Kommentar
09:50 Uhr, 02.03.2022

Erfolgreich in Rohöl anlegen - die Basics

Erfolgreich in Rohöl anlegen - die Basics

Wer in Rohöl investieren will, muss sich zunächst für eine Ölsorte entscheiden: Die aus der Nordsee stammende Sorte Brent Crude Oil ist die für den europäischen Markt relevante Sorte; West Texas Intermediate (WTI) wird hauptsächlich in den USA gewonnen und verbraucht.

Wichtig: Die Preise können teils deutlich und dauerhaft voneinander abweichen und hängen von unterschiedlichen Faktoren ab (geopolitische Krise, Lagerbestände, Verfügbarkeit von Alternativen wie Shale Gas, LNG etc.).

Besonderheiten von Commodity Futures

Für beide Sorten gibt es keinen für Anleger geeigneten Spot-oder Kassamarkt, wie er etwa für Gold existiert. Aufgrund der Liefer- und Lagerproblematik, die ein Kassageschäft unmittelbar nach sich ziehen würde, bieten allein die Brent-Futures an der ICE Intercontinental Exchange in London (theice.com) oder die WTI-Futures an der NYMEX höchste Liquidität.

Daher wählen Emittenten nur Rohöl-Futures als Basiswert für derivative Produkte und nutzen sie auch für deren Absicherung. Ein Future kontrolliert 1.000 Barrel Öl (159 Liter), der Preis des Futures wird in US-Dollar pro Barrel notiert.

Im Gegensatz zu Financial Futures ist der Preis eines Rohstoff-Futures aber nicht erwartungsfrei; d.h. er errechnet sich nicht einfach anhand der Forward-Formel (Futures-Preis = Kassapreis + Finanzierungkosten - Erträge) und wird daher nicht von Arbitrage-Tradern im Gleichgewicht gehalten, sondern auch durch die Erwartungen der Marktteilnehmern bestimmt.

Terminkurve: Contango oder Backwardation?

Öl-Futures-Kontrakte haben (Rest-)Laufzeiten bis zu mehreren Jahren, von denen jedoch üblicherweise der nächste Fälligkeitsmonat (Front Month) der liquideste und somit ideal für Pricing und Absicherung ist.

Trägt man die Preise der einzelnen Futures-Fälligkeiten in einem Diagramm ab, so ergibt sich eine Terminkurve, die entweder mit zunehmender Laufzeit ansteigt (Contango) oder sinkt (Backwardation). Wer einen längeren Anlagehorizont als eine Woche hat, muss die Gestalt der Kurve kennen, da sie zu einem wesentlichen Teil über die Profitabilität einer längeren Strategie entscheidet. Der Grund hierfür ist die Roll-Transaktion ("Rolle"), die ein Emittent regelmäßig einige Tage vor Fälligkeit eines Futures-Kontrakts vornimmt.

Dabei wird die Long-Position im auslaufenden Futures-Kontrakt verkauft und simultan eine ebenso große Long-Position im nächsten Fälligkeitsmonat eröffnet. Im Contango (steigende Terminkurve) muss der Emittent zwangsläufig einen billigen Kontrakt verkaufen und einen teureren kaufen.

Den dadurch entstehenden Rollverlust wird er an die Anleger weitergeben, etwa über eine Reduktion des Bezugsverhältnisses. In einer Backwardation (fallende Terminkurve) bekommt der Emittent die neuen Kontrakte dagegen günstiger und erzielt einen Rollgewinn, von dem der Investor profitiert. Je steiler die Terminkurve und je öfter gerollt wird, desto heftiger sind die positiven oder negativen Auswirkungen für Anleger.

Autor: Thorsten Welgen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Walter Kozubek
Walter Kozubek
Zertifikate-Experte

Walter Kozubek war zwischen 1989 und 2003 als Börsenhändler an der Wiener Börse als Salestrader für Optionsscheine und Zertifikate im Team des „Global Warrants-Teams“ der Citibank in Wien und als Journalist für Wirtschaftsblatt-Online tätig. Seit 2004 betreibt er die Internetportale www.zertifikatereport.de und www.hebelprodukte.de und fungiert als Herausgeber der wöchentlich erscheinenden, kostenlos zum Download angebotenen PDF-Newsletter www.zertifikatereport.de und www.hebelproduktereport.de. Der ZertifikateReport wurde erstmals im Jahr 2004, der HebelprodukteReport erstmals im Jahr 2005 veröffentlicht.

Mehr über Walter Kozubek
Mehr Experten