Kommentar
14:09 Uhr, 01.12.2021

Emerging-Markets-Aktien vor neuem Schub?

Während in Europa und den USA regelmäßig neue Allzeithochs erreicht werden, tun sich Emerging Markets dabei schwer. Das dürfte sich bald ändern.

Erwähnte Instrumente

  • iShares MSCI EM UCITS ETF USD Dist. - WKN: A0HGWC - ISIN: IE00B0M63177 - Kurs: 42,100 € (L&S)

Über einen langen Zeitraum sind Emerging Markets (EM) Aktien keine schlechte Wahl. Über lange Strecken schlägt die Performance jene des S&P 500. Da der S&P 500 selbst die meisten Indizes in entwickelten Märkten schlägt, sind EM Aktien gegenüber z.B. dem Dax ein starker Outperformer. Seit Beginn der Pandemie haben EM Aktien ihren Vorsprung eingebüßt. In den Jahren davor mussten Anleger gute Nerven bewahren. Unter hohen Schwankungen ging es seitwärts. Die Outperformance ist auf wenige, kurze Phasen zurückzuführen.


Vor einem Jahr brach der MSCI Emerging Markets aus der Seitwärtsbewegung, die sich seit 2007 hält, aus. Seit Sommer 2021 wird konsolidiert. Charttechnisch kann man davon sprechen, dass der Index nach dem Ausbruch über den Widerstand nun zu diesem Widerstand zurückgekehrt ist. Aktien scheinen von diesem Niveau aus wieder nach oben zu drehen und der Widerstand wird zur Unterstützung.

Die Konsolidierung der letzten Monate hatte gute Gründe. Einige Länder sind stark im Index gewichtet. Dazu zählt China. Dort wiederum sind Technologieaktien wie jene von Alibaba oder Tencent hoch gewichtet. Genau dieser Sektor hat unter regulatorischen Maßnahmen gelitten. Das Schlimmste dürfte nun vorüber sein.

Generell haben EM Aktien eigentlich Rückenwind. Viele EM sind Rohstoffexporteure und profitieren von steigenden Rohstoffpreisen. Das war in den letzten Monaten nicht der Fall (Grafik 2). Sonderfaktoren wie die Gewichtung von China im Index haben diesen Rückenwind ausgeglichen.


Ein weiterer Faktor war die Abwertung von EM Währungen. Bestes Beispiel ist die türkische Lira, die fast täglich neue Allzeittiefs erreicht. Auch der brasilianische Real ist schwach und Brasilien hat immerhin das fünfthöchste Gewicht im Index.

Ob sich all diese Sonderfaktoren gleichzeitig auflösen, sei dahingestellt. Man muss aber nicht darauf warten, dass sich diese Sonderfaktoren auflösen. Anderes spricht für EM Aktien. Im Vergleich zu entwickelten Märkten sind sie historisch günstig (Grafik 3) und befinden sich in der Nähe unterer Wendepunkte.


Im Vergleich sind sie auch fundamental günstig bewertet. Das KGV liegt ein Drittel tiefer als in entwickelten Märkten. Die Wachstumsaussichten hellen sich auf im Vergleich zur 2013/14, als die US-Notenbank das letzte Mal QE beendete, sind EM besser positioniert.

EM reagieren auf Änderungen der US-Geldpolitik empfindlich, wenn sie hohe Dollarschulden haben. Das war 2013/14 ein großes Problem, zumal gleichzeitig Rohstoffpreise stark fielen. Heute ist die Schuldensituation besser und Rohstoffpreise sind hoch.

Alles in allem sind EM Aktien interessant. Eine Outperformance dürfte sich langfristig zeigen, insbesondere dann, wenn die Überbewertung in den USA abgebaut wird. Am einfachsten kann man über den iShares MSCI Emerging Markets ETF partizipieren (ISIN IE00B0M63177).

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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