Kommentar
10:24 Uhr, 13.01.2009

Ernüchterung breitet sich unter den Anlegern aus

Während sich die internationalen Aktienmärkte zunächst noch an einer kleinen Jahresauftaktrallye versuchten, breitete sich in der Berichtswoche schnell wieder Ernüchterung unter den Anlegern aus. Anhaltend schwache Konjunkturdaten und negative Unternehmensmeldungen verdarben die anfangs noch hoffnungsvolle Stimmung.

USA: Gewinnwarnungen verstimmen

Die US-Aktienmärkte mussten nach positivem Jahresauftakt die erste vollständige Handelswoche 2009 mit einem deutlichen Minus beenden. Schwache Konjunkturdaten ließen Befürchtungen aufkommen, dass die Rezession stärker ausfallen wird als erwartet. Während anfänglich noch ein über den Prognosen liegender Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor als zaghaftes Anzeichen gewertet wurde, dass sich der Abwärtstrend der US-Konjunktur nicht weiter beschleunigt, verdarben die Beschäftigtenzahlen dann vollends die Stimmung. So gingen außerhalb der Landwirtschaft 524.000 Stellen verloren. Dies war zwar etwas weniger als erwartet, doch schnellte die Arbeitslosenrate auf 7,2 Prozent empor, dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Für das Gesamtjahr 2008 beträgt der Beschäftigtenabbau 2,6 Millionen und markiert damit den höchsten Stand seit 1945.

Die Hoffnungen der Marktteilnehmer richten sich nun auf den zukünftigen Präsidenten Barack Obama, der auf ein weiteres Konjunkturhilfspaket dringt. Medienberichten zufolge soll es einen Umfang von 775 Milliarden US-Dollar haben und Steuerentlastungen von 310 Milliarden US-Dollar vorsehen. Außerdem will Obama, dass sich Verbraucher und Kleinunternehmer leichter Kredite verschaffen können, weshalb das 700 Milliarden US-Dollar schwere Rettungsbündel für den Bankensektor überarbeitet werden soll.

Aber nicht nur Konjunkturnachrichten belasteten das Marktgeschehen. Auch von Unternehmensseite gab es wieder einmal zahlreiche Negativmeldungen. Vor allem die Gewinnwarnungen von Intel, Time Warner, Walmart, Macys und Chevron ließen nichts Gutes für die jetzt am Montag startende Berichtssaison über das vierte Quartal 2008 erwarten. Alcoa wird traditionell den Reigen eröffnen. Der Aluminiumhersteller hat bereits die Streichung von gut 15.000 Arbeitsplätzen angekündigt, was kein gutes Licht auf die kommenden Gewinnzahlen des Unternehmens wirft. Auch Boeing hat schon Stellenstreichungen avisiert. Der Flugzeugbauer will rund sieben Prozent seiner im zivilen Geschäftsbereich tätigen Arbeitnehmer entlassen. Alles Nachrichten, die nicht nur ein düsteres Bild auf die Ertragssituation im Industriesektor werfen, sondern auch für die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht verheißungsvoll klingen.

Darüber hinaus wurden Marktteilnehmer erneut an die Krisensituation im Automobilsektor erinnert. Hier griff das US-Finanzministerium General Motors mit einem weiteren Kredit von 5,4 Milliarden US-Dollar unter die Arme, nachdem das Unternehmen bereits zuvor eine Unterstützung von vier Milliarden US-Dollar erhalten hatte. Und auch aus der Finanzbranche kamen wieder einmal beunruhigende Nachrichten. Laut Medienberichten will sich Citigroup von seinem Brokerhaus Smith Barney trennen. Marktteilnehmer fragen sich nun, warum Citigroup wohl eines ihrer noch vergleichsweise gesunden Geschäftsfelder veräußern will.

Teilverstaatlichung der Commerzbank

In der Berichtswoche präsentierten sich die europäischen Aktienmärkte nach freundlichem Jahresauftakt ebenfalls in geschwächter Verfassung. Auch hier waren es düstere Konjunkturdaten wie etwa die Rückgänge in der Industrieproduktion, die das Marktgeschehen belasteten.

Gerade der DAX verlor mit Einbußen von nahezu vier Prozent deutlich an Boden. Aber der als äußerst konjunktursensibel geltende deutsche Aktienmarkt hatte auch mit dem Einbruch der Ausfuhr deutliche Negativmeldungen zu verkraften. So sanken die Exporte im November um 10,6 Prozent gegenüber dem Vormonat, was den größten Rückgang seit der Wiedervereinigung darstellt. Damit droht der deutschen Wirtschaft für das vierte Quartal der stärkste Rückfall seit 1990.

Auch von Unternehmensseite kamen wenig erfreuliche Nachrichten. Vor allem wegen des einbrechenden Exports wurden in der deutschen Automobilindustrie im Dezember 22 Prozent weniger Fahrzeuge ins Ausland verkauft als im entsprechenden Vorjahresmonat. Nachdem die Hersteller aus den USA, Japan und Frankreich bereits kräftige Einbußen gemeldet haben, wird nun sichtbar, dass sich die weltweite Absatzkrise auch auf die heimischen Autobauer durchschlägt.

Für Aufregung am deutschen Aktienmarkt sorgte allerdings die Meldung von der Teilverstaatlichung der Commerzbank. Das Institut erhält vom Rettungsfonds SoFFin weitere zehn Milliarden Euro frisches Kapital, womit die anstehende Übernahme der Allianz-Tochter Dresdner Bank gesichert sein dürfte. Im Gegenzug wird sich der Bund mit 25 Prozent plus einer Aktie an dem Institut beteiligen. Die Commerzbank-Aktie wurde aufgrund der negativen Überraschung zunächst kräftig abgestraft. Marktteilnehmer befürchten einen hohen Abschreibungsbedarf auf die Risikopositionen sowohl von Commerzbank als auch Dresdner Bank.

Ausblick

In der laufenden Handelswoche stehen unter anderem mit dem Philly-Fed-Index und dem Konsumentenvertrauen wichtige Makroindizes in den USA an. Auch das Beige Book, der Konjunkturbericht der FED, wird die Aufmerksamkeit der Anleger finden. In Europa ist es vor allem der Zinsentscheid der EZB, der mit Spannung erwartet wird. Vom Markt ist derzeit eine Zinssenkung von etwas mehr als 25 Basispunkten eingepreist.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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