Kommentar
13:58 Uhr, 11.07.2003

DWS zu Konsum/Finanzwerte/Rohstoffe

Konsum:

Angesichts der vermeintlichen Überbewertung von zyklischen und High-Beta-Aktien denken einige Portfoliomanager und Investoren darüber nach, "aggressiv" ausgerichtete Positionen in so genannte defensive Aktien umzuschichten. Titel von Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakherstellern gehören unbestritten in die Defensiv-Kategorie. Zu Recht? Kann der Investor derzeit mit einer Umschichtung in den Food-Bereich tatsächlich die gewünschten Ergebnisse erzielen?

Jüngste Entwicklungen im Nahrungsmittel- und Getränkesektor haben die entsprechenden Erwartungen jedenfalls nicht erfüllt. Zum Beispiel ist der Kurs der Heineken-Aktie nach einer Umsatzrevision für die wichtigsten Märkte (USA, Niederlande, Griechenland, Frankreich, Ferner Osten), begründet mit schlechtem Wetter, schwacher Weltkonjunktur, SARS und Irak-Krieg, um 11 Prozent gefallen. Ein Umsatzplus von lediglich 3 Prozent gegenüber erwarteten 6 Prozent bei den wichtigsten Marken im zweiten Quartal ließ den Kurs von Unilever um 10 Prozent nach unten gehen. Zu hoch angesetzte Wachstumserwartungen scheinen nicht nur für diese beiden Werte charakteristisch zu sein. Insofern lohnt ein Blick auf die Fundamentaldaten des Marktes.

In den 90er-Jahren haben sich die Aktienkurse der Nahrungsmittelindustrie graduell abgeschwächt, die Performance ist hinter den Erwartungen zurück geblieben. Die wesentlichen Gründe:

-Weltweit war der Anstieg der Verbraucher-Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke in den vergangenen zehn Jahren rückläufig. Langfristig lag der Trend bei 3,2 Prozent, in den Schwellenländern geringfügig höher.

-Die Wachstumsraten der regelmäßigen Netto-Erträge im globalen Nahrungsmittel- und Getränkesektor sind gesunken.

-Die Konsolidierung im Lebensmittel-Einzelhandel ist längst noch nicht abgeschlossen und wird weiter auf die Herstellerpreise drücken.

-Handelsmarken gewinnen immer mehr an Bedeutung, üben Preisdruck aus und schmälern die Marktanteile der Markenartikler. - Die Umsatzerwartungen von Unternehmen und Investoren sind immer noch zu hoch.

-Ein hoher Restrukturierungsaufwand hat kaum zu einer besseren Aktien-Performance geführt.

-Gleiches gilt im Prinzip hinsichtlich der Handelsspannen.

Wir rechnen deshalb kurzfristig nicht mit einer Wachstumsbeschleunigung über die historische Bandbreite von jährlich 2 bis 3 Prozent hinaus. Optimistischere Erwartungen dürften enttäuscht werden. Der Silberstreif am Horizont für die vor grundlegenden Herauforderungen stehende Branche: Die Performance der Aktien wird vom Ertragsmomentum getrieben, dieses vom organischen Umsatzwachstum und verbesserten Handelsspannen. Und höhere Handelsspannen hängen wiederum von stetigen Kostenreduktionen, dem Ausnutzen von Wachstumsbereichen und fortlaufenden, auch groß angelegten Restrukturierungsmaßnahmen ab. Unternehmen, die diese Qualität darstellen können bzw. eine solche Strategie fahren, haben Chancen auf eine gute Wertentwicklung ihrer Aktien.

Finanzwerte:

Juni-Gewinner mit den höchsten Wertzuwächsen waren japanische Finanzwerte und europäische Bankaktien. Kanadische Finanzwerte und europäische Versicherer schlossen ebenso leicht im Plus wie US-amerikanische Banken und -"Diversified Financials". Australische Finanzwerte tendierten unverändert, US-Versicherungen gaben im Juni leicht ab.

Japanische Finanztitel haben im Juni ihre Erholung - mit zeitlicher Verzögerung gegenüber US- und europäischen Werten - fort gesetzt. Nach dem nur teilweisen "Bail Out" der Resona-Bank schwinden die Befürchtungen hinsichtlich einer Verstaatlichung zahlreicher Banken zu Lasten der Aktionäre. Entsprechend nachhaltig stiegen die Kurse von Broker- und Bankenwerten.

