominieren. Fakt ist: der DAX kann sich vom aktuellen Niveau aus verdoppeln und wäre dann historisch betrachtet immer noch meilenweit von Bewertungsniveaus entfernt, die wir Ende der 90er erreicht hatten. Schaffen sie also trotz aller Krisen durchaus etwas Platz für Fantasie, Euphorie oder zumindest ein klein wenig gesunden Optimismus im Hinterkopf.

Ihr
Sascha Gebhard

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Über den Experten

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Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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