„Ein ausgewogenes Portfolio braucht Alternativen“
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Herr Lösche, die Volatilität an den Märkten nimmt zu. Schroders reagiert mit liquiden alternativen Investments: Warum steigen die Mittelzuflüsse in diese Anlageform seit einigen Jahren kräftig? Können Sie Zahlen nennen?
Es fällt auf, dass sich in volatilen Marktphasen Aktien oder Renten mehr und mehr in die gleiche Richtung bewegen: zwei Anlageklassen, die traditionell als wichtige Instrumente zur Diversifikation eines Portfolios galten. Insbesondere in Zeiten von politisch geprägten Börsen wird es immer schwieriger, diversifizierende Bausteine für ein Portfolio zu finden – denn schon seit Beginn der globalen Finanzkrise 2007 lässt sich diese Tendenz verstärkt beobachten. Wir gehen davon aus, dass der Trend auch in Zukunft anhalten und die Portfoliokonstruktion vor erhebliche Herausforderungen stellen wird. Wer als Anleger sein Portfolio ausgewogen strukturieren will, muss aus unserer Sicht umdenken und nach Alternativen Ausschau halten.
Vor diesem skizzierten Hintergrund sind in den letzten Jahren liquide alternative Investments sehr attraktiv geworden. Innerhalb von acht Jahren hat sich der Mittelzufluss in Publikumsfonds mit alternativen Strategien fast verzehnfacht: von 33 Mrd. US-Dollar im Jahr 2005 auf rund 308 Mrd. US-Dollar 2013.[1]
Was sind die typischen Kennzeichen für liquide alternative Investments?
Typischerweise zeichnen sich liquide alternative Investments durch eine niedrige Korrelation zu den traditionellen Aktien- und Rentenmärkten aus. In aller Regel sind sie von einem Vergleichsindexunabhängig und streben eine reduzierte Volatilität bei gleichzeitiger Marktpartizipation an. Normalerweise sind Anleger bereit, in Teilen auf die Partizipation in steigenden Märkten zu verzichten und legen eher Wert darauf, Kursrückschläge zu begrenzen.
Ein entsprechender Fonds ist der Schroder ISF European Equity Absolute Return. In welche Firmen in welcher Region investiert der Fonds?
Der Fonds investiert im breiten Spektrum in europäische Unternehmen. Um eine ausreichende Liquidität und Handelbarkeit zu gewährleisten, liegt der Schwerpunkt auf mittelgroßen und großen Unternehmen. Auf der Kauf-Seite fokussiert sich der Fonds auf Unternehmen, deren Geschäftsmodell vom aktuellen Geschäftszyklus profitiert. Ebenso achtet das Team auf günstige Bewertungen, stabiles Gewinnwachstum und eine profitables Geschäftsmodell. Im Gegensatz dazu setzt die Verkauf-Seite auf fallende Kurse bei Unternehmen, die Gegenwind von der wirtschaftlichen Entwicklung zu befürchten haben. Ebenso findet man hier Firmen mit hoher Verschuldung und schlechter Wettbewerbsposition.
Welchen Anlageansatz vertritt der Fonds?
Der Fonds verfolgt einen Absolute-Return-Ansatz und hat dementsprechend als Ziel, in jeder Marktphase über einen langfristigen Anlagehorizont positive Renditen zu erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Fonds sowohl auf steigende als auch fallende Kurse. In der Regel werden die Kauf- und Verkauf-Positionen im Portfolio so strukturiert, dass der Fonds unabhängig von Marktentwicklungen positioniert ist und die Rendite von der reinen Aktienselektion getrieben wird
Der Anlageansatz des Schroder ISF European Absolute Return orientiert sich am Konjunkturzyklus (Business Cycle) und verbindet volkswirtschaftliche Sektoranalyse mit Aktienselektion auf Basis fundamentaler Unternehmensdaten. Die Einschätzung der Phase des Konjunkturzyklus bildet dabei die Grundlage für die sektorale Ausrichtung. Allgemein wird unter den Konjunkturphasen Abschwächung, Rezession, Erholung und Expansion unterschieden. Beispielsweise werden in einer Abschwächungsphase eher konjunkturunabhängige Sektoren wie Verbrauchsgüter gekauft und konjunkturabhängige Sektoren wie Industrie oder zyklische Konsumgüter verkauft. Innerhalb der Sektoren erfolgt die Auswahl der Aktien auf Basis fundamentaler Analyse.
