Nachricht
23:09 Uhr, 27.02.2004

Elephant Seven: To turn around or no turnaround….?

Elephant Seven AG

Typische Geschichte des Neuen Marktes

Die Internet- Agentur Elephant Seven AG (kurz:E7) hat eine klassische NeuerMarkt-Historie hinter sich. Kurz vor der ultimativen Hype-Zeit im Herbst 1999 zu 12,5 EUR an die Börse gebracht, lieferten die Unterhachinger (damals noch unter dem Namen Digital Advertising AG) eine Story, wie man sie seinerzeit liebte. Doch wie bei der Konkurrenz wuchsen die Auftragsbäume nicht in den Himmel - die Nachfrage nach den angebotenen Dienstleistungen wie z.B. dem Erstellen von Webseiten war bei Weitem nicht so hoch wie antizipiert. Neben dem verheerenden Wettbewerb in einem fragmentierten Markt gab es bei den potentiellen Kunden auch einen verschärften Sparzwang, der zur Verschiebung und Stornierung von Projekten führte. Auch die Möglichkeit der Erledigung von Agentur-Diensten inhouse - von der eigenen IT-Abteilung - wurde verstärkt genutzt. Diese Entwicklung stürzte die gesamte Branche in eine Krise. Prominente Opfer wurden u.a. WWL Internet und Kabel New Media, der frühere Branchen-Primus Pixelpark entging nur knapp der Insolvenz.

Akquisitionen - nicht immer negativ!

Im Nachhinein entpuppte sich als Glücksfall, dass Akquisitionen nur in geringem Umfang durchgeführt wurde. Während das Engagement in der TV-Produktionsgesellschaft hippo.tv quasi mit einem Totalverlust endete, gelang mit der Übernahme der fractales GmbH aus Gütersloh ein bis heute erfreulicher Deal. Die Gesellschaft war seit jeher profitabel und brachte mit der Deutschen Post den auch heute noch wichtigsten Kunden in den Konzern ein.
Nach mehreren Verlustjahren wurden mehrfach eher halbherzig Restrukturierungsanstrengungen unternommen, die in ihrer Dimension aber nicht ausreichten. Dahinter steckte die Erwartung des Managements, der Markt werde sich relativ rasch wieder erholen und die nötigen Kapazitäten seien dann am Markt nicht mehr ohne weiteres zu erwerben. Als schon niemand mehr mit der damaligen Digital Advertising rechnete, meldeten sich die Unterhachinger mit einem Paukenschlag zurück: Im Dezember 2002 kam es zum Merger mit der branchenweit renommierten Agentur Elephant Seven aus Hamburg, ehemals zum Springer&Jacoby-Verbund gehörend. "Technology needs creativity" lautete nicht zu Unrecht das Fusions-Motto. Die für ihre technologische Kompetenz bekannten Unterhachinger sahen in den kreativen Werbeexperten die ideale Ergänzung und auch umgekehrt. Die theoretischen Synergien sind offenkundig, da der Konzern dadurch auch Zugang zur "klassischen" Werbung erhält, während die DA-Gruppe ihre Technologielastigkeit im Onlinebereich bei den Kunden der E7 ausspielen kann. Den zuvor jahrelang chronisch defizitiären Hamburgern gelang im vergangenen Jahr - als Einheit betrachtet - das Erreichen der Gewinnschwelle.

To turn around or no turnaround….?

Für den Gesamtkonzern sollte dies - nach mehrmaligen Ankündigungen - erstmals im Geschäftsjahr 2004/2005 gelingen (31.März). Neben einer nachhaltigen Stabilisierung der Umsätze (2003/2004 erwartet: 11-12 Mio. EUR) trägt zu dieser Erwartung v.a. eine massive Kostenverbesserung bei: Allein die Neuverhandlung des Mietvertrags für den Firmensitz in Unterhaching entlastet den Konzern mit 0,6 Mio. EUR/Jahr.
Bilanziell ist die Situation nicht ungefährlich: Aktuell dürften rund 2,5 Mio. EUR liquide Mittel vorhanden sein. Einzig nennenswerte Verbindlichkeit ist ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von ca. 1 Mio. EUR, das bis Mitte 2005 in Tranchen fällig ist. Gelingt der Break-Even nicht dieses Jahr, kann das Unternehmen durchaus in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Allerdings standen die Chancen für den Turnaround vermutlich nie so gut wie jetzt.

Fazit

Die Elephant Seven AG ist nach der Fusion im Agenturranking auf Platz 5 aufgestiegen und gehört mit 3% Marktanteil zu den grösseren Playern in Deutschland. Ein Bewertungsvergleich mit der noch verblieben Peer-Group Sinner-Schrader, Syzygy und Antwerpes zeigt, dass der Finanzmarkt den möglichen Turnaround noch nicht antizipiert hat. Während bei der Konkurrenz Kurs-Umsatz-Verhältnisse von bis zu 2 gezahlt werden (bereinigt um die Netto-Liquidität) ist E7 etwa mit dem 0,5-fachen des erwarteten Umsatzes gepreist. Das das Risiko des Scheiterns aber nicht auszuschliessen ist sollte die Aktie nur als Depotbeimischung in Betracht gezogen werden.

Quelle: http://www.betafaktor.info

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen