Kommentar
17:24 Uhr, 30.10.2002

DWS - Rentenmarkteinschätzung

Deuteten die August-Daten noch auf ein mäßiges Wachstum hin, haben sich die Perspektiven der Weltkonjunktur im September verschlechtert. Der verhaltene Optimismus des Sommers ist der Sorge über eine neuerliche Wachstumsschwäche gewichen. Sowohl in Europa als auch in den USA zeigt sich ein Bild zwischen Hoffen und Bangen.

In Euroland sind die Erwartungen inzwischen noch gedämpfter als jenseits des Atlantiks. Im September wurden die Konjunkturprognosen weiter nach unten revidiert, und eine Pariser Großbank sieht Deutschland gar in eine nachhaltige Rezession abgleiten. Das mag übertrieben sein, es scheint sich aber die Meinung durchzusetzen, dass auf Grund der realwirtschaftlichen Vorgaben und der Entwicklung an den Aktienmärkten nicht mehr mit einer spürbaren Belebung noch in diesem Jahr zu rechnen ist.

Die Geldpolitik der Europäische Zentralbank bleibt vorerst dennoch neutral ausgerichtet, eine Zinssenkung im Oktober dieses Jahres gilt als wenig wahrscheinlich. Allerdings könnte der Druck auf die EZB bald wieder steigen.

Auch wenn in den USA die Notenbank die konjunkturellen Risiken immer deutlicher heraus stellt, hat sie am 24. September von einer Zinssenkung abgesehen. Die Fed Funds Rate von 1,75 % wurde (noch) als niedrig genug erachtet, um die Konjunktur in Kürze wieder auf den gewünschten Wachstumspfad zu bringen. Die Fed steht allerdings Gewehr bei Fuß: Sollte der Konsum weiter an Dynamik verlieren, die Arbeitslosigkeit steigen und das Umfeld an den Finanzmärkten noch schlechter werden, könnte am 6. November eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 1,50 % ins Haus stehen.

Angesichts der konjunkturellen Risiken und der Aktienmarkt-Entwicklung erwarten wir weiter volatile Rentenmärkte im Jahresverlauf. Allerdings könnte das Abwärtspotenzial bei den Renditen 10-jähriger Staatsanleihen inzwischen ausgeschöpft sein.

Auf der Währungsseite spricht aus fundamentaler Sicht einiges für eine weitere Aufwertung des Euro, sodass er am Jahresende unserer Meinung nach leicht über Parität zum US-Dollar notieren könnte.

Quelle: DWS

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