Kommentar
07:00 Uhr, 30.03.2010

Erdgas: Preisverfall & Rollgewinne locken Shortseller

Erwähnte Instrumente

Während die Notierungen für Rohöl und Destillate seit Jahresanfang kräftig zulegen, sinken die Erdgasnotierungen auf dem amerikanischen Markt scheinbar unaufhaltsam. Mittlerweile liegt der Preis mit knapp 4 US-Dollar je Million britische Thermaleinheiten (MBTU) auf dem tiefsten Stand seit etwa 6 Monaten. An eine Trendwende scheinen die wenigsten zu glauben: Aktuell setzen spekulative Investoren massiv auf einen weiteren Einbruch der Notierungen.

In der vergangenen Woche erreichten die Netto-Short-Positionierungen dieser Investorengruppe an der „New York Mercantile Exchange“ (NYMEX) mit 186.983 Kontakten einen neuen Rekordwert.

Auch zahlenmäßig sind die negativ eingestellten Marktteilnehmer derzeit klar in der Überzahl: Insgesamt 97 spekulative Händler oder Handelshäuser setzten unter dem Strich auf fallende Kurse, nur 67 Händler stemmten sich mit Long-Positionierungen dagegen. In der Tat sprechen eine Reihe von Gründen für eine anhaltende Schwäche der Erdgaspreise. Trotz der überdurchschnittlich kalten Witterung der vergangenen Monate liegen beispielsweise die Vorräte in den USA klar über dem 5-Jahres-Durchschnitt. Darauf weist die „U.S. Energy Information Administration“ (EIA) in ihrem „Short Therm Energy Outlook“ hin. In der vergangenen Woche beliefen sich die Vorräte auf 1.615 Milliarden Kubikfuß. Das ist insofern sehr wichtig, als die Heizperiode in den USA sich traditionell in diesen Wochen dem Ende zuneigt. Damit beginnt die Phase des Lageraufbaus.

Geht der Markt bereits mit überdurchschnittlich hohen Vorräten in die Aufbauphase über, steigt die Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Angebotsüberhangs im weiteren Jahresverlauf deutlich an. Zudem beginnt der Lageraufbau wegen des nunmehr recht warmen Wetters in den USA früher als gewöhnlich. Wie drastisch sich ein zu starker Lageraufbau auswirken kann, macht das Beispiel des vergangenen Jahres deutlich. Bereits im Sommer wurden Spekulationen laut, wonach die Speicherkapazität in den USA nicht mehr ausreichen könnte, um das überschüssige Erdgas zu lagern. In Folge der schweren Rezession ging der Gasverbrauch deutlich zurück, während der Angebotsüberhang nur teilweise durch Förderkürzungen kompensiert wurde. In der Folge brachen die Erdgasnotierungen im September 2009 deshalb kurzfristig auf rund 2,40 US-Dollar/MBTU ein.

Eine Wiederholung dieses Szenarios gilt derzeit unter Marktbeobachtern als durchaus möglich. Investoren stützen ihre Markterwartung dabei neben der Entwicklung des Lagerzyklus auch auf die tatsächliche Produktionsentwicklung. Gegenwärtig sind in den USA etwa 939 Gasbohranlagen (Gas Rigs) in Betrieb. Das entspricht einer Steigerung um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Tiefststand des vergangenen Jahres. Üblicherweise steigt die Produktionsmenge mit der Anzahl der aktiven Bohranlagen. Zudem erwartet die EIA eine deutliche Ausweitung der Flüssiggasimporte (LNG) im laufenden Jahr, da neue Produktionskapazitäten aus dem mittleren Osten auf den Markt drängen. Dadurch könnten die Importe in 2010 um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahresstand auf 1,8 Milliarden Kubikfuß pro Tag zulegen. Nicht zuletzt spielen auch die Erwartungen bezüglich der konjunkturellen Entwicklung eine wichtige Rolle bei der Positionierung der Investoren. Zwar scheint die Weltwirtschaft sich dem Erholungspfad zu befinden, aber dieser soll nach einhelliger Überzeugung der meisten Volkswirte holprig verlaufen. Rückschläge sind nicht ausgeschlossen, was sich unweigerlich auch auf die Energiemärkte durchschlagen würde.

Allerdings zeigt sich hier ein unklares Bild: Während Investoren Erdgas massiv verkaufen, werden große Longpositionen in Erdöl aufgebaut. Daraus könnte abgeleitet werden, dass die Sorge vor einer konjunkturellen Eintrübung nur eine untergeordnete Rolle im Kalkül der Investoren spielt. Das Missverhältnis zwischen den Positionen im Erdöl- und Erdgasmarkt kann unter Umständen als Warnsignal für die Baisse-Spekulanten interpretiert werden.

Bezogen auf den Heizwert werde Rohöl momentan mit einem Aufschlag von 250 Prozent gegenüber Gas gehandelt, rechnete unlängst die „Financial Times Deutschland“ vor. Üblich sei dagegen eine Prämie von 60 Prozent. Sollte sich die Energienachfrage unerwartet stabil entwickeln, könnte das Pendel wieder zu Gunsten von Erdgas ausschlagen. Dieser Ansatz könnte als Erklärung für die anhaltenden Mittelzuflüsse in Erdgas-ETFs dienen.

Zumindest für den Moment scheinen am Markt jedoch die Argumente für weiter sinkende Erdgasnotierungen zu überwiegen. Unterstützend wirkt dabei nicht zuletzt die Struktur der Terminkurve. Erdgas notiert derzeit mit starkem Contango, der Preis zur sofortigen Ausführung liegt deutlich unter dem Terminpreis. Dadurch lassen sich auf der Verkaufsseite Rollerträge erzielen. Für Privatanleger, die von fallenden Erdgas - notierungen profitieren wollen, bieten sich eine ganze Reihe von Shortzertifikaten an. E

ine komfortable Suche nach dem passenden Produkt ermöglicht beispielsweise die Hebelprodukte-Matrix auf godmode- trader.de; zu finden unter http://www.godmode-trader.de/hebelprodukte/matrix

Martin Pachtner

Dieser Artikel wurde im Rohstoff Report veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um eine kostenlose Publikation der BörseGo AG. Details und kostenlose Anmeldung über http://www.rohstoff-report.de/

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen