Kommentar
11:00 Uhr, 18.07.2008

ETFs besser als Zertifikate ? Warum ? Wieso wächst das ETF Volumen dermaßen stark ?

Ein ETF ist nichts anderes als ein börsengehandelter Investmentfonds, dessen Grundlage ein allgemein anerkannter Index ist. Beispielsweise der DAX oder DJ EuroStoxx 50 oder der RexP. Mit einem ETF kauft der Anleger sozusagen immer den Markt, da ein Index niemals nur eine Aktie oder Rentenanleihe abbildet, sondern sich aus der Entwicklung aller Papiere in dem betreffenden Markt ableitet. Damit kann mit einer Börsentransaktion ein ganzer Korb von Wertpapieren in Form eines Wertpapiers vom Anleger erworben werden; d. h. er diversifiziert seine Anlagen und streut damit das Risiko – und das mit einer äußerst geringen Gesamtkostenbelastung. Z. B. kostet ein ETF auf den DAX ein jährliche Managementgebühr von 0,20 % p.a.. Ein Investmentfonds auf deutsche Standardaktien aus dem DAX kostet etwa 1,5 bis 2 %, sowie mögliche Ausgabeaufschläge, die bei ETFs ebenfalls entfallen. Die hohe Kosteneffizienz und Transparenz von ETFs macht ETFs nicht nur zu einer leistungsfähigen, sondern, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise, zu einem sehr ehrlichen Anlageprodukt. Darüber hinaus ist ein ETF jederzeit handelbar; der Markt ist sehr liquide. Dies führt auch zu einem immer stärkeren Zuspruch von verunsicherten Investoren, die im Zuge der Kreditkrise in die liquiden und vor Insolvenz geschützten ETFs wechseln. Die wesentlichen Vorteile von ETFs gegenüber anderen Anlageprodukten sehen wie folgt aus:

ETFs vs. Zertifikate:Vorteile: Kosten, Transparenz, Insolvenzschutz, da Sondervermögen
Rechtlich ist ein Zertifikat eine Inhaberschuldverschreibung und damit an die Bonität des konkreten Emittenten gekoppelt (Stichwort: Subprime- bzw. Bankenkrise!)

ETFs vs. aktiv-gemanagte Fonds
Vorteile: Kosten, Transparenz, Performance

ETFs vs. Spezialfonds
Vorteile: Kosten, Transparenz, Handelbarkeit/Flexibilität, Performance
Kein aufwendiger Managerwechsel notwendig

ETFs vs. einzelne Aktien, Anleihen oder Geldmarktpapiere
Vorteile: Breite Streuung, hohe Risikodiversifikation "Über den Index kauft man den Markt"
Kein umfangreiches Research notwendig, hoch transparent im Vergleich zu Geldmarktfonds oder Anleihen (Stichwort: Subprime- bzw. Bankenkrise!)

ETFs vs. Absolute Return Strategien
Lassen sich mit Strategie-ETFs ebenfalls abbilden. Höhere Leistungsfähigkeit, da deutlich geringere Kosten und mehr Transparenz

ETFs – ideales Anlageprodukt für institutionelle Anleger

Heute offerieren über 30 Anbieter über 400 Produkte v. a. auf Aktienindizes, zunehmend aber auch auf Messlatten für Anleihen und andere Vermögensklassen. Motor des Booms insbesondere bei institutionellen Investoren sind die jederzeitige Handelbarkeit der Produkte, ihre Transparenz und niedrigen Gebühren. Gerade deshalb werden ETFs von Stiftungen und Kommunen immer häufiger nachgefragt, die dementsprechenden Anlagegelder mit ETFs kosteneffizient und leistungsfähig zu bewirtschaften. Beispielsweise beträgt der Anteil von ETFs am gesamten europäischen Anlagevermögen von institutionellen Investoren rund 2,9 Prozent. Vergleicht man das Anlagevolumen in ETFs in Europa mit dem in den USA, so erkennt man das große Potenzial das ETFs in Deutschland bzw. Europa noch vor sich haben dürften. Die Marktentwicklung wurde weniger durch die Finanzindustrie als vielmehr durch den aufgeklärten Anleger getrieben. Das hat auch uns schon 2003 veranlasst, unseren Mandanten mit einer umfangreichen ETF-Broschüre über diese Produkte zu informieren und Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Nachgang dazu haben wir weitere Bücher und Informationen veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund ist die Idee des Indexing bzw. der daraus entwickelten Anlageprodukte, der ETFs, aktueller denn je.

ETFs – die großen Unbekannten

Nach wie vor ist festzustellen, dass selbst im institutionellen Anlegerbereich, von Privatanlegern ganz zu schweigen, ein beachtliches Informationsdefizit über ETFs bzw. deren Einsatzmöglichkeiten besteht. Mit Blick auf ETFs spricht man heute von drei Generationen:

1.Generation: Aktien-ETFs auf Standardindizes, wie DowJones, DAX, EuroStoxx

2.Generation: Renten- und Rohstoff-ETFs (seit etwa 2004); dazu haben sich Sektoren-ETFs herausgebildet; z. B. ETF auf Emerging Markets

3.Generation: Strategie-ETFs. Besonders diese ETFs spielen eine immer größere Rolle. Strategie-ETFs basieren weniger auf dem ursprünglichen Index, sondern mehr auf anderen bestimmten Merkmalen, wie z. B. Dividenden, Value, Growth, Short etc. In diesem Fall erfahren die ETFs eine gewisse aktive Komponente.

