Kommentar
16:00 Uhr, 28.02.2008

Dollar-Rallye? Das wird wohl erstmal nichts

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Die vielerorts herbei beschworene Erholung des US-Dollars ist wohl erstmal abgesagt. Der US-Dollar-Index (ein Index, der die Kaufkraft des US-Dollars repräsentiert) fällt heute auf ein neues Allzeittief. Die Makrodaten aus den USA kamen ließen auch nichts anderes vermuten. Sie beleuchten, dass dort wirklich nichts so gut aussieht, wie es manch Politiker wohl gerne hätte. US-Finanzminister Paulson hat zwar recht damit, dass die Wirtschaftsschwäche aus den USA mit Zeitverzögerung nach Europa und Asien kommen wird. Doch sind die Probleme im Haussektor und auch im Kreditsektor über dem Teich eben „hausgemacht“ und spezifisch den USA zuzuordnen. Daher werden sie auch besonders daran zu leiden haben. Man schaue sich nur das Finanzergebnis der Deutschen Bank AG an – sie litt dank guten Managements nicht oder nur wenig an der Sub-Prime-Krise in den USA.

Aus diesem einfachen Vergleich heraus lässt sich schon ein Eurokurs von über 1,50 ableiten – und tatsächlich: Seit gestern Nacht ist es Realität – der Euro kostet mehr als 1,50 US-Dollar – im Hoch musste man heute sogar 1,5087 US-Dollar für einen Euro zahlen. Der Startschuss für eine weitere Aufwertung des Euros zum US-Dollar sollte damit gefallen sein. Immerhin sprach gestern Fed Vice Chairman Donald Kohn offen über weitere Zinssenkungen in den USA, was die Zinsschere zwischen den USA und Europa weiter öffnen und den Euro für Carry-Trader schmackhafter machen sollte. Der US-Dollar wird damit immer mehr zu einer Carry-Trade-Währung: Die Aussicht auf weiter fallende Zinsen in den USA und die schlechten Konjunkturaussichten sprechen für niedrige Leihkosten und für einen fallenden Greenback – das perfekte Umfeld für Carry-Trader. Sie verdienen an den Zinsen und dem rückläufigen Wert des US-Dollars.

Die Dollarabwertung führt außerdem dazu, dass die Rohstoffpreise und damit die Rohstoffwährungen weiter steigen werden: Der „Aussi“, also australische Dollar, der kanadische Dollar, der Kiwi, also neuseeländische Dollar sowie der Rand und Real laufen seit Tagen fast kerzengerade nach oben. Und schließlich wird das Gold weiter ansteigen – die 1000-Dollar-Marke ist in Reichweite.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Stanzl

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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