Kommentar
09:00 Uhr, 12.07.2008

Es ist was im Bush: Crash-Gefahr!

Freitag, der 11. Juli 2008, war ein denkwürdiger und vielleicht historischer Tag: der Öl-Preis steigt um 10 USD auf 145 USD/Barrel (im Tageshoch auf 147 USD/Barrel!) vor dem Hintergrund eines drohenden Irankriegs. Die Krisenwährung Gold steigt auffällig stark auf 950 USD/Unze. Das Säbelgerassel zwischen USA/Israel und Iran ist (hinter den Kulissen) lauter geworden. Iran testet demonstrativ schon seine Mittelstreckenraketen, die bis nach Israel reichen können, als Abschreckung und Warnung. Daraufhin bricht auch der US-Dollar auf 1,60 EUR/USD ein. Der DAX unterschreitet die charttechnisch bedeutsame 6200-er Marke und der S&P erreicht auch ein neues Jahrestief mit 1239 Indexpunkte. Der Dow Jones kämpfte schon mit der 11.000-er Marke und befindet sich weiterhin im Sinkflug.

In den letzten beiden Handelsstunden kam es in den USA aber auch zu einer kräftigen Gegenbewegung, was Hoffnung macht. Dies ist dennoch eine charttechnisch sehr brisante Situation, da weitere Kursverluste in der nächsten Woche durch vorprogrammierte Stop-Loss-Order unter den neuen Tiefstkursen einen Mini-Crash oder die Fortsetzung des Salami-Crashs auslösen können. Der DAX befindet sich bereits 24 Prozent im Minus, was eindeutig ein Bärmarkt ist. Auch die „Vola“ nahm deutlich zu.

Ich hatte Sie schon vor einigen Wochen rechtzeitig auf die Möglichkeit eines erneuten Salami-Crashs hingewiesen, so dass Sie die gegenwärtige Kursentwicklung nicht überraschen dürfte. Ich hatte auch zur Vorsicht gegenüber den Börsenexperten gemahnt, die behaupteten, dass wir die Tiefstkurse im März schon gesehen hatten. Die lagen allesamt gründlich daneben. Die Banken wagen sich jetzt schon wieder mit Kursprognosen von 7500-8200 (HSH Nordbank) für den DAX bis Jahresende heraus, was ich für sehr gewagt halte. Im Gegenteil: einige Banken werden bis Jahresende nicht überleben können, wenn nicht der Staat oder ein Staatsfonds zur Hilfe kommt. Selbst spanische Anleihen lassen sich im Moment nicht platzieren. Auch Großbritannien steckt ebenso wie die USA mitten in einer Rezession. Weitere Gewinnwarnungen drohen im Banken- und Automobilsektor. Alles andere ist geschönt, wie so manche Bankbilanz. Goldman Sachs ist schon aus dem Internationalen Bankenverband IIF ausgetreten, der eine Lockerung der Bilanzierungsvorschriften fordert.

