Kommentar
10:20 Uhr, 25.03.2021

Dr. Spendigs Nachhaltigkeits-Sprechstunde: Im Waschsalon

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Servus und moin, moin allerseits aus München!

Die Frage, ob es sich bei Waschpulver um ein nachhaltiges Produkt handelt, ist berechtigt. Allerdings sind meine Kenntnisse von Phosphaten und Ersatzstoffen begrenzt. Nein, in dieser Sprechstunde geht es um andere Arten des „Washing“, die im Zusammenhang mit der (Finanz-)Industrie und Nachhaltigkeit immer wieder in den Medien erwähnt werden. Neben dem inzwischen fast schon populären Terminus „Greenwashing“ tauchen in jüngster Zeit weitere verwandte Begriffe auf, namentlich „Impact Washing“ und „Rainbow Washing“.

Beginnen wir aber mit dem Urvater der „Washings“ – dem „Greenwashing“. Dieser Begriff geht zurück auf den New Yorker Umweltschützer Jay Westervelt, der diesen 1986 prägte. Er kritisierte die Praxis der Hotelbranche, in jedem Zimmer Hinweise anzubringen, welche die Wiederverwendung von Handtüchern fördern sollten, angeblich um „die Umwelt zu schonen“. Westervelt stellte allerdings fest, dass diese Hotelketten in den meisten Fällen kaum oder gar keine Anstrengungen beim Energiesparen unternommen hatten. Er war der Ansicht, dass das eigentliche Ziel dieser „grünen Kampagne“ vieler Hoteliers bestehe lediglich darin, den Gewinn zu steigern. Westervelt bezeichnete diese und andere Handlungen, die nach außen hin umweltbewusst wirken sollten, eigentlich aber nur der Profitsteigerung dienten, als Greenwashing.

In der Finanzbranche wird dieser Greenwashing-Begriff im Zusammenhang mit einem „ESG“-Etikettenschwindel verwendet. Kritiker werfen insbesondere der Fondsindustrie vor, viele der „ESG“-Fonds seien in Wirklichkeit nicht besonders nachhaltig. Da der Nachhaltigkeitsbegriff, wie schon an anderer Stelle erläutert, viel Raum für unterschiedliche Interpretationen lässt, fällt es mir schwer, fundiert Stellung zu nehmen, ob die Vorwürfe in der Regel berechtigt sind oder nicht. Fakt ist allerdings, dass in den letzten Monaten viele bereits bestehende Fonds als „ESG“ umdeklariert wurden. Ich bin skeptisch, ob dies in jedem dieser Fälle mit der Umstellung auf eine deutlich nachhaltigere Anlagepolitik einherging.

Kommen wir zu den neueren Begriffen: „Impact Washing“ wird dann verwendet, wenn behauptet wird, ein Produkt, eine Initiative etc. hätte eine positive Auswirkung („Impact“) auf die reale Welt. In der Realität sei diese dann aber entweder nicht gegeben oder zumindest nicht sinnvoll messbar. Ein Beispiel für einen solchen „Impact Washing“-Vorwurf findet sich in der Klage der Verbraucherzentrale BaWü gegen einen namhaften Fondsanbieter und seinen „Impact Fonds“.

Für mich der schönste Begriff im Waschsalon ist der des „Rainbow Washing“. Er wird noch nicht sehr häufig verwendet, so dass man jede Diskussionsrunde, die nicht in die gewünschte Richtung läuft, mit dem profanen Satz „aber das ist doch Rainbow Washing“, an passender Stelle eingeworfen, unterminieren kann. Aber was verbirgt sich denn nun hinter diesem Begriff? Nein, es geht hier nicht um das Ende des Regenbogens und damit auch nicht um das Waschen des Goldes, das sich ja angeblich am Ende desselbigen befindet. Der Regenbogen verweist hier auf die vielen Farben, mit denen die UN ihre sogenannten Sustainable Development Goals (im Deutschen „Nachhaltigkeitsziele“) auf ihrer Webseite versehen haben. „Rainbow Washing“ bedeutet, dass Unternehmen oder Produkte, entgegen ihrer Behauptung, nicht nur NICHT wesentlich zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen, sondern sogar mutmaßlich mit ihren Handlungen nachteilig auf das Erreichen eines bestimmten Zieles einwirken.

Wie die Sustainable Development Goals genau aussehen, werde ich in einer der nächsten Sprechstunden beleuchten. Besonders Neugierigen unter Ihnen sei die erwähnte Webseite der UN empfohlen (die entsprechende Seite der Bundesregierung, auf der die Ziele die „Glorreichen 17“ genannt werden, kann ich nur bedingt empfehlen – es sei denn, Sie mögen Humor ohne Tiefgang).

Mit diesem kurzen Einblick in den Waschsalon möchte ich Sie entlassen. Ich bin sicher, wir werden künftig noch weitere kreative Wortschöpfungen kennenlernen.

Bleiben Sie nachhaltig gesund! Ihr Dr. Bernd Spendig

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Der Beitrag Dr. Spendigs Nachhaltigkeits-Sprechstunde: Im Waschsalon erschien zuerst auf onemarkets Blog (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG).

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