DSGV: 2024 BIP-Wachstum von 0,3 Prozent möglich
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) rechnet für dieses Jahr mit einem leichten Wirtschaftswachstum. "Nach Einschätzung der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe könnte das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr ein Plus von 0,3 Prozent verzeichnen", erklärte der Verband in seiner aktuellen Konjunkturprognose. DSGV-Präsident Ulrich Reuter betonte, Wirtschaftswachstum und mehr Leistungsorientierung seien Schlüssel zum Wohlstand. "Deutschlands wirtschaftliche Stärke beruht darauf, dass wir ein demokratisches, weltoffenes Land sind und bleiben - mit Menschen, die einander mit Respekt und Toleranz begegnen", sagte er.
Deutschland stehe vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Viele Menschen sorgten sich um die Zukunft. Umso wichtiger sei es, die Grundlagen des ökonomischen Erfolges für die Zukunft zu sichern und zu stärken. Dazu müsse sich das Land auf seine Stärken besinnen und sich in einer neuen globalen Welt behaupten. Nur mit klimagerechtem Wirtschaftswachstum könne Deutschlands Wohlstand erhalten bleiben. "Die Voraussetzung dafür ist eine gemeinsame Kraftanstrengung aller arbeitsfähigen Menschen in diesem Land und mehr Leistungsbereitschaft", so Reuter weiter.
Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, verwies darauf, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gleichzeitig unter strukturellem und konjunkturellem Druck stehe. Eine Verbesserung sei aber in Sicht: "Der private Konsum erholt sich, weil sich die Inflation weiter beruhigt. Gleichzeitig tritt eine Gewöhnung an wieder dauerhaft höhere Zinsen ein, was Investitionen begünstigt. Nicht zuletzt wird der Export wieder anziehen, was für die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders wichtig ist."
Die Politik müsse sich drauf konzentrieren, die Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern, forderte Reuter. Der DSGV-Präsident verlangte in diesem Zusammenhang eine sichere und kostengünstige Energieversorgung, eine verstärkte internationale Ausrichtung und Diversifizierung der Wirtschaft mit mehr internationalen Partnern, den zielgerichteten Einsatz neuer Technologien und Künstlicher Intelligenz sowie die Förderung einer neuen Leistungskultur. Eine feste Verankerung Deutschlands in der Europäischen Union und damit im europäischen Binnenmarkt sei grundlegend für wirtschaftlichen Wohlstand.
"Wer die europäischen Bindungen lockern will, macht Deutschland arm", warnte Reuter. "Es ist jetzt nicht die Zeit, für kürzere Arbeitszeiten einzutreten. Im Gegenteil: Wir alle müssen die Ärmel hochkrempeln, um uns aus den aktuellen Schwierigkeiten herauszuarbeiten." Leistung und zusätzliche Arbeit sollten deshalb gefördert und belohnt werden. Dies sei zum Beispiel möglich, indem zusätzliche Arbeitsstunden über ein definiertes Mindestmaß hinaus steuerlich entlastet oder eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit steuerrechtlich oder sozialversicherungsrechtlich stärker belohnt würden.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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