Kommentar
06:00 Uhr, 19.03.2008

DOW Jones und S&P 500 Index - Kleine Bärenmarktrallye JA, echter Boden NEIN!

Erwähnte Instrumente

Die US Notenbank greift dem US Bankensektor durch unterschiedlichste Maßnahmen, die alle letztenendes das Bereitstellen von Liquidität bedeuten, massiv unter die Arme. Dass die Situation brisant ist, wird auch dadurch ersichtlich, dass die Problematik der Inflationsentwicklung und eines immer stärker abwertenden US-Dollars in den Hintergrund gerückt zu sein scheint.

Im Rahmen des bisherigen Verlaufs der Kreditkrise hat es die fünftgrößte US Investmentbank erwischt: Bear Stearns. Es gibt sie nicht mehr. Für symbolische 2 $ pro Aktie wird das Traditionshaus vom Konkurrenten J.P. Morgan übernommen.

Die Bekanntgabe der Quartalszahlen durch Goldman Sachs und Lehman Brothers hat gestern unter US Bankaktien zu einem Short Squeeze geführt.

Erste Auswertungen zeigen, dass gestern insbesondere die Aktien mit hoher Short Interest Rate gestiegen sind. Aktien also, die stark geshortet werden. Ein Short Squeeze als Basis schließt natürlich einen Boden nicht aus.

Dennoch. Mich überzeugt das gesamte Kursgeschehen seit Mitte 2007 nicht. Ich hatte zwischenzeitlich den Start einer umfassenden Bärenmarktrallye erwartet. Sie kam nicht. Mit dieser Prognose lag ich also falsch. Um die Möglichkeit eines baldigen echten Bodens zu erhalten, hätte diese Rallye aber recht schnell einsetzen müssen. Das Ausbleiben von tendenziell V-Bottom-artigen Erholungen hat die Chance auf echte Bodenbildung deutlich geschmälert. Ein V-Bottom hätte nämlich ein Anlegerverhalten schneller und hoher Kaufbereitschaft angezeigt.

Unten habe ich übrigens die BIAS-führende Analyse vom 07.01.2008 als Kopie angehängt. Bei einem Kursstand von 12.800 im DOW Jones und 1.411 Punkte im S&P 500 Index wechselten wir zu Beginn 2008 unser mehrjährig bullisches BIAS für die beiden Indizes auf bärisch.

Ich veröffentliche meine Analysen zu Informationszwecken. Lassen Sie sich nicht von irgendwelchen geplanten Transaktionen abhalten. Meine Einschätzung, meine Meinung ist eine von vielen.

Viele von mir geschätzte Value Investoren sind seit geraumer Zeit auf Schnäppchenjagt. Allerdings sollte hinzugefügt werden, dass ein Value Investor in der Regel einen konsequent langfristigen Anlagehorizont hat. Und diesen langfristigen Horizont gilt es dann auch einzuhalten. Und noch eine Anmerkung sei mir gestattet. Es macht keinen Sinn, voller Begeisterung fundamental starke Aktientitel einzukaufen, weil sie sich halbiert haben, um sie dann mit hohem Verlust wieder abzustoßen, wenn sie nochmals um 50 % fallen sollten.

Am Samstag war ich als Referent auf einer großen Börsenveranstaltung in Frankfurt eingeladen. Geldanlage 2008. Das Gros der Referenten war dem Lager der Value Investoren zuzurechnen. Ihr Rat an die Zuhörer war unter anderem der, gute solide Aktientitel aus dem Bankensektor zu akkumulieren. Die Betonung liegt auf solide. Ihr Credo, Rohstoffe eher meiden (außer Gold), China eher meiden, Derivate her meiden. Übrigens war dies eine Veranstaltung, die sich m.E. für die Besucher absolut gelohnt hat. Seriöse Referenten und wirklich durch die Bank außerordentlich wertige Vorträge.

Kommen wir ganz konkret zur Einschätzung des Marktgeschehens.

