Kommentar
07:23 Uhr, 21.04.2010

Es ist ein Skandal!

In jeder Krise liegt auch eine Chance. Sei es eine Ehekrise, die Finanzkrise, oder aber das Flugchaos, welches der isländische Vulkan verursacht, dessen Namen ich weder aussprechen kann noch will (weil er mir womöglich meinen Urlaub vermasselt).

Akut zeigt die Flugkrise beispielhaft, woran Europa krankt. Es offenbart sich schlagartig der Unterschied zwischen einem Bundesstaat (USA) und einem Staatenbund (EU). Dass man in einer derart katastrophalen Situation erst vier Tage nach dem Eintreten des Krisenfalls (Schließen der Flugräume) eine Konferenz auf Ministerebene abhält ist ein Skandal. Dann auch noch den Fluggesellschaften zu unterstellen, sie würden wirtschaftliche Interessen vor die Sicherheit der Passagiere stellen ist einfach nur dumm. Denn selbst wenn die Vorstände von Air Berlin, Lufthansa und Co wirklich nur Euro-Zeichen im Kopf hätten und keinerlei Moral, würden sie niemals einen Flieger starten lassen, wenn sie sich nicht sicher wären dass er auch unbeschadet wieder landet. Die Sicherheit der Fluggäste ist das wichtigste Kapital einer Fluglinie, wenn dem ersten Flieger etwas passiert dann wird die entsprechende Fluggesellschaft sofort gemieden und die Insolvenz ist fast unvermeidlich.

Es sind also schon unter Abwesenheit von Mitgefühl nackte wirtschaftliche Interessen, die der Sicherheit Vorrang geben. Dass Verkehrsminister Ramsauer etwas derartiges vom Stapel lässt zeigt nur eindrucksvoll seine völlige Hilflosigkeit.

Immerhin scheint man jetzt zu einer einigermaßen europaweit synchronen Vorgehensweise gefunden zu haben, und das ist das positive, das man aus dem Schlamassel ziehen kann. Wenn die Europäische Union in ihrer engen Ausgestaltung eine Zukunft haben soll, dann muss die staatenübergreifende Koordination in allen Bereichen reibungslos funktionieren. Die Luftfahrt ist nur ein besonders treffendes Beispiel, weil es offensichtlich ist, dass die Öffnung des einen Luftraums für den internationalen Passagiertransport wenig Bedeutung hat, wenn die umliegenden Staaten keine Überflugrechte gewähren. Analog trifft das aber für viele Bereiche des politischen und wirtschaftlichen Lebens zu.

Die Aktienmärkte trifft die Vulkan-Krise zusammen mit den Betrugsvorwürfen gegen Goldman Sachs zu einer Zeit, die ohnehin korrekturanfällig erscheint. Und da sind fundamentale Gründe immer willkommen. Wenn man bedenkt, wie phänomenal die Märkte seit über einem Jahr laufen dann kann man sicherlich darüber nachdenken, Gewinne mitzunehmen. Mir scheint das Restpotenzial nach oben im Verhältnis zum Korrekturpotenzial zu gering, um weitere Risiken einzugehen.

Mein Fazit: Don´t wait til may to go away.

Daniel Kühn - Chefredakteur von http://www.tradersjournal.de/ Unsere kostenlosen Qualitätspublikationen wie den Rohstoff-Report, das Portfoliojournal, den CFD & Forexreport, etc. finden Sie unter folgendem Link http://www.godmode-trader.de/service/newsletter/b2c

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Über den Experten

Daniel Kühn
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Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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