Eon-Studie: Wasserstoffhochlauf steckt im Investitionsstau fest
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland ist laut der vierten H2-Bilanz des Energieversorgers Eon "nur auf dem Papier" auf einem guten Weg. Die bis 2030 geplante Wasserstoff-Erzeugungsleistung sei von 8,7 Gigawatt im August 2023 auf 10,1 Gigawatt im Februar 2024 gestiegen. Damit habe sich der Aufwärtstrend der Planungen etwas verstärkt, bleibe aber erst einmal Theorie. "Denn nur die Realisierung aller geplanten Projekte würde auch bedeuten, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 eine Elektrolyseleistung von 10 Gigawatt in Deutschland zu installieren, erreicht wird", so das Unternehmen zu der Studie auf Basis von Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln.
Es bestehe jedoch eine große Diskrepanz zwischen geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen: Von 88 angekündigten Projekten läge nur für 16 mit einer geplanten Erzeugungsleistung von insgesamt 0,3 Gigawatt eine finale Investitionsentscheidung vor - und damit für nur rund 3 Prozent der angekündigten Elektrolysekapazität. Eon sah verschiedene Gründe als mögliche Hemmnisse für Investitionsentscheidungen: Die Veröffentlichung der Delegierten Rechtsakte der EU zur Definition von erneuerbarem Wasserstoff habe zwar insgesamt zu mehr Rechtssicherheit geführt. Es beständen jedoch nach wie vor Unsicherheiten im Hinblick auf die Zertifizierung und Anrechnung. Außerdem seien Fördermittel noch nicht ausreichend, strenge Auflagen sowie verspätete Förderzusagen seien ebenfalls Investitionshemmnisse. Zudem fehlten bisher Transport- und Speicherinfrastruktur.
"Deutschland befindet sich beim Wasserstoffhochlauf erst am Anfang eines langen Weges", sagte Gabriel Clemens, Geschäftsführer bei Eon Hydrogen. "Der deutliche Aufwärtstrend bei der bis 2030 geplanten Elektrolysekapazität seit der erstmaligen Erhebung der H2-Bilanz sieht in der Theorie zunächst gut aus. In der Praxis sind wir von unserem Ziel noch weit entfernt", konstatierte er. Die aktuell installierte Leistung habe sich kaum weiterentwickelt. Der Anteil der geplanten Projekte, die über eine finale Investitionsentscheidung verfügten, sei viel zu gering. "Wir bräuchten 30-mal mehr, um die von der Bundesregierung vorgegebenen 10 Gigawatt zu erreichen", sagte Clemens.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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