Ethikrat fordert gerechte Lastenverteilung im Kampf gegen Klimawandel
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Der Deutsche Ethikrat fordert eine gerechte Verteilung der Lasten im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei sollten Lasten und Pflichten so verteilt werden, dass möglichst alle Menschen jetzt und in Zukunft die Mindestvoraussetzungen für ein gutes und gelingendes Leben erreichen könnten.
"Die Bedürfnisse von Menschen, die davon noch am weitesten entfernt und am stärksten vom Klimawandel belastet sind, sollten dabei vorrangig berücksichtigt werden", heißt es in dem 16 Empfehlungen umfassenden Berichts des Ethikrats, der in Berlin vorgestellt wurde.
Alena Buyx, die Vorsitzende des Ethikrates, betonte, dass alle gefragt seien - Parteien, Zivilgesellschaft, Medien, Wissenschaft -, um neue Perspektiven für ein gutes Leben in einer nachhaltigen und klimaneutralen Gesellschaft ohne weiteres Wachstum von Konsum und Ressourcenverbrauch zu entwerfen.
"Es ist sehr wichtig, Maßnahmen sozial gerecht zu gestalten und genau zu überlegen, wer dabei wofür verantwortlich ist. Gleichzeitig ist es unabdingbar, bei dieser riesigen Herausforderung konstruktiv und lösungsorientiert zu sein", mahnt Buyx. Politik und Medien käme da eine zentrale Rolle zu. Die neuen, positiven Lebensentwürfe zu einer guten Zukunft müssten alle gemeinsam entwickeln.
Belastungen und Verantwortlichkeiten gerecht verteilen
Kerstin Schlögl-Flierl, Sprecherin der Arbeitsgruppe zur Klimaethik, betonte, dass Menschen sehr unterschiedlich zum Klimawandel beitrügen. "Schon allein das wirft große Gerechtigkeitsfragen auf", sagte sie. Wohlhabende Menschen flögen öfter, während Menschen mit weniger Geld durch viele Klimaschutzmaßnahmen besonders belastet würden.
International sehe man große Unterschiede zwischen den hauptsächlichen Verursachern im globalen Norden und den Menschen im globalen Süden, die oft besonders unter den Folgen litten. Und junge und noch ungeborene Menschen würden in Zukunft drastische Klimafolgen zu ertragen haben, die vor allem jetzt und in der Vergangenheit verursacht worden seien.
"Belastungen und Verantwortlichkeiten müssen in allen drei Dimensionen - innergesellschaftlich, international und intergenerationell - gerecht verteilt werden", forderte sie.
Nicht einer alleine
Nach Ansicht des Ethikrats ist es "unangemessen", die Bewältigung des Klimawandels allein von einzelnen Personen zu erwarten, etwa durch ihr Konsum- oder Mobilitätsverhalten. Laut Ethikrat-Mitglied Armin Grunwald ist vielmehr ein Konzept der Multiakteursverantwortung notwendig.
Dieses würde klare Verantwortungszuschreibungen gegenüber dem Staat, privaten Organisationen wie Unternehmen und Individuen beinhalten. "Die Politik muss die gesellschaftlichen Verhältnisse und rechtlichen Rahmenbedingungen so gestalten, dass emissionsärmeres Verhalten ohne unzumutbare persönliche bzw. unternehmerische Belastungen möglich ist und dass Lasten gerecht verteilt werden", fordert der.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/sha
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