Eine kleine Bärenmarktrallye halte ich für möglich. Der DOW Jones könnte in Richtung 12.770 Punkte und der S&P 500 Index in Richtung 1.400 Punkte ansteigen. Wer meine Analysen schon länger liest, weiß, dass ich mit der Formulierung "in Richtung" eine gewisse Vorsicht ausdrücke. "In Richtung" heißt soviel wie "Ich bin mir nicht sicher, ob die Ziele erreicht werden können".
Die Ausbildung eines echten Bodens auf dem aktuellen Kursniveau halte ich für unwahrscheinlich. Im Verlauf dieses Jahres erwarte ich eine Korrekturausdehnung. Die Gefahr der Ausbildung neuer Tiefs ist groß.

Mit dieser Einschätzung richte ich mich gegen das Saisonalitätsmuster, dass der Markt ab März nach oben laufen müßte und ich richte mich möglicherweise sogar gegen das Zyklikmuster, wonach 08er Jahre einer Dekade positive Aktienjahre sind. Außerdem richte ich mich damit gegen die Prognosen der Mehrheit charttechnischer Analysten.

Aber keine Sorge. Ich habe einen Hedge im Gepäck. Sollte der DOW Jones wider mein Erwarten auf Monatsschlußkurs über 13.450 und der S&P 500 Index ebenfalls auf Monatsschlußkursbasis über 1.450 Punkte ansteigen können, löst sich meine Skepsis auf und ich wechsel voraussichtlich übergeordnet ins Bullenlager zurück.

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand

Hier geht es zu den Analysen.
DOW Jones aktuell 12.392 Punkte.

Rückblick: Seit Mitte 2007 Ausbildung einer SKS Trendwende. Die verkümmerte rechte Schulter läßt mich das Trendwendemuster als hochgradig klassifizieren. Verkümmerte rechte Schulter heißt soviel wie "Sie haben es eilig gehabt mit den Verkäufen ... Der Verkaufsdruck ist groß". Auf einer Kreuzunterstützung bei ca. 12.000 Punkten bestehend aus der internen Aufwärtstrendlinie seit 2004 und der exp. GDL 200 (EMA200) gibt die US Notenbank Vollgas. Bei dem ersten Auftreffen wurde der Leitzins außerplanmäßig um 75 Basispunkte abgesenkt. Beim zweiten Auflagepunkt wandte man sich mit einer Liquiditätsspritze von 200 Milliarden US Dollar an den Markt. Das kann kein Zufall sein. Sehr wohl stützt die US Notenbank FED mit ihren Maßnahmen auch den Aktienmarkt; nämlich an ganz entscheidender charttechnischer Stelle.

Ich frage mich, was passiert, wenn der DOW Jones nun nach größerer oder kleinerer Erholung unter 12.000 Punkte abrutscht und neue Tiefs ausbildet. Ist die FED dann gescheitert ? Welche Reserven hat sie dann noch zur Verfügung. Ich habe unlängst gelesen, dass sie bis dato die Hälfte des ihr zur Verfügung stehenden Kapitals bereits aufgebraucht habe. Und was würden weitergehende Maßnahmen für die Entwicklung der US Währung bedeuten ? Außerdem sei die Frage gestattet, was passieren würde, wenn eine weitere US Großbank das zeitliche segnen würde. Dieser Vertrauensverlust darf nicht eintreten! Die FED darf und kann nicht scheitern. Sie muß das jetzt bis zum bitteren Ende durchziehen. Bernanke ist nicht zu beneiden.

Zurück zur Charttechnik. Auf der 12.000er Unterstützung besteht die Chance auf Ausbildung eines breitbasigen Doppelbodens. Doppelböden mit dieser Morphologie sind in der Regel hochvalide. Allerdings trifft dieser Doppelboden auf ein breites Widerstandsbollwerk zwischen 12.700 und 13.000 Punkten. Dieser Widerstandsbereich ist als sehr stark einzustufen. Ein V-Bottom gegen diesen Widerstandsbereich hätte mehr Erfolgschancen gehabt, den Index durch besagten Widerstandsbereich hindurchzukatapultieren. Die zeitliche Komponente hat meines Erachtens jetzt gegen die Bullen gearbeitet.

