Fundamentale Nachricht
08:35 Uhr, 02.10.2015

Dreht Gold jetzt nach oben?

Wenn man meint dass der Crash bei chinesischen Aktien und die Entwertung des Yuan nicht zu einer erhöhten chinesischen Nachfrage bei Gold geführt haben dann könnte man Opfer von offiziellen Statistiken geworden sein, die von Peking eigenhändig gefälscht worden sind.

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  • Gold
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  • Gold in Euro
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Offenbar haben Investoren in diesem Jahr Rekordmengen an Gold aus den Lagern der Shanghaier Goldbörse abgezogen, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich die chinesische Goldnachfrage wieder erholt. Die Shanghaier Goldbörse ist die größte für den Kassahandel des Metalls, wohingegen die New Yorker COMEX die größte Terminbörse für Gold ist. Es ist so, dass in Shanghai in diesem Jahr 150 % mehr Gold auf Kasse gehandelt wurde, als im vergangenen Jahr. Es wird erwartet, dass China und Indien jeweils zwischen 900 und 1000 Tonnen Gold in diesem Jahr nachfragen werden, und die Schweizer Zollbehörden melden, dass sich im August die Goldexporte nach Hongkong auf 36 Tonnen verdoppelt haben. Auch nach Indien läuft das Geschäft gut: Im vierten Quartal könnten 230 Tonnen Gold dorthin exportiert werden, schätzt der führende indische Juwelierverband, das wäre der höchste Wert seit drei Jahren trotz eines insgesamt schwächeren Monsuns, der den landwirtschaftlich geprägten Goldkäufern Indiens eigentlich weniger Einkommen beschert. Dreht Gold jetzt also nach oben?

Eigentlich nicht, weil man muss ja erwarten, dass der US-Dollar im Zuge der Zinswende noch weiter nach oben streben wird. Oder ist das gar nicht so? Die BNP Paribas jedenfalls weist darauf hin, dass es in der Vergangenheit auch schon zu beobachten war, dass der US-Dollar einen Hochpunkt ausgebildet hat, und zwar nicht erst am Ende eines Straffungszyklus bei den US-Leitzinsen, sondern bereits am Anfang. Das ist insofern wichtig für das Gold, als dass ein sinkender US-Dollar den Dollargoldpreis beflügeln könnte, wegen der inversen Korrelation zwischen Goldpreis und US-Dollar.

Diese Prognose steht aber auf ziemlich wackligen Beinen. Ich denke nicht, dass Gold bereits seinen Tiefpunkt gesehen hat. Die Erwartung der US-Zinswende veranlasst gerade tausende Unternehmen weltweit in Erwartung steigender Zinsen und der Erwartung eines weiter aufwertenden US-Dollars, ihre auf USD denominierten Kredite zurückzuführen, sich also zu entschulden. Würde die US-Notenbank die Zinsen anheben wäre das außerdem ein Signal dahingehend, dass es der US-Wirtschaft insgesamt besser geht, was dann eher die Nachfrage nach einem sicheren Hafen wie Gold schwächen würde.

Charttechnisch steht Gold Spitz auf Knopf. Es muss jetzt bei 1112 USD nach oben drehen, geht es viel tiefer als das, wäre das Erholungspotenzial aufgehoben. Unter 1100 USD müssen wir uns mental schon einmal vorbereiten auf einen Rückgang auf 1075 und möglicherweise sogar auf neue Jahrestiefs.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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