Kommentar
10:37 Uhr, 18.06.2010

Droht die Erhöhung der Abgeltungsteuer?

Das einzige, was mich dieser Tage rasender macht als das angebliche Kulturgut Vuvuzela, ist der Wettstreit deutscher Politiker in Sachen Sparvorschläge/Erhöhung der Staatseinnahmen. Am Wochenende musste ich die brillanten Ideen des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller zur Kenntnis nehmen. Einführung einer Luxussteuer von 27% auf „Luxusgüter wie Segelyachten, Limousinen und Champagner“. Erhöhung des Spitzensteuersatzes von 42% auf 48%(!) plus Solizuschlag plus Reichensteuer (nochmal 3 Prozentpunkte ab 250 TSD EUR Einkommen). Diese Denke ist absolut krank, hat aber trotzdem Rückhalt in der Bevölkerung, wie man Umfragen entnehmen kann. Aber ist das verwunderlich?

Fragen Sie militante Nichtraucher, ob Zigarettenkonsum höher besteuert werden sollte. Fragen Sie Vegetarier, ob eine Extra-Abgabe auf Fleisch fair wäre. Fragen Sie Frauen, ob nur Männer einen Zwangsdienst leisten sollen. Und fragen Sie die große Mehrheit der Durchschnittsverdiener, ob man den Spitzensteuersatz weiter anheben sollte, den sie selber natürlich nicht bezahlen...das ist die Schattenseite der Demokratie. Menschen entscheiden mehrheitlich über Dinge, die sie selber gar nicht tangieren werden.
Am Beispiel der vorgeschlagenen Luxussteuer will ich Ihnen verdeutlichen, dass es hier rein um Populismus geht und um sonst gar nichts. Nehmen wir Müllers verabscheuungswürdigen Champagner und stellen ihm eine Flasche moralisch einwandfreien Prosecco gegenüber. Mit den Besonderheiten der Schaumweinsteuer (1,02 EUR/0,75 l-Flasche), die Kaiser Wilhelm zur Finanzierung der Kriegsflotte einführte, dann abgeschafft und von den Nazis reaktiviert wurde um den U-Boot-Bau zu beleben, wollen wir uns mal gar nicht auseinandersetzen. Also sagen wir eine Flasche Prosecco kostet 6 EUR, eine Flasche guter Champagner 60 EUR, incl. MWSt. Die eine trinkt der brave Durchschnittsverdiener und zahlt darauf derzeit rund 0,96 EUR Mehrwertsteuer, die andere der böse Besserverdienende, der dafür ca. 9,60 EUR Mehrwertsteuer berappt. Die Ware kostet das 10-fache, die Steuer damit auch. Jetzt frage ich Sie: Warum sollte man das ändern? Was in aller Welt soll rechtfertigen, dass der 10-fache Preis nicht die 10-fache, sondern die 15-fache Steuer auslöst, wie von Müller gefordert? Oder anders gesagt: wenn der Prosecco-Trinker sich 10 Flaschen gönnt, der Champagner-Trinker nur eine, dann ist es laut Müller fair, dass der Champus-Fan trotzdem prozentual mehr Steuern zahlt, obwohl beide den gleichen „Wert“ versoffen haben – entschuldigen Sie die Ausdrucksweise! Was mich zu dem Schluss bringt, dass Müller selber ständig betrunken sein muss.
Damit ich noch die Kurve zum Thema Trading kriege: Lange müssen Sie garantiert nicht mehr warten, bis die ersten Politiker die Erhöhung oder gar Abschaffung der Abgeltungsteuer fordern (und Wiedereinführung der Besteuerung nach persönlichem Einkommensteuersatz). Denn wenn „alle die Gürtel enger schnallen müssen, dann müssen die mit den größeren Gürteln auch daran glauben“ - auch so ein schlaues Zitat von Herrn Müller. Adé 25% - Prost!

Ihr Daniel Kühn
www.tradersjournal.de

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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