Analyse
12:12 Uhr, 18.06.2014

El Niño: Droht 2015 ein extremes Wetterchaos?

Mais und Weizen sind 20%, Reis und Soja 10% günstiger geworden. Die Preise gehen seit Monaten steil bergab. Die Vergangenheit zeigt aber, dass sich das schlagartig ändern kann

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Der wachsende Fleischkonsum der Schwellenländer löst einen überdurchschnittlich schnellen Anstieg der Nachfrage nach Mais und Soja aus. Futtermittel werden auf immer größeren Flächen angebaut. Es entsteht Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmitteln wie Weizen. Durch die Substitution machen sich die Futter- und Nahrungsmittelkonzerne gegenseitig Konkurrenz, so etwas zum Jahreswechsel, als Weizen günstiger war als Mais. Die Nachfrage nach Weizen aus der Futtermittelindustrie wuchs stark an. Hinzu kommt die energetische Nutzung von stärkehaltigen Pflanzen wie dem Mais, welche Agrarpreise enger an die Ölpreisentwicklung koppelt. Doch selbst unter Einsatz modernster Technologien und durch das gentechnische herummanipulieren an dem Erbgut der Pflanzen haben es Menschen bisher nicht geschafft, durch Extremwetter ausgelöste Missernten und Dürren zu besiegen. Und das Extremwetter schlägt in regelmäßigen Abständen mit voller Wucht zu.

Dabei wirkt sich der Klimawandel eher mittelfristig aus. Wüsten wachsen. Flüsse trocknen aus. Schlechtes Wetter im einen Teil der Erde kann in der Regel durch gutes Wetter in einem anderen Teil ausgeglichen werden. Es gibt aber auch Wetterphänomene, die über Monate ganze Kontinente in ein Wetterchaos stürzen können. Ein solches ist El Niño.

Die amerikanische Wetterbehörde NOAA umschreibt die Ursache von El Niño kryptisch mit „Rissen“ in der Temperaturverteilung. Der bislang stärkste El Niño, jener der Jahre 1997/98 entstand laut NOAA durch eine Schwächung der Passatwinde im westlichen und zentralen äquatorialen Pazifik. Dadurch wurden die Meeresoberflächentemperaturen im östlichen Pazifik aufgeheizt. Sie stiegen um sieben Grad Celsius über ihren Normalstand. Diese Wärmeenergie wurde an die Atmosphäre abgegeben, die sich ihrerseits um 2,5 Grad erwärmte. Und dann krachte es: Schätzungen zufolge kostete der El Niño der Jahre 1997/98 insgesamt 23.000 Menschen das Leben, es entstand ein Schaden von 33 Milliarden USD. El Niño löste Überflutungen der Reisplantagen im Süden Chinas und Dürren beim Maisanbau im Norden Chinas aus. In Australien wurden Bergwerke und Felder überflutet. In den USA gab es Überflutungen im Südosten, Eisstürme im Nordosten und Tornados in Florida. Der Winter 1997/98 war der zweitwärmste in der Geschichte der USA. Lateinamerika wurde von Missernten heimgesucht.

Seit dieser Katastrophe hat sich die weltweite El-Niño-Forschung beschleunigt. Es besteht der Verdacht, dass dieses Phänomen das Wetter von China bis Argentinien, von New York und Kanada bis Westaustralien beeinflussen kann. Mordernste Sensorik, eingebaut in Bojen, die zu Hunderten zwischen der Westküste Lateinamerikas und der Ostküste Australiens ausgebracht wurden, übermittelt in Echtzeit die Entwicklung der Wassertemperaturen und die Windentwicklung über dem Meer. Für große Aufregung sorgten die Messungen der amerikanischen Behörde für Ozeanografie und Wetter in den ersten Monaten des Jahres. Die Wasseroberflächentemperaturen stiegen steil an:

El-Niño-Droht-2015-ein-extremes-Wetterchaos-Chartanalyse-Jochen-Stanzl-GodmodeTrader.de-1

Zwar hat sich die Situation in der Zwischenzeit beruhigt. Die Temperaturen sinken wieder. Dass sich ein El Niño im August ausgebildet haben wird sehen die Behörden Japans, Chinas, Australiens und der USA als fast sicher an. Die bemessen die Eintrittswahrscheinlichkeit auf 70 %. Unklar sei, wie stark El Nino tatsächlich ausfallen wird. Bereits jetzt seien erhöhte tropische Niederschläge über Indonesien und dem westlichen äquatorialen Pazifik zu beobachten. Die Wetterbehörde von Hong Kong rechnet mit einem verspäteten Eintreffen von Taifunen, während im Winter und Frühjahr 2015 mit mehr Regen gerechnet wird. China bereitet sich auf Ernteinbußen bei Mais und Reis vor. Australien rechnet mit höheren Temperaturen im Süden des Landes und mit geringeren Niederschlägen im Süden und Osten des Landes. Der Mai war bereits der heißeste Monat in Australien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nur die Börsen haben bislang nicht reagiert. Ein Fehler?

7 Kommentare

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  • nuetzi
    nuetzi

    Weltuntergang............................ wir leben nicht mehr lang.

    20:44 Uhr, 18.06.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Wir ja auch nicht

    http://www.godmode-trader.de/artikel/godmode-traderde-stoppt-trades-in-grundnahrungsmitteln,2739842

    12:17 Uhr, 18.06.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Pichel2
    Pichel2

    Ich trade grundsätzlich kein Essen auf der Long Seite!

    12:17 Uhr, 18.06.2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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