Der erneute Kurseinbruch bei vielen Banken in den USA wirft die Frage auf, wann die erste Großbank Pleite gehen wird, denn jetzt entstehen auch erhebliche Verluste im Eigenhandel. Ich persönlich rechne gerade jetzt mit Bilanzmanipulationen und grenzwertige Bilanzierungstricks, um einen sonst zwangläufigen Konkurs wegen Überschuldung zu vermeiden. Dabei sind die beiden Hypothekenbanken Fannie Mai und Freddie Mac, ebenso wie Lehman Brothers sowie einige englische Hypothekenbanken besonders gefährdet. Da die Bilanzen im Moment geschönt sind und sich der faire Werte des Anlagevermögens und der Forderungen weit vom Marktwert entfernt, rechne ich auch mit Klagen von Gläubigern und Aktionären. Bedenken Sie bitte, dass diese beiden halbstaatlichen, aber nicht staatlich gestützten Hypothekenbanken schon 85 bzw. 90% von ihrem Hoch verloren haben. Dahinter stecken aber über 4 Billionen(!) Hyoptheken-Schulden, also die Hälfte des US-Staatschulden. Eine Pleite einer der beiden Hypothekenbanken würde eine Kurslawine auslösen. Dies weiß auch FED-Chef Bernanke, der daher beiden Banken am Freitag anbot, dass sie sich beliebig viel Geld bei der Notenbank zum Diskontsatz leihen können. Ich rechne daher über das Wochenende mit der zweiten großen Rettungsaktion seitens der Notenbank nach Bear Stearns, da die Banken wohl sonst unter die staatliche Zwangsverwaltung kämen und damit so gut wie wertlos werden. Beide Banken waren am Freitag erst 40% im Minus, holten dann intraday wieder kräftig auf, so dass nur noch ein Minus von 3 bzw. 23% verblieb. Eine positive Nachricht bezüglich Fannie Mae und Freddie Mac könnten den Markt am Montag wieder nach oben bringen, wenn dies mit fallenden Ölpreisen einhergeht.

Ich rechne so oder so in Zukunft mit weiteren Not-Kapitalerhöhungen im Bankensektor. Zumindest werden die Banken weltweit einem weiteren Stresstest unterzogen, den einige kapitalschwache Banken vielleicht nicht überleben werden. Sogar die altehrwürdige UBS ist gefährdet. Laut Goldman Sachs fehlen allein europäischen Banken 60-90 Milliarden Euro an Kapital. Der Abschreibungsbedarf im Banken- und Versicherungssektor wird mittlerweile weltweit auf 1,6 Billionen USD geschätzt, vor kurzem waren es „nur“ 1 Billion USD als Schätzgröße für den Wertberichtigungsbedarf. 400 Mrd. USD wurden bisher erst abgeschrieben. Die CDOs werden mittlerweile neu verpackt, um einen Käufer dafür zu finden. Die Liquidität im Interbankenmarkt ist immer noch sehr eingeschränkt. FED-Chef Bernanke versucht zu beschwichtigen und mach mit weitern Liquiditätsspritzen Hoffnung. Bernanke fordert aber auch eine stärker Kontrolle der Banken durch die Notenbank. Auch der Deutsche Bank–Chef Josef Ackermann versucht immer wieder den Markt zu beruhigen, was aber im Moment nicht viel nützt. Die Citbank Deutschland wurde für 5 Mrd. USD an die Credit Mutel nach Frankreich verkauft, womit die Deutsche Bank wieder einmal das Nachsehen hat. Dieses Geld braucht die Citibank aber auch dringend, um die immer größer werdenden Finanzlöcher stopfen zu können. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige US-Banken demnächst unter staatliche Kontrolle kommen werden so wie die japanischen Banken zu den Krisen-Zeiten in den 90-er Jahren.

Fazit: Gehen Sie als Anleger in der nächsten Wochen in Cash (oder short), falls es zu neuen Tiefstkursen an der Wall Street kommen sollte, denn dann droht ein nochmaliger Kursrutsch. Cash bleibt King, insbesondere dann, wenn der Öl-Preis aufgrund der Kriegsgefahr im Iran weiter spekulativ steigen sollte. Auch Ostbörsen werden weiterhin durch die Wall Street-Schwäche und Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen werden. Wer schon gemäß meiner Empfehlung in Cash ist, kann demnächst in Ruhe auf „Schnäppchenjagd“ in Osteuropa gehen, denn die Bewertungen werden immer attraktiver, je mehr die Kurse fallen. Besonders russische Rohstoffwerte sind jetzt sehr aussichtsreich und niedrig bewertet. Eine „Oase der Stabilität“ ist im Moment nur Tschechien mit steigenden Kursen beim Versorger CEZ und dem Pharmawert Zentiva. Welche Aktien konkret ge- und welche verkauft werden sollten, können sie der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 € /Min.) entnehmen. Crashtage sind Kauftage!

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