Kommentar
17:51 Uhr, 25.04.2003

DWS - Marktüberblick Renten

Angesichts des Krieges sind die fundamentalen ökonomischen Daten in den Hintergrund getreten bzw. in ihrer Wirkung nur schwer zu identifizieren. Fast scheint es so, als hätten auch die Rentenmärkte ausschließlich und unmittelbar auf jede vermeintliche Erfolgs- bzw. Misserfolgsmeldung von der Front reagiert: zu Beginn, in der Hoffnung auf einen schnellen Durchmarsch, mit einem spürbaren Renditeanstieg, anschließend, als sich die Operation scheinbar schwieriger als erwartet dargestellt hat, mit einem Rückgang und schließlich Anfang April, mit einem schnelleren Vormarsch auf Bagdad, mit einem neuerlichen Anstieg der Renditen.

Gelingt der Kriegskoalition ein baldiger Erfolg, könnten die Kurse zunächst weiter unter Druck geraten. Zieht sich der Waffengang allerdings in die Länge, könnten die Renditen wieder sinken. Ein längerer Konflikt nährt die Befürchtungen, dass die ohnehin labile Weltwirtschaft größeren Schaden nimmt. So schließt der Internationale Währungsfonds (IWF) in diesem Fall eine globale Rezession nicht aus; Risikofaktoren seien insbesondere ein hoher Ölpreis, das "Durchhaltevermögen" der US-Verbraucher und die Anfälligkeit einiger Schwellenländer mit hohem externen Finanzierungsbedarf.

Falls es zu einem relativ schnellen Kriegsende kommt und die Renditen steigen, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit. Dann dürfte sich der Blick wieder auf die nicht mehr vom Pulverdampf vernebelten ökonomischen Fakten richten.

In der Eurozone unterstreichen fast alle Daten die anhaltende Stagnation. Die Zinssenkung der EZB vom 6. März könnte nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein; allerdings scheinen die Frankfurter Währungshüter zunächst auf die Wachstums- und Inflationseffekte des Irak-Krieges warten zu wollen und haben folglich am 3. April noch keinen weiteren Schritt nach unten gemacht.

Auch in den USA könnte die Schwäche zunächst anhalten. Ab dem dritten Quartal dieses Jahres könnte sich das BIP-Wachstum jedoch erholen und leicht über dem Trend liegen. Das derzeit wahrscheinlichste Alternativ-Szenario: Auf Grund eines länger anhaltenden Krieges, von Schäden an den Ölförderanlagen im Nahen Osten, von terroristischen Anschlägen und/oder eines zurückhaltenden privaten Verbrauchs verzögert sich die Erholung; die Fed senkt die Zinsen in den kommenden Monaten um 50 bis 100 Basispunkte.

Vor diesem Hintergrund könnten insbesondere die europäischen Rentenmärkte zunächst gut unterstützt bleiben. Ob es allerdings nochmals zu einem nachhaltigen Anstieg der Kurse kommen wird, erscheint uns derzeit fraglich. Wir rechnen eher mit einer seitwärts bis allenfalls leicht aufwärts gerichteten Entwicklung der Renditen in Euroland.

Die jüngste Erholung des US-Dollars gegenüber dem Euro war unserer Meinung nur temporärer Art, weil "kriegsbedingt". Wir gehen auf Grund des niedrigeren Zinsniveaus und der sich verschlechternden Basisbilanz von Handels- und Kapitalströmen jenseits des Atlantiks von einer erneuten Abschwächung des Greenback im weiteren Jahresverlauf aus.

Quelle: DWS

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