Droht ein ETF-Crash?
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Der Sell-Off an vielen Aktien- und Anleihemärkten hat auch den Markt für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) stark unter Druck gesetzt. Besonders seit der letzten Woche ziehen Anleger Milliardenbeträge aus ETFs ab. Der Mittelabfluss war zeitweise so hoch, dass die ETF-Anbieter mit dem Tempo des Verkaufs nicht mehr mithalten konnten.
Aufgrund interner und externer Kapitalregeln mussten verschiedene ETF-Anbieter in den USA die Rücknahme von ETF-Anteilen zeitweise aussetzen. Davon waren unter anderem die Branchengrößen Citigroup und State Street betroffen, wie unter anderem die „Financial Times“ berichtete. Broker konnten die ETF-Anteile ihrer Kunden also nicht mehr an den ETF-Anbieter zurückgeben.
Da die zeitweise Aussetzung der Rücknahme von den Anlegern zu Recht als Warnsignal verstanden wurde, brachen die Kurse vieler ETFs deutlich ein. Diese ETFs wurden auf einmal mit einem deutlichen Abschlag zu ihrem Nettoinventarwert (NAV) gehandelt. Der Nettoinventarwert gibt den Wert der vom ETF gehaltenen Wertpapiere und sonstiger Vermögenswerte an.
Besonders betroffen von den Kursabschlägen gegenüber dem NAV waren ETFs, die riskante und illiquide Märkte abbilden, so unter anderem ETFs auf Schwellenländer-Aktien sowie ETFs, die den Markt für US-Kommunalanleihen abbilden. Bei Schwellenländer-ETFs traten große Kursabschläge zum NAV auch auf, weil die Heimatmärkte der entsprechenden Wertpapiere während der US-Handelszeiten meist bereits geschlossen waren und deshalb keine zeitnahe Bewertung der vom ETF gehaltenen Wertpapiere möglich war. Händler benutzten Futures auf die US-Aktienmärkte, um die Wertentwicklung der Schwellenländer-Aktien abzuschätzen. US-Kommunalanleihen wiederum gelten als relativ illiquide Anlageklasse, obwohl sie in den USA gehandelt werden. Für viele Kommunalanleihen ist keine fortlaufende Bewertung möglich, da nicht immer genug Angebot und Nachfrage vorliegt, um den aktuellen Marktwert der Anleihen abschätzen zu können.
ETF-Anleger müssen nicht befürchten, bei einem Zusammenbruch des ETF-Marktes ihr Vermögen zu verlieren, da das ETF-Vermögen wie bei normalen Investmentfonds getrennt vom Vermögen des ETF-Anbieters bzw. der Fondsgesellschaft aufbewahrt wird. Es handelt sich um ein sogenanntes Sondervermögen, das der ETF-Anbieter zwar verwaltet, auf das er selbst aber keinen Zugriff hat. Trotzdem gilt für den ETF-Markt wie für andere Märkte auch: Wenn es zu einer Massenpanik kommt und alle Anleger gleichzeitig den Ausgang suchen, bricht der Markt zusammen. Die zeitweise Aussetzung der Rücknahme von ETF-Anteilen durch einige Anbieter sollte also durchaus als Warnsignal verstanden werden.
ETFs sind börsengehandelte Fonds, die meist passiv einen bestimmten Index abbilden. ETFs können Aktien, Anleihen, Rohstoffe sowie weitere Vermögenswerte enthalten. In den vergangenen Jahren erlebte der ETF-Markt einen regelrechten Boom. Inzwischen verwalten ETFs weltweit ein Volumen von 1,9 Billionen US-Dollar, also 1.900 Milliarden US-Dollar.
Oliver Baron
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