Kommentar
13:20 Uhr, 01.09.2008

Einstiegsoptimierung nicht um jeden Preis

Erwähnte Instrumente

  • Average IN Garant Euro / Sto
    Aktueller Kursstand:  

Wer sich mit Garantie-Zertifikaten beschäftigt, hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal über die bei vielen Produkten eingesetzte Durchschnittsbildung, auch „Asianing“ genannt, geärgert. Ist sie es doch, die eine bis zur Fälligkeit allzu starke Wertentwicklung des Basiswertes durch die Berücksichtigung mehrerer über die Laufzeit gestaffelter Stichtage einfach wegglättet, was auf der anderen Seite aber wiederum durch die damit einhergehende Volatilitätsabnahme die im Rahmen der Performance-Komponente eingesetzte Options-Struktur des Produktes verbilligt. So kann im Gegenzug eine höhere Partizipation oder kürzere Laufzeit realisiert werden. Dabei gilt: Je mehr Bewertungstage, desto stärker die Glättung und desto höher die Einbußen bei einer kontinuierlich steigenden Entwicklung des Underlyings. Im Gegensatz dazu kann der ungeliebte Durchschnitt aber z.B. auch vor crashartigen Kurseinbrüchen gegen Laufzeitende schützen.

Die ABN Amro geht nun her und dreht die ganze Sache bei ihrem neuen Average In Garantie-Zertifikat auf den Euro STOXX 50 einfach um, d.h. nicht der Ausstieg wird geglättet, sondern der Einstieg und das gleich über einen Zeitraum von zwei vollen Jahren. Das entspricht insgesamt 24 monatlichen Stichtagen, an denen der Startkurs des Basiswertes als Ausgangspunkt für die letzten drei Jahre der insgesamt fünfjährigen Laufzeit optimiert werden soll. Bei Fälligkeit zählt dann die lineare Entwicklung gegenüber dem Einstiegsdurchschnitt. Für den Anleger bedeutet dies ein komplettes Umdenken, was die Einschätzung des Produktes anbetrifft, das eigentlich eine weiter anhaltende Finanz- und damit auch Börsenkrise nahelegt. In diesem Fall würde sich bei weiter fallenden Märkten der Einstiegskurs über die nächsten zwei Jahre sukzessive verbilligen, allerdings wird der Effekt auch hier durch das engmaschige Netz von Beobachtungszeitpunkten immer weiter verwässert und könnte bei einem früher als erwarteten Drehen des Marktes sogar ins Gegenteil verkehrt werden, je nachdem wie dieser Prozess abläuft. Im Gegensatz zu anderen am Markt befindlichen „Einstiegsprodukten“, die sich auf einen kürzeren und damit überschaubareren Zeitraum von beispielsweise drei bis sechs Monaten beziehen und bei denen von vornherein der tiefste Kurs fix als Einstiegsmarke übernommen wird, arbeitet das Durchschnittsprinzip bei dem ABN-Produkt also eher suboptimal. Auf der anderen Seite schützt der 100-prozentige Kapitalschutz des Nominals vor unvorhersehbaren Marktentwicklungen.

Der BörseGo Tipp:

Der tatsächliche Nutzen dieser Form der Best-Entry-Strategie erschließt sich dem Investor nicht so richtig. Denn geht man schon von einem längerfristigen Krisenszenario aus, warum sollte man dann überhaupt jetzt schon investieren, zumal günstige Einstiegskurse durch die Glättung konterkariert werden. Der Kapitalschutz reicht dazu als Anreiz wohl kaum aus. Kürzere, lineare Einstiegskomponenten z.B. in aktuellen Express-Zertifikaten könnten in Verbindung mit einem entsprechenden Teilschutz deshalb die schlüssigere Kombination darstellen, die jeweilige Markterwartung vorausgesetzt.

DJ Euro STOXX 50 Average In Garant-Zertifikat

Emittent/WKN:

ABN Amro / AA04M4

Laufzeit:

19.09.2013

Preis: (in Zeichnung: 18.08.08-12.09.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 2 € Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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