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11:30 Uhr, 20.11.2012

Dschungelpiste statt Autobahn

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  • Lyxor MSCI Brazil ETF C €
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Der brasilianische Aktienmarkt kommt nach einem Durchhänger im Sommer dieses Jahres wieder zurück: Anleger können mit ETFs auf den Leitindex Bovespa und den MSCI Brazil von der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung partizipieren, die für dieses und das kommende Jahr prognostiziert wird.

Im Frühjahr 2012 war Brasiliens rasantes Wachstum mit jährlich rund sieben Prozent erst einmal vorbei: Der Aktienmarkt der weltweit sechstgrößten Volkswirtschaft brach sehr heftig ein, ausländische Investoren zogen ihre Investments ab. Um Wachstum zu stimulieren, intervenierte die Zentralbank und senkte den Leitzins auf ein neues Rekordtief – zum siebten Mal in Folge. In Dollar gerechnet, musste der brasilianische Leitindex Bovespa aufgrund fehlender Wachstumsaussichten einen Wertverlust von einem Drittel hinnehmen. Der Trend hatte sich schon 2011 angekündigt: Die Wirtschaft war nur noch um 2,7 Prozent gewachsen. 2010 hingegen hatte sich das Land noch über einen satten Zuwachs von 7,5 Prozent freuen können. Der Hintergrund der Schwächephase ist im stagnierenden Industriesektor Brasiliens zu sehen: Wegen des stark aufgewerteten Reals wurde immer weniger exportiert, zugleich aber stiegen die Importe. Der Preisrutsch bei Rohstoffen aufgrund des Einbruchs der Weltkonjunktur tat sein Übriges, um Brasiliens Wachstum zu drosseln.

Brasiliens über die Jahre dank kräftig gestiegener Löhne wohlhabender gewordene Verbraucher konnten durch ihren Konsum den Negativtrend nicht mehr drehen: Sie sind inzwischen in hohem Maße verschuldet und wenden im Durchschnitt rund ein Fünftel ihres verfügbaren Monatseinkommens für Zins und Tilgung auf. Verschlechtert wird die Lage durch die Tatsache, dass im Sommer 2012 etwa jeder zehnte Kredit seit drei Monaten nicht mehr bedient wurde – eine höhere Ausfallrate als im Krisenjahr 2009.

Doch während Analysten noch vor wenigen Monaten dazu rieten, Brasilien-Aktien im Portfolio zu reduzieren, sieht der Himmel über der Copacabana inzwischen schon wieder freundlicher aus. Aus Anlegersicht ist es deshalb nicht ratsam, die brasilianische Börse aus dem Blick zu verlieren. Vor allem langfristig orientierte Investoren sollten auf das Land hinter dem Zuckerhut bauen: Brasilien wird innerhalb der Weltwirtschaft weiterhin einer der wichtigsten Lieferanten für agrarische und industrielle Rohstoffe sein. Die OECD rechnet für 2013 mit immerhin 4,2 Prozent Wachstum für Brasilien, u.a. aufgrund ausländischer Direktinvestitionen: Sind 2011 noch 67 Milliarden US-Dollar ins Land geflossen, sollen es 2012 immerhin noch 50 Milliarden sein. Mit von der Partie ist etwa BMW; der Autohersteller plant Investitionen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro.

Vor allem auch wegen der Entspannung an den globalen Finanzmärkten – bedingt durch die Ankündigungen von Anleihekäufen der EZB sowie das Fortführen der quantitativen Lockerung in den USA – fassen die Anleger wieder Mut. So ist der Bovespa-Leitindex an der Börse von São Paulo im September um rund 4 Prozent gestiegen und notierte zeitweilig wieder über der 62.000-Zähler-Marke. Obwohl es die Kurse momentan wieder nach unten zieht, dürfte Analysten zufolge der Bovespa-Leitindex bis Jahresende um 10 Prozent auf 65.000 Punkte zulegen und bis zum Sommer 2013 auf 70.000Zähler klettern. Profitieren würden vor allem Stahlkonzerne, Konsumgüterhersteller und Einzelhändler. „Wir glauben, das Schlimmste liegt hinter uns“, schätzt etwa Ben Laidler ein, Aktienexperte für Lateinamerika bei der Bank HSBC.

Anlegern am brasilianischen Aktienmarkt sollte allerdings bewusst sein, dass sie mit ihren Investments eher auf einer Dschungelpiste statt auf einer schnurgeraden Autobahn unterwegs sind – Rückschläge sollten einkalkuliert werden, die Wirtschaft Brasiliens ist vielen Risiken ausgesetzt. Das zeigt überdeutlich ein gravierender Vorfall von Ende Oktober: 53 Millionen Brasilianer mussten zwei Tage lang ohne Elektrizität auskommen – ein gigantischer Stromausfall hatte das Land lahmgelegt. Grund ist das rasante Wachstum in den vergangenen Jahren, wodurch Brasiliens Infrastruktur vor gewaltigen Herausforderungen steht.

Anleger, die auf den brasilianischen Aktienmarkt setzen wollen, können mit ETFs an der Entwicklung des Leitindex Bovespa und des Index MSCI Brazil partizipieren:

· Für an den Bovespa gekoppelte Investments bietet sich der Lyxor ETF Brazil Ibovespa (WKN: LYX0BE / ISIN: FR0010408799) an. Nach heftigem Absturz von März bis Ende Juli hat sich der Bovespa erholt und ist in den vergangenen drei Monaten um 6,6 Prozent gewachsen. Der im Januar 2007 aufgelegte Indexfonds hat nach jüngsten verfügbaren Zahlen (31.7.2012) ein Volumen von 422 Millionen Euro und arbeitet sich derzeit wieder aus den roten Zahlen heraus.

· Wer auf den MSCI Brazil setzen will – der Index bildet die Entwicklung von Brasiliens großen bis mittelgroßen Unternehmen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 84 Prozent ab – kann zum iShares-ETF MSCI Brazil (WKN: A0HG2M / ISIN: DE000A0HG2M) greifen. Der im Februar 2006 aufgelegte ETF hat ein Volumen von zuletzt (30.9.2012) 579 Millionen Euro und dürfte schon bald wieder die Gewinnschwelle überschreiten.

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