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10:45 Uhr, 10.01.2024

DIW: 2024 wird für die Bauwirtschaft noch schwieriger als 2023

BERLIN (Dow Jones) - Für die Bauwirtschaft wird dieses Jahr noch schwieriger werden als das vergangene Jahr 2023. Das erwartet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) aufgrund seiner aktuellen Bauvolumenrechnung. Das Bauvolumen sei im vergangenen Jahr preisbereinigt weiter zurückgegangen. Für 2024 erwartet das DIW wegen sinkender Baupreise erstmals seit der Finanzkrise einen nominalen, also unbereinigten Rückgang bei den Ausgaben für Bauleistungen. Dabei werde sich im Wohnungsbau die Lage 2024 weiter zuspitzen.

"Hohe Baupreise und verschlechterte Finanzierungsbedingungen belasten die Baukonjunktur - insbesondere den so dringend benötigten Wohnungsneubau", erklärte das DIW. Lediglich der Tiefbau federe den Einbruch beim Bauvolumen ab. Beim Wohnungsbau werde sich die Lage in diesem Jahr sogar noch verschlechtern.

Das DIW prognostiziert bei den nominalen Ausgaben für Bauleistungen für 2024 ein Minus von 3,5 Prozent, im Wohnungsbau sogar von 5,4 Prozent. Erst im Jahr 2025 dürfte sich die Lage stabilisieren. Das Ziel der Bundesregierun, jährlich 400 000 neue Wohnungen zu bauen, rücke damit noch weiter in die Ferne, wie das Institut erklärte.

"Der Einbruch in der Bauwirtschaft zieht sich länger hin als erwartet. In diesem Jahr dürfte das Bauvolumen sogar noch stärker abnehmen als im vergangenen Jahr. Erst im kommenden Jahr wird wohl bei weiter sinkenden Baupreisen wieder ein kleines Plus erwirtschaftet", prognostizierte Studienautorin Laura Pagenhardt. Aber auch dann dürfte der Wohnungsneubau noch hinterherhinken. "Der Wohnungsbau hat drei schwierige Jahre hinter sich und es wird noch ein weiteres schweres folgen", erwartet Studienautor Martin Gornig.

   Hohe Baupreise und Zinsen 

Das DIW macht als Ursache für die miserable Lage neben dem enormen Anstieg der Baupreise auch die Leitzinserhöhungen der EZB aus, die innerhalb kürzester Zeit auf die Zinsen für Wohnbaukredite durchgeschlagen seien. Die Finanzierungsbedingungen sind laut DIW insbesondere für private Haushalte aktuell kaum zu stemmen, sodass vor allem Neubauprojekte eingeschränkt, storniert oder gar nicht in Angriff genommen werden. "Für einen leichten Hoffnungsschimmer sorgen immerhin die Auftragseingänge, die sich aktuell stabilisieren", sagte er.

   Forderung an Politik nach klaren und verbindlichen Vorgaben 

Leicht besser als der Neubau werden sich dem DIW zufolge wohl die Bestandsmaßnahmen im Wohnungsbau entwickeln. Allerdings müsse die Politik die Verunsicherung über die Förderprogramme schnellstmöglich beseitigen, um die Bauwirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Dazu zählt das DIW insbesondere die Förderprogramme in der energieeffizienten Gebäudesanierung, aber auch im Wohnungsneubau.

Die unterschiedlichen Wachstumsaussichten erfordern zudem laut DIW auf Seiten der Bauunternehmen Anpassungen und Umstrukturierungen. Insbesondere sollten freiwerdende Kapazitäten im Wohnungsneubau in der energetischen Sanierung von privaten und öffentlichen Gebäuden genutzt werden, empfiehlt das Institut. Die Politik sollte die Umstrukturierung aktiv mit Kurzarbeitergeld und Ausbildungsförderung unterstützen, um die schwierigen Zeiten für die Unternehmen zu überbrücken. Gleichzeitig gelte es, das Ziel, neue Wohnungen zu bauen, nicht aus den Augen zu verlieren.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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