Charttechnischer Ausblick: Kurzfristig besteht die Chance auf eine kleine Bärenmarktrallye im DOW Jones. Diese kann bis 12.700-12.800 Punkte verlaufen. Im Bereich zwischen 12.700 und 13.000 Punkten dürfte sich die Erholung aber festfahren. Anschließend besteht die Gefahr einer Korrekturausdehnung, einer Ausweitung des Bärenmarkts. Neue Tiefs könnten dann bei 11.280 und 10.670 Punkten ausgebildet werden. Bei 11.280 Punkten verläuft eine relevante mehrjährige Fächerlinie, die als Unterstützung fungiert. Und bei 10.670 Punkten ist die Hauptvariante der Nackenlinie einer riesigen mehrjährigen inversen SKS Bodenformation lokalisiert, die als sehr starke Unterstützung wirkt. Bei 11.280 und bei 10.670 Punkten liegen also starke Haltebereiche im Markt. Sofern diese Bereiche touchiert werden sollten, wäre die Wahrscheinlichkeit für Trendwenden nach oben stark erhöht.

Sollte der DOW Jones wider mein Erwarten über 13.450 Punkte auf Monatsschlußkursbasis ansteigen können, würde das von mir als ein Kaufsignal interpretiert werden. Über 13.450 Punkten steigt die Wahrscheinlichkeit schlagartig, drastisch an, dass die Korrektur beendet sein könnte. Über 13.450 Punkte könnte der Markt aufatmen. Über 13.450 Punkten wäre der Index wieder nahe an einem neuen großen mittel- bis langfristigen Kaufsignal dran.

Kursverlauf (oben) seit 1967 (log. Linienchartdarstellung)
Kursverlauf (unten) seit Mai 2006 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Woche)

S&P 500 Index aktuell 1.330 Punkte

Rückblick: Auch im S&P 500 Index sieht man seit Mitte 2007 eine SKS Trendwendeformation. Genaugenommen handelt es sich aber um eine SKKS Formation, die ihren Ursprung bereits im November 2006 hat. Der S&P 500 Index versucht sich ebenfalls wie der DOW Jones auf einer wichtigen Unterstützung mit einem Bodenbildungsprozess. Nämlich auf einem wichtigen langfristigen Retracement-Support bei 1.280 Punkten. Bei 1.380-1.450 Punkten liegt der breite Widerstandsbereich vom S&P 500 Index, der dem des DOW Jones von 12.700-13.000 Punkten analog ist.

Charttechnischer Ausblick: Kurzfristig kann der Index bis ca. 1.400, vielleicht sogar bis 1.430 Punkte ansteigen. In dem Widerstandsbereich von 1.400 - 1.450 Punkten dürfte die Aufwärtsdynamik aber wieder leerlaufen. Derzeit gehe ich nicht davon aus, dass der Index dort hindurchkommt. Aus heutiger Sicht sehe ich die Gefahr einer Korrekturausdehnung bis 1.229 und anschließend sogar 1.176 Punkte. Bei 1.229 und 1.176 Punkten liegen wichtige horizontale Unterstützungsniveaus. Sollte der S&P 500 Index auf diese Niveaus abfallen, wäre die Wahrscheinlichkeit stark erhöht, dass er auf den Niveaus relevant nach oben abprallt. Im Bereich beider Unterstützungen besteht die Möglichkeit ausgedehnter Bodenbildungsprozesse.

