Kommentar
08:19 Uhr, 05.09.2014

Erdgas: Energierohstoff der Zukunft

Die ansteigende Erdölproduktion in den USA überschattet einen ganz anderen Schauplatz: die Erdgasproduktion.

Während die Ölproduktion von 1990 bis 2013 um gut 20% zulegte, stieg die Erdgasproduktion um fast 70%. Auch wenn die Peak Oil Gefahr (Ölreserven erschöpfen sich, Produktion sinkt nur mehr) gebannt ist und Öl weiterhin den größten Stellenwert einnimmt, dürfte Erdgas in den kommenden Jahren immer wichtiger werden.

Bisher war es ein großes Problem, dass sich Erdgas nicht besonders gut exportieren ließ. Ohne Pipeline ist man als Exporteur ziemlich aufgeschmissen gewesen. Seit wenigen Jahren wird nun immer mehr an LNG (Liquified Natural Gas, verflüssigtes Gas) Terminals gearbeitet. Hier wird Gas zur Verschiffung verflüssigt. Ein Tankschiff kann dann ähnlich wie Öltanker das Gas in die Welt verschiffen. Die notwendigen Investitionen sind erheblich. Dennoch werden immer mehr Milliardenprojekte überall auf der Welt aus dem Boden gestampft. Nicht nur die USA und Qatar investieren fleißig. Einige Unternehmen und Joint Ventures nehmen erhebliche Risiken mit Milliardeninvestitionen in Mozambique auf sich. Fast überall, wo große Erdgasreserven vermutet werden, gibt es Pläne für die Förderung und Verschiffung über LNG Terminals.

Der Grund für den Boom liegt auf der Hand. Erdgas ist als Energieträger sehr effizient und sauber. Gerade Länder wie China sind bisher vor allem auf die Verbrennung von Kohle angewiesen, um Strom zu erzeugen. Die Folgen für die Umwelt und Menschen sind inzwischen an der Grenze des erträglichen. Ein Umstieg auf Erdgas kann das Problem lösen. Zudem ist die CO2 Bilanz von Erdgas besser als von Kohle.

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In vielen Regionen steigt die Produktion von Erdgas seit Jahren rapide an. Zu nennen sind vor allem die USA, Qatar, Saudi Arabien und Iran. China kann die Produktion zwar auch ausweiten, allerdings bei weitem nicht so stark wie der Bedarf wächst. Der Produktionsüberschuss wächst besonders in den USA und Qatar. Diese beiden Länder sind neben Russland als die Hauptexporteure von Gas zu sehen. Chinas steigenden Bedarf (Lücke zwischen Produktion und Verbrauch) können diese Länder problemlos decken, sofern es die Möglichkeit der Verschiffung gibt. Noch ist der Export ohne Pipeline noch in den Kinderschuhen. Das dürfte sich in den kommenden Jahren ändern. Dann kann der Überschuss in den einen Ländern den Bedarf in anderen Ländern besser decken.
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Die Weltproduktion übersteigt die Nachfrage deutlich. Seit 2011 nimmt der Überschuss allerdings ab. Das deutet bereits an, dass Erdgas immer mehr Nachfrage erfährt. Der Überschuss ist auf absehbare Zeit allerdings so groß, dass nicht mit Engpässen zu rechnen ist. Der Sektor ist dennoch interessant. Produzenten können über bessere Exportmöglichkeiten von steigenden Einnahmen und damit letztlich auch steigenden Gewinnen rechnen. Besonders lukrativ dürften auf LNG spezialisierte Unternehmen sein. Die Anzahl an Terminals und Schiffen ist noch ziemlich überschaubar. Das spiegelt sich auch in den Frachtraten wieder. Während der allgemeine Schiffsmarkt für Kontainertransport mit Überkapazitäten und niedrigen Frachtraten zu kämpfen hat, sind die Raten für LNG Tanker hoch und werfen gute Gewinne ab. Die Reedereien sind profitabel und dürften in den kommenden Jahren stark wachsen. Hier lohnt es sich über ein Investment nachzudenken.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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