Ein holpriger Weg für den US-Dollar
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Der Grund, warum Investoren so viel Zeit mit den Kursbewegungen des US-Dollars verbringen, ist kein großes Rätsel: „Der US-Dollar ist und bleibt die meistgehandelte Währung der Welt und somit hat sein Wert große Auswirkungen auf die meisten Finanzmärkte“, sagt Gilles Seurat, Multi-Asset-Fondsmanager bei La Française Asset Management. Letztes Jahr während des Finanzcrashs im März stieg der US-Dollar und fiel dann um mehr als 12 %. Um zu wissen, wie die Entwicklung weitergeht, hilft ein Blick auf die Fundamentaldaten des US-Dollar.
„Der erste Indikator, auf den wir uns gerne stützen, ist die langfristige Bewertung, gemessen am realen effektiven Wechselkurs“, so Seurat. Dieser Indikator helfe bei der Analyse, ob eine Währung im Vergleich zur Inflationsdynamik günstig ist. Auch wenn der US-Dollar bereits nachgegeben hat, liegt er immer noch über seinem langfristigen Durchschnitt. Seurat ist sich sicher: „Investoren werden versucht sein, in Länder mit günstigerem Wechselkurs zu investieren. Zum Beispiel könnten US-Anleger in Europa oder Japan diversifizieren wollen. Dies wird ein negativer Faktor für den US-Dollar sein.“
Ein weiterer sehr wichtiger Treiber für Devisen sieht der Experte im Realzins, d. h. in der Vergütung über Inflation, die Investoren für Positionen in Staatsanleihen erhalten. In den USA ist er für ein Wertpapier mit 10-jähriger Laufzeit von gut 1 % Anfang 2019 auf magere -1 % am 22. Januar 2020 gesunken. Das bedeutet, dass Anleger, die US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit halten, einen Kaufkraftverlust von 1 % pro Jahr befürchten müssen. „Historisch gesehen hat sich der US-Dollar im Einklang mit diesem Realzins bewegt – was durchaus nachvollziehbar ist. Dies ist in diesem Jahr ein weiterer negativer Treiber für den US-Dollar, denn wir rechnen nicht mit steigenden US-Realzinsen“, so Seurat.
Die Geschichte gibt einen weiteren Anhaltspunkt für die Entwicklung des US-Dollars. Wenn sich die US-Wirtschaft in der Vergangenheit aus einer Rezession hinausbewegte, fiel der US-Dollar. So verlor zum Beispiel der USD-Index von März 2009 bis März 2011 15 %. Nach einem schlimmen 3. Quartal 2020 erwartet der Fondsmanager eine weitere Erholung im Jahr 2021, da die Weltwirtschaft allmählich zur Normalität zurückkehre.
Die Politik könnte auch eine Rolle spielen. Während der ehemalige Präsident Trump Zölle befürwortete, wird der amtierende Präsident Biden wahrscheinlich davon absehen. In den vergangenen Jahren stieg der US-Dollar, wenn die USA Zölle einführten. „Das Ausbleiben von Zöllen ist nicht durchweg nachteilig, aber es fällt ein potenzieller Kurstreiber weg. Darüber hinaus lieferte uns die erste Rede von Janet Yellen einen weiteren Hinweis. Während fast alle früheren US-Finanzminister einen ‚starken US-Dollar‘ lobten, sprach Janet Yellen von ‚marktbestimmten Wechselkursen‘. Insgesamt wird sich die neue US-Regierung weniger positiv auf den US-Dollar-Wechselkurs auswirken“, befürchtet Seurat.
Der Experte weist auch darauf hin, dass die US-Wirtschaft ein sehr großes Leistungsbilanzdefizit hat (fast 3 % des BIP). Dies sei zum Teil auf das dramatische Handelsbilanzdefizit (fast 900 Mrd. $ pro Jahr) zurückzuführen, da die Importe die Exporte bei weitem übertreffen. Folglich müssen Unternehmen täglich US-Dollar verkaufen, um Fremdwährungen zu kaufen.
„Allerdings müssen wir fairerweise einräumen, dass auch einige positive Faktoren für den US-Dollar sprechen: Die Anleger haben sich bereits auf einen niedrigeren US-Dollar eingestellt. Einige Spekulanten nutzen deshalb FX-Futures und so sind die aktuellen Positionen auf den US-Dollar auf einem Allzeittief“, sagt Seurat. Die Nachfrage der Anleger lässt sich auch über die Optionsmärkte ableiten. Das Ergebnis ist dort das gleiche, wobei Call-Optionen teurer sind als Puts auf EUR/USD. „Dies könnte eine Abwertung des US-Dollars bremsen, da diese Positionen spekulativ sind und irgendwann in der Zukunft verkauft werden sollten. Zudem könnte der US-Dollar vom spektakulären Kursanstieg der US-Technologieaktien profitieren. Ausländische Investoren könnten daran partizipieren wollen und müssten dafür US-Dollar kaufen“, so der Fondsmanager. Ein weiterer wichtiger positiver Faktor für den US-Dollar sieht er in der bemerkenswerten Outperformance der US-Wirtschaft gegenüber anderen Industrieländern. Dies könnte auch ausländisches Kapital in die USA locken.
„Alles in allem gehen wir davon aus, dass der Abwärtstrend für den US-Dollar noch nicht vorbei ist. Wir ziehen es vor, unsere auf US-Dollar lautenden Bestände wie Auslandsanleihen aus Schwellenländern oder US-Aktien abzusichern“, fasst Seurat zusammen.
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