Steigt der S&P 500 Index in den kommenden Wochen und Monaten wider mein Erwarten über 1.450 Punkte auf Monatsschlußkursbasis, werte ich das voraussichtlich als neues Kaufsignal. Über 1.450 Punkte auf Monatsschlußkursbasis würde ich wieder übergeordnet bullisch werden.

Das Kursniveau von 1.560 Punkten stellt im S&P 500 Index einen so genannten High Probability Punkt dar. Wenn dem Index in den kommenden Monaten oder Jahren der signifikante Anstieg über 1.560 Punkte gelingt, ist dies mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als ein mehrjähriges (!) starkes (!) Kaufsignal zu werten. Ein Ansteigen über 1.560 Punkte würde nicht nur die Ausbildung eines neuen Allzeithochs bedeuten. Das wäre zu einfach. Nein. Über 1.560 Punkten wird ein starkes formationstechnisches Kaufsignal ausgelöst.

Bis dahin ist aber noch Zeit. Bis dahin muß der Markt zunächst die jetzige Bewährungsprobe bestehen und meistern.

Kursverlauf (oben) seit 1966 (log. Linienchartdarstellung)
Kursverlauf (unten) seit Mai 2006 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Woche)


DOW Jones und S&P 500 Index - Die beiden Amerikaner gefallen mir nicht mehr - Biaswechsel auf neutral bis bärisch!

Datum 07.01.2008 - Uhrzeit 05:00

Die Aktienmärkte sind turbulent in das Jahr 2008 gestartet. Eine gute Indikation für die voraussichtlich weitere Kursentwicklung liefert der US Bankindex, der direkt in der ersten Handelswoche die allesentscheidende mehrjährige Unterstützungslinie bei 87/88 Punkten aufgegeben und damit ein neues starkes Verkaufssignal ausgelöst hat. So wie es aussieht, sind die Weichen für den US Aktienmarkt gestellt.

Im Rahmen dieses Beitrags werde ich den US Bankindex, den DOW Jones und den S&P 500 Index unter die charttechnische Lupe nehmen.

US Bankindex ($BKX)

Kursstand : 83,25 Punkte

Rückblick: Am 20.02.07 erreichte der Bankindex bei 121 Punkten sein Allzeithoch, um anschließend in eine zunächst moderate Korrektur und dann nachrichtenbedingt im Rahmen der Subprimekrise in einen crashartigen Abverkauf überzugehen. Die zeitlich stark geshrinkte Kursverlaufsdarstellung stellt dies nicht gut dar, aber Ende November bis Ende Dezember 2007 konnte der Bankindex oberhalb der mehrfach beschriebenen mehrjährigen abfallenden Unterstützungslinie bei 87/88 Punkten verharren.

Mehr als ein Verharren war aber nicht drinnen. Im Verlauf der ersten Handelswoche im neuen Jahr durchbrach der Index die Unterstützung, womit ein neues starkes Verkaufssignal ausgelöst wurde. Der Verkaufsdruck im US Bankensektor hält an. Die Verkäufer scheinen sich doch in Zwangslagen zu befinden. Außerdem dürften Shortseller den Verkaufsdruck verstärken. Vom Allzeithoch hat der Bankindex bis dato 30% abgegeben.

Bei 80 Punkten trifft der Index jetzt auf eine psychologisch relevante und formationstechnisch relevante Marke.

Charttechnischer Ausblick: Im US Banksektor liegt seit vergangener Woche ein neues starkes Verkaufssinal vor. Ausgehend von 80 Punkten besteht die Möglichkeit einer Gegenbewegung zurück in Richtung 87 Punkte. Anschließend dürfte sich der Abverkauf allerdings weiter fortsetzen; und zwar in Richtung 70 Punkte.

Der Bruch der mehrjährigen Unterstützungslinie ist charttechnisch als starkes Verkaufssignal zu werten. Die Chance auf eine zumindest temporäre Kurserholung konnte nicht genutzt werden. Der direkte Bruch solch wichtiger Unterstützungslinien, die auf Sicht mehrerer Jahre absolut kursführende Funktion inne hatte, ist eindeutig negativ zu werten.