Diese Entwicklung birgt die große Gefahr, dass das ursprünglich hoch-transparente und kosteneffiziente Konzept der reinen ETFs verwässert bzw. sogar völlig auf den Kopf gestellt wird. Vielmehr sollte die Herausforderung der Finanzindustrie darin bestehen, die ursprünglich reinrassigen ETFs mit optimalen Kombinationen im Bezug auf Rendite- und Risikokennzahlen hin zu optimieren bzw. zu verbessern, insbesondere dann, wenn die Idee des ETFs im Kern erhalten werden kann.

Anforderungen an Strategie-ETFs als interessante Anlagekonzepte für institutionelle Anleger

Die Ausführungen machen deutlich, dass sich mit ETFs grds. attraktive Anlagekonzepte realisieren lassen. Um die Anforderungen institutioneller Anleger optimal zu erfüllen, sollte ein Strategie-ETF-Konzept folgende Aspekte beinhalten:

1.Anlageinstrumente: 1 bis 3 "reinrassige" Exchange Traded Fund (Standard-ETFs)
2.Asset-Allocation: Kombination der einzelnen ETFs zur Ziel-Asset-Allocation, d. h. Abbildung des angestrebten Rendite/Risikoprofils. Bsp. Für ein Investitionsprofil: Aktien-ETFs (Wachstumskomponente) und Renten-ETFs (Sicherheitskomponente).
3.Risikomanagement: Steuerung der Investitionsquote der einzelnen ETFs mit Hilfe eines leistungsfähigen computergestützen Modells
4. „Heuristisches Overlay“: Ergänzung des mathematisch-statistischen Risikomanagements durch fortlaufende Plausibilitätsprüfungen von erfahrenen Investmentmanagern.

Die Kombination der verschiedenen ETFs beinhalten zwar eine aktive Komponente, die aber durch das quantitative Managementmodell begrenzt wird. Hierbei sind beispielsweise Kombinationen folgender Anlageklassen vorstellbar:

Geldmarkt mit Staatsanleihen,
Staatsanleihen mit Aktien,
Staatsanleihen mit Geldmarkt und Aktien,
Geldmarkt mit Aktien und Rohstoffen,
Geldmarkt und Aktien.

Voraussetzung sind immer breit gestreute, hoch liquide Märkte. Folgende ETFs können z. B. dafür in Frage kommen: RexP, EONIA, JP Morgan CAEU 3 Monatsgeld, DJ EuroStoxx 50, Dow Jones Industrial Average, S&P 500, Topix

Erste Untersuchungen zeigen, dass mit derartigen ETF-Konzepten drei wesentliche Investmentziele gleichzeitig erreicht werden können:

1.Die Durchschnittsrendite stiegt im Vergleich zur Benchmark,
2.die Volatilität fällt im Vergleich zur Benchmark und
3.der Maximalverlust wird in engeren Grenzen gehalten.

ETFs im Core-/Satelite-Investmentansatz

Diese Erkenntnisse dürften insbesondere für Stiftungen und Kommunen bei der Umsetzung sog. Core-/Satelite-Strategie von Interesse sein. Im Mittelpunkt ("core") dieser Strategien stehen "sichere" Anlagen, die die besonderen Interessen der institutionellen Anleger reflektieren. Die Kerninvestments betreffen dabei regelmäßig Anlagen in die hoch-entwickelten Märkte in den Bereichen Geld-, Anleihe- oder Aktienmärkte bzw. ergänzend Immobilien. Um diesen "sicheren" Kern herum werden weitere, teilweise innovative oder auch chancenreichere Produkte ("satelite") gruppiert. Zu diesen Investments können v. a. Investitionen in Rohstoffe, Infrastruktur oder auch Private Equity gehören. Mit dem "Core-/Satelite"-Ansatz verstärkt sich die Diversifikation im Portfolio und das Rendite-/Risiko-Verhältnis kann ggf. verbessert werden. Unterstützung erfährt der "Core-/Satelite-Investment-Ansatz" durch aktuelle Untersuchungen, die belegen, dass die Rendite mehr aus der Struktur, d. h. der Diversifikation bzw. Asset-Allocation des Portfolios als aus der Auswahl einzelner Produkte resultiert. Mit Blick auf den "Core-Satelite-Investmentansatz" wird deutlich, dass ETFs zur Abbildung der Kerninvestments aus den o. g. Gründen eine große Bedeutung zukommen kann. Verstärkt wird dieser Ansatz durch den Einsatz von Strategie-ETFs, die für eine angemessene Rendite bei vergleichsweise überschaubaren Risiko sorgen. Dabei können v. a. die Strategie-ETFs, die die Vorzüge des "reinrassigen" ETF mit einem quantitativen Modell kombinieren, überzeugen.

Aber auch hier darf das Risikomanagement nicht zu kurz kommen. Risikomanagement bedeutet sicher auf der einen Seite Beaufsichtigung und Kontrolle. Vielmehr trägt es zu einer Verbesserung der Transparenz, der Effizienz, der Anlagenstruktur und damit zu einer besseren Rendite-/Risikostruktur des Gesamtportfolios bei.

Autor : Alexander Etterer

Dieser Artikel wurde in der aktuellen Ausgabe des Portfoliojournal veröffentlicht.

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