Kommentar
15:04 Uhr, 24.08.2009

Endspurt des Sommers und des Sommerlochs

Die ganz heiße Phase des Wahlkampfs beginnt, der 17. Deutsche Bundestag wird am 27. September gewählt. Auch wenn das wie eine Plattitüde klingt, es ist vielleicht einer der wichtigsten Wahlen überhaupt in der Geschichte der BRD. Denn nach dem Abflauen der heftigsten Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg geht es um eine Richtungsentscheidung, leider ist der Begriff geistig-moralische Wende schon historisch besetzt und missbraucht, sonst würde er passen.

Die nötige Wende besteht aber nicht, wie vielleicht der erste Eindruck suggeriert, in der Abwendung vom Kapitalismus hin zu Sozialismus oder ähnlichen Religionen. Ganz im Gegenteil, das freiheitliche System des Westens ist der einzig wirklich relevante Grund für die sagenhafte wirtschaftliche Entwicklung der Jahrzehnte nach dem Krieg. Die eigentliche Perversität der großen Koalition der Umverteilungssozialisten besteht ja darin, dass sie mit Vermögen hantieren, die nur aufgrund eines Systems entstanden sind, welches sie aus tiefstem Herzen ablehnen. Ohne Kapitalismus gäbe es gar keinen Wohlstand respektive Wohlstandsumverteilungsmöglichkeit, wie jeder Geschichtskundige anhand der Historie des Ostblocks studieren kann. Ich muss Ihnen wohl nicht schildern wie übel mir wird, wenn ich den Hausherrn des Palasts der sozialen Gerechtigkeit (Oskar Lafontaine) über den bösen Teufel Kapitalismus referieren höre. Andererseits erfüllt es mich dann doch mit Freude die aktuellen Wahlprognosen zu lesen: So dämlich wie diese DDR-Nostalgiker denken ist das deutsche Volk in seiner überwiegenden Mehrheit nämlich nicht. Dass man einem Tüchtigen sein Vermögen nur ein Mal nehmen kann, um es dann an zehn Couchpotatoes zu verteilen, leuchtet den meisten einfach ein. Und dass der dann irgendwann die Lust verliert überhaupt weiterzumachen auch.

Die eigentliche Wende muss zurück zum Leistungsprinzip führen. Dazu gehört, dass man auf alle Fälle weit mehr als die Hälfte seines Einkommens behalten darf, egal wie hoch es ist. Das wuchernde Geschwür des Staatseinflusses muss drastisch zurückgeführt werden. Zum Leistungsprinzip gehört aber auch, dass man an die Struktur der Vergütung von Leistungskräften ran muss – primär eine Aufgabe, die die Wirtschaft intern zu lösen hat. Die Orientierung an kurzfristigen Erfolgszahlen war ein Irrweg, der ausgemerzt werden muss. Der Ersatz durch mittel-und langfristige Ziele, von denen der Aktienkurs nur eine Komponente unter vielen wichtigeren ist, ist ein integraler Bestandteil der Erneuerung des Kapitalismus. Ob Merkel und Westerwelle dazu willens und in der Lage sind weiß ich nicht; alleine der Mangel an Alternativen macht es mir jedoch leicht, mein Kreuzchen an der richtigen Stelle zu setzen.

Daniel Kühn - Chefredaktion http://www.tradersjournal.de und http://www.forex-report.de/

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Über den Experten

Daniel Kühn
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Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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