Emerging Markets – Risikoaversion im Blickpunkt
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Kaum ist der Ausverkauf an der Emerging Markets und bei Hochzinswährungen wie dem Austral- oder Neuseeland-Dollar einige Wochen her, scheint das Thema Volatilität und die damit einhergehenden Risken keinen Anleger mehr zu beunruhigen. Vielmehr werden „Low-Beta“-Währungen wie Franken und Yen wieder fleißig verkauft – vor allem von Carry-Tradern. Doch die Entwicklung ist trügerisch, denn nach wie vor kann sich das Szenario einer massiven Carry-Trade-Kaskade wiederholen.
Wir berichteten über die Problematik im Yen zu Beginn des letzten Monats (s. Devisen Report vom 7. März). Dass der Risikoappetit der Marktteilnehmer wieder spürbar gestiegen ist, zeigt der Risk Index der UBS. Zu ersten Mal seit Ende Februar ist das Volatilitätsbarometer wieder in negatives Terrain gefallen – dies bedeutet, die Anleger fragen verstärkt risikoreichere Investments nach. Kein Wunder, haben sich die Aussichten auf Zinserhöhungen in Japan eingetrübt. Die japanische Inflation auf der Gesamtebene notiert nahe Null und die Kernrate droht sogar wieder ins Minus zu rutschen. Zudem kommen von der Bank of Japan (BoJ) nicht mehr als Lippenbekenntnisse zum „abnormal“ schwachen Yen, wie es jüngst der ehemalige japanische Finanzminister Eisuke Sakakibara betonte. Denn Japans Regierung favorisiert einen niedrigen Wechselkurs, um die exportlastige Wirtschaft zu stützen. Ergo: Die Yen-Verkäufe im Rahmen von Carry-Trades und Kapitaltransfers in Ausland gehen weiter.
Auf der anderen Seite haben sich die Emerging Marktes erholt. Nicht nur Forint, Tschechenkrone oder Zloty geben sich robust, auch der südafrikanische Rand hat sich berappelt. Die indische Rupie konnte nach der Zinserhöhung vom Dienstag um 50 Basispunkte auf 6,50% deutlich zulegen. EUR/INR droht unter die 56,50 zu fallen und dürfte dann zügig die 55er-Marke anvisieren. Die isländische Krone lockt die Carry-Trader wieder an, obwohl der Markt extrem illiquide ist. 14,25% beträgt die „Repo Rate“ der Sedlabanki – ein satter Renditevorsprung gegenüber Franken und Yen. Allerdings leidet Island unter einem enormen Leistungsbilanzdefizit sowie einer hohen privaten und öffentlichen Verschuldung mit entsprechenden Gefahren für die Wirtschaft. Dennoch sorgt die sinkende Volatilität für steigende Risikoneigung bei den Anlegern. Stark gefragt sind auch der Thai-Baht und die indonesische Rupiah.
Manchmal sind die klaren Aufwertungen der Währungen aber gerechtfertigt. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen in vielen Emerging Markets haben sich im letzten Jahrzehnt spürbar verbessert: Leistungsbilanzdefizite sind ebenso zurückgefahren worden wie die Haushaltslöcher. Die Teuerung ist in vielen Ländern auf erträgliche Niveaus gesunken und die Devisenreserven aufgrund teils extrem positiver Handelsbilanzsalden kletterten in Asien und Russland in astronomische Höhen. Allen voran steht die People’s Bank of China (PBoC) mit einem Volumen von über 1.000 Milliarden USD. Besonders global agierende Rentenfonds und Investoren im Bereich Immobilen und Private Equity engagieren sich verstärkt in den Emerging Markets und beulten so die jüngste Yen-Delle aus.
Auch „High-Beta“-Währungen wie der „Aussie“ oder Kiwi“ haben zuletzt deutlich profitiert. AUD/USD stieg auf den höchsten Stand seit November 1996, NZD/USD ereichte ein Zwei-Jahreshoch. Dennoch sollten die Anleger die akuten geopolitischen Risken wie die nicht erst durch die Festsetzung der britischen Soldaten im Iran angespannte Lage zwischen Washington und Teheran vergessen. Die Vereinten Nationen (UN) haben zuletzt die Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran beschlossen und der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist derzeit noch meilenweit von einem Einlenken im Atomstreit entfernt. Eine Verschärfung im Tonfall zwischen dem Westen und dem Iran könnte den Ölpreis und die Risikoaversion wieder deutlich steigen lassen. Der US-Dollar und die Hochzinswährungen sollten dann leiden, sichere Häfen wie der Franken und Yen hingegen zulegen.
Am 13. April tagen dann noch die G7-Finanzminister in Washington. Während Sakakibara zuletzt sagte, dass der Yen keine große Rolle auf dem nächsten G7-Gipfel spielen dürfte, geht Kanadas Finanzminister Jim Flaherty davon aus, dass die japanische Valuta wie schon
auf dem G7-Treffen im Februar angesprochen werden dürfte. In Erinnerung sollte jedem noch die eingehende Warnung vor „einseitigen Währungswetten, wie es vor allem Carry-Trader machen, von den Finanzministern und Notenbankern sein. Die Reaktion am Devisenmarkt ist bekannt. Mögliche Hinweise auf eine nahende Yuan-Flexibilisierung könnten ebenfalls den Yen stärken und dadurch die Volatilität erhöhen.
Schließlich könnte sich Fed-Chef Ben Bernanke als Zünglein an der Risikowaage beweisen. Da sich die US-Notenbank jüngst zinsneutraler gab, als es den Dollarbullen lieb ist und die US-Ökonomie in den vergangenen Wochen tendenziell schwächere Signale ausgesandt hat, wird Bernanke mittelfristig um die Änderung seines Zinsfokus hin zu einer lockeren Geldpolitik zur Unterstützung der US-Wirtschaft nicht umherkommen. Bereits am Freitag – aufgrund des Feiertags in vielen Regionen der Welt wird die Liquidität relativ gering sein – könnte die US-Arbeitsmarktdaten für eine spürbare Dollarabschwächung und damit auch der Emerging-Markets-Währungen sorgen. Denn kommt die US-Konjunktur ins Stottern, verlieren zahlreiche (asiatische) Exportnationen ihre besten Konsumenten. Vor allem der mexikanische Peso, brasilianische Real oder die indische Rupie sind hier im Risiko.
Die Anleger in Rand & Co. sollten sich angesichts der aktuell niedrigen Volatilität daher nicht zu sicher sein. Geopolitische Dauerkrisen im Irak oder Nordkorea haben die Risikosensitivität Vieler schwinden lassen. Doch kann diese schnell wieder zurückkommen – ein Funke genügt (Stichworte wie „subprime mortgages“ oder stärkerer US-Wirtschaftsprotektionismus), um die Finanzwelt zu erschüttern. Auf den Einsatz von Stopps sollte in diesen Zeiten deshalb besonders geachtet werden!
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