Ein unguter Trend
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Zu kleine Fonds werden geschlossen, andere verteuert, stark wachsende Fonds nicht verbilligt, und neue Produkte mit Performancegebühren versehen. Nur Ersteres ist zu begrüßen.
Fonds mit geringem Volumen sind meist sowohl für die Anleger als auch die Fondsgesellschaft zu teuer. Bei einem Fondsvermögen im einstelligen Millionenbereich und darunter verursachen die Fixkosten und Transaktionsgebühren ein solch hohe Gesamtkostenbelastung, dass oft ein Teufelskreis entsteht: Schlechte Performance, Mittelabflüsse, diese führen zu noch höheren Kosten - bis es letztendlich der Fondsgesellschaft peinlich wird und der Fonds geschlossen wird. Diesen Produkten muss keiner eine Träne nachweinen.
So weit, so gut. Doch leider gehen mit Schließungen oft weitere, aus Anlegersicht weit weniger erfreuliche Maßnahmen einher. Da wird dann, wie jüngst im Falle der Activest von "Straffung der Produktpalette und Anpassung der Gebühren" im selben Atemzug gesprochen. Dabei ist der begriff "Anpassung" in diesem Zusammenhang natürlich nicht mehr als ein Euphemismus für Erhöhung. Leider ist diese kein Einzelfall. Mit dem oft von Anbieterseite propagierten Schlagwort von Produktwahrheit und Produktklarheit ist diese Vorgehensweise schwerlich vereinbar. Gerade entledigte man sich einiger verlustbringender Produkte, und nun belohnt man jene Anleger, die schlau genug waren in den anderen Fonds der Gesellschaft investiert zu sein, mit teureren Verwaltungsgebühren.
Ein ganz anderes Phänomen: erfolgreiche Fonds mit langfristig stark wachsenden Volumina werden in Europa senken in Europa nur höchst selten ihre Gebühren. Warum etwa muss ein Fidelity European Growth heute noch so teuer sein wie vor zehn Jahren, als sein Volumen nur einen Bruchteil des heutigen Umfangs von mehreren Milliarden Euro hatte? In den USA wird bei anlegerfreundlichen Fondsgesellschaften (und davon gibt es - trotz Skandal - durchaus einige, darunter auch Fidelity mit seinen US-domizilierten Produkten) wenigstens ein Teil der mit höheren Volumina verbundenen Kosteneinsparungen an die Anteilsinhaber weitergegeben.
Genauso werden sehr große Fonds für neue Gelder ("soft closing") oder auch nur neue Anleger ("hard closing") zeitweise geschlossen, wenn die Mittelzuflüsse als renditemindernd eingestuft werden. Derartiges ist in der alten Welt nahezu unbekannt, die kleine Gesellschaft Ennismore bildet eine der wenigen Ausnahmen.
Bei vielen neu lancierten Produkten, darunter vor allem die modischen Absolute Return-Fonds, werden zudem sehr stattliche Performancegebühren erhoben. Diese schöpfen einen Teil der erwirtschafteten (Überschuss-)Rendite, oft 20 oder gar 30 Prozent, gleich wieder ab. Diese Gebühren sind sehr heterogen konzipiert und sollten nicht pauschal verurteilt werden, dennoch sind sie Teil eines beunruhigenden Trends. Anstatt dass die Fondsgesellschaften Buße dafür tun, dass sie in Zuge des Platzens der zahlreichen Aktienblasen Anfangs des Jahrtausends auf breiter Front in Beratung und Produktkonzeption versagt haben, versuchen sie verlorene Gewinnströme oft durch höhere Gebühren wieder wettzumachen. Verlorengegangenes Vertrauen stellt man so kaum wieder her.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.