Der Bankensektor unter anhaltendem Verkaufsdruck, eine Reihe anderer Sektoren, in denen Druck entsteht, dies dürfte den breiten Aktienmarkt insgesamt belasten.

Kursverlauf von April 1998 bis 07.08.2008 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Woche)

DOW Jones

Kursstand : 12.800 Punkte

Rückblick:
Das Bärenmarkt-Tief erreichte der DOW Jones bereits im Oktober 2002 bei 7.197 Punkten. Im Oktober 2007 wurde das Allzeithoch bei 14.198 Punkten gesetzt, was ein Kursplus von 97% bedeutete.

Aktuell steht der DOW Jones bei 12.800 Punkten. Das sind knapp 10% unter Allzeithoch.

Wie ist der Kursverlauf seit Mai 2007 zu interpretieren ?

Meines Erachtens mittlerweile negativ. Gleich 2 größere bullische Fehlsignale sind in dem Kursverlauf besagten Zeitfensters enthalten. Einmal ein Fehlausbruch aus einer mehrwöchigen Bullflag, dann ein Fehlausbruch aus einer zur Fortsetzungsformation umfunktionierten SKS Wendeformation.

Ein formationstechnisches Geschehen hat sehr oft die Angewohnheit in seinem Charakter hin und her zu "morphen". Einmal überwiegen Merkmale bullischer Muster, dann wieder die bärischer. Der aktuelle Stand der Dinge ist der, dass nach den beiden beschriebenen bullischen Fehlsignalen, eine nach unten rechts verzogene SKS Wendeformation vorliegt. Also wieder ein bärisches Muster. Obgleich man den nach unten rechts verzogenen Charakter als bullischen Touch werten kann.

Den gesamten Cocktail werte ich aber zunächst bärisch. Es gibt noch einen weiteren für mich ausschlaggebenden charttechnischen Grund, der an dieser Stelle aber nicht erörtert werden soll. Leicht oberhalb von 12.720 Punkten hat der DOW Jones eine Kreuzunterstützung. Hier ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit eines Abprallers nach oben deutlich erhöht.

Charttechnischer Ausblick: Scenario (B) Mit einer solchen kurzfristigen Erholung oder ohne, ich gehe davon aus, dass der Index nach unten wegkippen dürfte. "Wegkippen", das liest sich jetzt sehr brutal, es geht dabei erstmal "nur" um Abgaben bis 12.500 und dann bis 12.000 Punkte. Bei 12.000 Punkten liegt eine bolidenhafte Kreuzunterstützung, die sich aus einer Aufwärtstrendlinie seit Oktober 2004, einem prominenten Fibonacci-Retracement, einer Psycho-Marke und einem horizontalen Unterstützungsniveau zusammensetzt. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit außerordentlich hoch, dass der DOW Jones bei 12.000 Punkten nach oben abprallen und möglicherweise eine größere Wende nach oben vollziehen könnte.

Die Bedingung für das bisher beschriebene Scenario (B) ist die, dass der DOW Jones merklich unter 12.720 Punkte abfallen muß.

Bisher haben wir den DOW Jones charttechnisch mit forciert bullischem Bias geführt. Wir sind als Bullen bekannt. Das ändert sich jetzt. Wir drehen das Bias auf neutral bis bärisch.

Wie sieht das nach oben gerichtete Alternativscenario aus. Nämlich Scenario (A). Biaswechsel zurück auf bullisch erst bei Anstieg über 14.200. Erst ein Anstieg über 14.200 Punkte würde mich wieder eindeutig positiv stimmen. Ein Wochenschlußkurs über 14.200 Punkte würde bedeuten, dass der zeitlich ausgedehnte Korrekturprozess beendet wäre und die nächste größere Aufwärtswelle starten würde.

