DIW: Immobilienpreise in Deutschland fallen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Immobilienpreise in Deutschland sind laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erstmals seit 2010 gesunken. Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen in über 150 deutschen Städten waren 2023 demnach durchschnittlich um 2 Prozent günstiger als im Vorjahr. Besonders betroffen seien Baugrundstücke und Eigenheime in großen Städten wie Berlin, Hamburg oder München, wo die Preise um 6 bis 7 Prozent zurückgegangen seien, so eine Studie der DIW-Ökonomen Konstantin Kholodilin und Malte Rieth. Gleichzeitig seien die Mieten weiter gestiegen, um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren. Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt", so Kholodilin. Ursache der Preiskorrekturen sei vor allem, dass sich die Finanzierungsbedingungen infolge höherer Zinsen verschlechtert hätten. Bau- und Kaufvorhaben hätten sich dadurch deutlich verteuert. Infolgedessen habe sich das Volumen der Wohnungsbaukredite von März 2021 bis September 2023 halbiert. Für den Mietmarkt seien vor allem das hohe Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung und der lahmende Wohnungsbau ausschlaggebend. "Hinzu kommt, dass sich viele Haushalte vom Traum eines Eigenheims verabschiedet haben, da die bisherigen Preisrückgänge die gestiegenen Finanzierungskosten nicht kompensieren", sagte Rieth.
Für die Studie werteten die Autoren laut DIW Daten des Immobilienverbandes IVD für die Jahre 1996 bis 2023 aus. Die Berechnungen zeigen nach Angaben des Instituts, dass trotz der jüngsten Preiskorrekturen die Immobilienpreise deutlich über denen zu Beginn des Booms liegen: Die Preise für Bauland seien 2023 im Vergleich zu 2010 um 116 Prozent höher, während sich die Preise für Einfamilien- und Reihenhäuser verdoppelt hätten. In diesem Zeitraum seien die Mieten weniger stark gestiegen als die Preise für Wohneigentum. Innerhalb der vergangenen 13 Jahre nahmen sie laut DIW um insgesamt 53 Prozent zu.
"Es fehlt dringend benötigter Wohnraum. Die Politik muss handeln - auch um sich aufbauende soziale Spannungen zu reduzieren", forderte Kholodilin. Die Studienautoren empfahlen, Bauvorschriften zu entschlacken und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, um dem Wohnungsbau wieder Schwung zu verleihen. Angesicht der Insolvenzwelle im privaten Bausektor sollten zudem die staatlichen Bauinvestitionen erhöht werden. "Die öffentliche Bautätigkeit sollte den aktuellen Sparzwängen auf keinen Fall zum Opfer fallen", warnte Rieth.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/thl
-0-
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
December 20, 2023 05:54 ET (10:54 GMT)
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.