Wird ein Anlagestil (z. B. Growth oder Value) dauerhaft bevorzugt?
Da der Schroder ISF den Konjunkturzyklus-Ansatz mit fundamentaler Aktienselektion kombiniert, besitzt er keine Stilabhängigkeit. Je nach Marktlage ist der Fonds in der Lage, seine Ausrichtung flexibel anzupassen. So werden in unterschiedliche Marktphasen verschiedene Stile bevorzugt.
Warum sollten Anleger in diesen Fonds investieren? Entwickelt sich ein Portfolio mit beigemischten liquiden alternativen Investments konstant besser als ein traditionelles Mischportfolio aus Aktien und Anleihen?
Der Fonds hat auf langfristige Sicht mit 6,2 % p. a. aktienähnliche Renditen erzeugt, und das bei deutlich geringeren Schwankungen (Volatilität p. a.: 5,7 %). Darüber hinaus eignet er sich aufgrund der niedrigen Korrelation zum europäischen Aktienmarkt ausgezeichnet als diversifizierendes Element. Dadurch war auch möglich, in Phasen hoher Marktschwankungen starke Kursrückschläge zu minimieren und für Stabilität im Portfolio zu sorgen.[2]
Dass liquide alternative Investments keine Modeerscheinung sondern wirksame Instrumente zur Wertschöpfung sind, lässt sich auch historisch belegen: Seit 2007 hätte sich ein beispielhaftes Portfolio bestehend aus liquiden alternativen Investments sowie Aktien und Renten konstant besser entwickelt als ein traditionelles Mischportfolio aus Aktien und Anleihen. Nimmt man liquide alternative Investments zum traditionellen Mischportfolio hinzu, ergeben sich gleich mehrere Vorteile: Das Rendite-Risiko-Profil verbessert sich deutlich, es steigt die Wertentwicklung bei gleichzeitig sinkender Wertschwankung; und nicht zuletzt machen liquide alternative Investments ein Portfolio in fallenden Märkten erheblich widerstandsfähiger.
Warum könnten liquide alternative Investments in Zukunft immer wichtiger für robuste Portfolios werden?
Wir gehen davon aus, dass die hohe Volatilität am Markt auch in Zukunft bestehen bleiben wird. Dafür sprechen die Divergenz der Notenbankpolitik in Europa und den USA, sowie die Sorgen um das Wirtschaftswachstum in China und den USA. Die Entwicklung der Rohstoffpreise und Währungen spielen ebenfalls eine wegweisende Rolle. In so einem Umfeld sind Strategien mit niedrigerer Korrelation zum breiten Markt wichtiger denn je, um Diversifikation im Portfolio zu erreichen. Im Vergleich zu ursprünglichen alternativen Investments zeichnen sich liquide alternative Investments durch höhere Transparenz und eine bessere Handelbarkeit aus, ohne auf die Flexibilität und den Handlungsspielraum der ursprünglichen Strategien zu verzichten. Damit rücken liquide alternative Investments auch verstärkt in den Fokus einer breiteren Investorenschicht.
Die Fragen stellte Helge Rehbein.
[1] Quelle: McKinsey Global Asset Management Growth Cube; HFR, 31 July 2014. Beinhaltet nicht Publikumsfonds, ETFs und registrierte geschlossene Fonds
[2] Daten für den Zeitraum seit Auflage der Strategie am 30.10.2003 bis 31.01.2016
Daniel Lösche kam im Frühjahr 2015 zu Schroder Investment Management. Als lokaler Investmentstratege verantwortet er unter anderem Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie lokale Kapitalmarktstrategien und Produktentwicklungen. Vor seinem Wechsel zu Schroders war Lösche bei der BHF-Bank tätig: Hier war er als Advisor Asset Allocation im Bereich Private
Banking für das Entwickeln von Investmentstrategien, die Vermögensplanung und die strategische Asset Allokation verantwortlich.
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