Kursverlauf (oben) vom 07.03.1997 bis 07.08.2008 (log. Linienchartdarstellung)
Kursverlauf vom 01.07.2005 bis 07.08.2008 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Woche)

S&P 500 Index

Kursstand : 1.411 Punkte

Rückblick: Ebenfalls im Oktober 2002 bildete der S&P sein Bärenmarkt-Tiefpunkt aus. Und zwar bei 768 Punkten. Im Verlauf des Jahres 2007 gab es 2 Attacken auf das Allzeithoch von März 2000 bei 1.553 Punkten. Dabei konnte im Oktober 2007 ein marginal höheres Hoch und damit neues Allzeithoch bei 1.576 Punkten gesetzt werden. Die Spanne von 968 bis 1.576 Punkten zeigt immerhin einen 105%igen Anstieg.

Der S&P 500 Index macht dem Charttechniker die Interpretation des Kursverlaufs im mittelfristigen Zeitfenster, hier von November 2006, leichter. Zu sehen ist eine Rounding Top Trendwendeformation, die im letzten Drittel des Tops nun scheint verkürzt zu werden. Für Charttechnik-Interessierte sei dieser Umstand im Pattern-Reading besonders hervor gehoben. Formationen, die sich langsam entwickeln und dann plötzlich verschnellert fortgesetzt werden, sind valide. Sprich, sie schlagen entsprechend ihrer allgemeingültigen Lesart durch. Im vorliegenden Fall des Rounding Tops also nach unten.

Charttechnischer Ausblick: Der S&P 500 Index steht gut 10% unter seinem Allzeithoch. Bisher hatten wir das Korrekturgeschehen als moderat eingestuft und unser übergeordnet bullisches Bias mehrfach bestätigt.

Das ändert sich jetzt. Wir drehen das Bias auf neutral bis bärisch.

Dabei ist ähnlich wie im DOW Jones gar nicht soviel zu verlieren.

Scenario (B) : Fällt der S&P 500 Index unter 1.406 Punkte ab, löst dies ein Verkaufssignal mit Kurszielen von 1.363 und 1.325 Punkten aus. Also erstmal ca 6% Abwärtspotzenzial. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Scenario sehe ich als hoch an.

Durch die bisherige zeitliche Ausdehnung und durch die Art und Weise des bisherigen Verlaufs dieser Korrektur, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass der S&P 500 Index im Bereich unterhalb seines Allzeithochs sich zeitlich gesehen weiter deutlich festfahren könnte und auch preislich die Voraussetzungen schaffen könnte, für weitergehende Abgaben; dann auch deutlich tiefer als 1.300 Punkte.

Scenario (A): Das Bias stelle ich erst dann wieder auf forciert bullisch, wenn der Index auf Monatsschlußkursbasis nachhaltig über 1.576 Punkte ansteigen kann. Dies würde nämlich ein neues solides Kaufsignal langfristiger Natur mit einem Zielbereich von 3.200 Punkten auslösen.

Wer weiß. Vielleicht kommt es schneller als ich gedacht habe, wieder zu dem Biaswechsel. Wie dem auch sei. Das Terrain ist genau abgesteckt.

Ich wünsche Ihnen auch 2008 viel Erfolg an der Börse.

Handeln Sie nie überstürzt.

Halten Sie sich ruhig auch einmal für längere Zeit mit cash den Markt beobachtend an der Seitenlinie auf.

Halten Sie Ihre Watchlist immer auf dem neusten Stand. Wenn Sie im Markt agieren, diversifizieren Sie.

Gehen Sie nach Möglichkeit nicht mehr als 1 % Risiko.

Behalten Sie den Markt und seine Trends unter Beobachtung, um rechtzeitig reagieren zu können.

Bleiben Sie wißbegierig und bilden Sie sich fort.

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

Kursverlauf (oben) vom 24.01.1997 bis 07.08.2008 (log. Linienchartdarstellung)
Kursverlauf vom 24.06.2005 bis 07.08.2008 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Woche)

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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