Kommentar
11:17 Uhr, 25.08.2010

„Duo-Memory“ – die „Produktinnovation“ des Sommers?

Erwähnte Instrumente

  • Duo Memory Express Zertifika
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Wir erinnern uns noch an das Jahr vor dem Beginn der Finanzkrise, in dem die Anleger immer renditehungriger wurden und einfache Express-Zertifikate nicht zuletzt auch aufgrund der immer weiter gesunkenen Volatilitäten nicht mehr den gestiegenen Anforderungen genügten. Die Konsequenz daraus - es musste von Anbieterseite ein bis zwei Gänge höher geschaltet werden. Das Ergebnis hieß „Two- bzw. „Multi-Asset", also Papiere, die sich nach dem berüchtigten „Worst-of"-Prinzip auf mehr als ein Underlying bezogen, häufig auch noch verbunden mit einer degressiven Auszahlungsstruktur, bei der die Höhe der Express-Zahlung zugunsten der ersten Jahre von Stichtag zu Stichtag abnahm. Das Ganze zum Teil sogar noch zusätzlich verschärft mit Call-Levels über 100 Prozent, da man in einem Umfeld über Jahre gestiegener Märkte fast selbstverständlich davon ausging, dass es bereits an den ersten Bewertungstagen zur vorzeitigen Fälligstellung kommen würde. Warum da nicht einfach zukünftige Renditen unter Zuhilfenahme strukturierter Instrumente schon vorab einfahren, hieß damals die Devise auch wenn von vornherein feststand, dass hier der „schnelle Euro" zulasten späterer Erstattungen verbrieft wurde.

Die Wirtschaftskrise hat Emittenten wie Investoren aber wieder einmal zum Umdenken bewegt und im Anschluss daran zur Entwicklung besonders defensiver Express-Strukturen geführt. Der Zentralbegriff diesmal „Memory-Express". d.h. Papiere, bei denen der Kupon bereits gezahlt wird, wenn der Basiswert am Stichtag bzw. an irgendeinem Tag der Bewertungsperiode („one-touch") ein sehr tief bei 50 bis 60 Prozent des Anfangsniveaus festgelegtes Barriere-Kriterium erfüllt. Da hier ausgefallene Kupons in den Folgeperioden nachgeholt werden können, spricht man in diesem Zusammenhang auch vom „Memory"-Effekt, der im Extremfall durch einen einzigen maßgeblichen Kurs in der finalen Bewertungsperiode neben dem Nennwert auch alle übrigen Express-Zahlungen zusichert.

Nachdem nun die schlimmste Krise von vielen bereits für beendet erklärt wurde, kommt es, wie es an der Börse zwischen den Extremen Gier und Angst fast zwangsläufig kommen muss. Man wird wieder mutiger, was sich auch an den sechs neuen von der Société Générale als Produktinnovation in Deutschland angepriesenen Duo Memory Express-Zertifikaten zeigt. Denn der Schlüssel besteht auch hier wieder in der Ausweitung des Risikos auf zwei unterschiedliche Basiswerte, was auf der anderen Seite aber auch dazu führt, dass „wir Produkte mit höheren Kupons, niedrigeren Memory-Schwellen und kürzeren Laufzeiten anbieten können", wie Zertifikate-Experte Sebastian Bleser klarstellt. Warum sich also bei einfachen „Index-Memories" mit mageren Express-Renditen von deutlich unter zehn Prozent zufrieden geben, wenn es bei einer Fokussierung auf zwei verschiedene Aktien jedes Jahr zwischen neun und 13 Prozent zu verdienen gibt. Die einzige Voraussetzung: Kein Titel verliert an einem jährlichen Stichtag auf Schlusskursbasis seit Emission mehr als 50 Prozent an Wert. Eine Hürde, die für die verwendeten Basiswerte durchaus machbar erscheint. In die Verlosung kommen dabei jeweils sechs Aktienpaare, die sich noch dazu immer auf zwei bestimmte Branchenvertreter aus dem Automobil-, Versicherungs-, Industrie- und Banken- sowie Minen-Bereich beziehen oder mit dem Papier auf die Deutsche Telekom und Siemens zumindest zwei Blue-Chip-Werte zur Grundlage haben.

Was sollte also schief gehen? Denn selbst wenn sich eine Aktie bis zu einem jährlichen Bewertungstag einmal mehr als halbiert haben sollte, greift auch hier der „Memory"-Mechanismus, der ausgefallene Kupons an späteren Stichtagen nachholt. Außerdem muss das jeweilige „Basiswerte-Duo" im Prinzip lediglich am letzten Stichtag nach drei Jahren das 50-Prozent-Kriterium erfüllen, um neben dem Nennwert auch die noch fehlenden Express-Renditen zur Auszahlung zu bringen. Für den Fall, dass beide Aktien an einem Stichtag sogar auf ihren Ausgangsniveaus notieren, kommt es wie bei herkömmlichen Express-Strukturen auch bei den „doppelten Memories" zur vorzeitigen Fälligstellung. Erst wenn das unerwünschte Szenario eintreten sollte, dass am letzten Bewertungstag tatsächlich ein Underlying unterhalb der 50-Prozent-Schwelle ins Ziel kommt, würde sich die Produktinnovation in ein Geldvernichtungs-Instrument verwandeln, das die negative Wertentwicklung der schlechteren der beiden Aktien eins zu eins im Zertifikat umsetzt und zu einem Verlust von mehr als der Hälfte des Emissionskurses führt.

Der BörseGo Tipp:
Die vom Begründer der Memory-Idee emittierten Produkte, die sogar noch eine Aktienkurs-Halbierung verzeihen, richten sich vor allem an Anleger, die für etwas mehr an Rendite und Puffer ein deutlich höheres noch dazu Einzelaktienrisiko eingehen möchten und sich grundsätzlich mit beiden Basiswerten in gleicher Weise identifizieren können. Der Branchenbezug der jeweiligen Aktienpaare spricht dabei für eine etwas höhere Rückzahlungschance als bei zwei willkürlich ausgewählten Underlyings.

WKN

Basiswert

Kupon

Memory-Level

Call-Level

Endfälligkeit

Geld

Brief

SG1TE0

Daimler/BMW

10%

50%

100%

16.08.2013

97,81

98,81

SG1TE1

Commerzbank/Dte. Bank

13%

50%

100%

16.08.2013

97,26

98,26

SG1TEX

Dte. Telekom/Siemens

9%

50%

100%

16.08.2013

97,14

98,14

SG1TE2

ThyssenKrupp/MAN

11%

50%

100%

16.08.2013

97,31

98,31

SG1TEY

Rio Tinto/BHP Billiton

10%

50%

100%

16.08.2013

96,79

97,79

SG1TEZ

Allianz/Munich Re

9%

50%

100%

16.08.2013

97,55

98,55

Autor: Armin Geier,http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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