Die Quartalsberichte zahlreicher US-Broker haben weitgehend die Erwartungen des Marktes getroffen. Gewinnträchtigster Bereich bleibt das Anleihegeschäft. Nach der starken "Outperformance" der vergangenen Wochen sind teilweise Gewinne realisiert worden. Bilanz-Ungereimtheiten bei Freddie Maec ließen die Aktie stark unter Druck geraten, und Fannie Mea konnte sich den negativen Nachrichten des Schwesterinstituts nur teilweise entziehen.

Allgemein profitieren die Banken weiterhin vom Anleihegeschäft. Das niedrige Zinsniveau wird von Unternehmen zu Finanzierungs- und Refinanzierungsaktivitäten genutzt, was zu entsprechend hohen Einnahmen führt. Darüber hinaus stellen sich Verbesserungen in Bezug auf die Kostenkontrolle ein, und Kreditrisiken im Firmenkundengeschäft belasten die Institute inzwischen weniger als in den Quartalen zuvor.

Bei den Versicherern verbesserte sich das versicherungstechnische Ergebnis vor allem dank hoher Prämiensteigerungen im Sach- und Rückversicherungsgeschäft weiter.

-Die Kursentwicklung der Finanzwerte wird entscheidend vom makroökonomischen Umfeld im weiteren Jahresverlauf geprägt sein. Das gilt bei Banktiteln insbesondere für das Kredit-, Kommissions- und Handelsgeschäft. Die Entwicklung der Kosten durch Kreditausfälle im Unternehmens- und Konsumentengeschäft wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

-Trotz Belastungen bei den Finanzanlagen könnten Sachversicherer von den anhaltend hohen Prämiensteigerungen in dieser Sparte profitieren.

-Das Management von DWS Finanzwerte praktiziert weiterhin eine selektive Titelauswahl, bei der die Qualität einzelner Unternehmen im Vordergrund steht.

Rohstoffe:

In Euro gerechnet war der Juni für den Energiesektor summa summarum ein positiver Monat. Die Bestände an Öl und Ölprodukten sind in den vergangenen Monaten gestiegen, das Tempo war allerdings vergleichsweise langsam. Die irakische Erdölproduktion hat den Weltmarkt immer noch nicht erreicht, zudem wurde eine Haupt-Pipeline im Norden des Landes nach mehreren Explosionen beschädigt. In Nigeria haben Streiks zu einer niedrigeren Produktion geführt; auch darauf hin hat die OPEC von einer Reduktion der Fördermengen abgesehen. All diese Faktoren haben den Markt gestützt.

Im Bereich Ölservice kam es Ende Juni zu Gewinnmitnahmen, nachdem das Unternehmen Anadarko seine Wachstumspläne für das laufende Jahr reduziert und Halliburton von Verzögerungen bei Projekten in Lateinamerika berichtet hatte.

Das Management des DWS-Rohstoffonds verfolgt weiterhin eine eher konservative Strategie, indem es das Engagement in Öl-Dienstleistern reduziert und die Positionen in nordamerikanischen Pipeline-Gesellschaften erhöht hat.

Auf Grund schwacher europäischer Wirtschaftsdaten und von Fragezeichen hinsichtlich des Ausmaßes der US-Konjunkturerholung sind die Preise für Basismetalle weiter unter Druck geblieben. Eine Ausnahme bildete Nickel; bei einer Notierung von durchschnittlich über 4 US-Dollar/lb. war die Performance hervorragend. Das russische Unternehmen Norilsk Nickel hat von der Preisstärke profitiert und weitere 24.000 Tonnen auf den Markt gebracht. Ansonsten lief das Geschäft sommerlich ruhig, wobei die Preise weiterhin empfindlich auf schlechte Konjunkturmeldungen reagieren.

Während der Goldpreis auf Grund des stärkeren US-Dollars schwächer notierte, stiegen die Kurse von Goldaktien, allen voran Large Caps wie Newmont Mining und Placer Dome. Mittelgroße Minewerte sind dagegen zurück geblieben.

Quelle: DWS

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