Kommentar
08:41 Uhr, 04.08.2003

dit - Sommerflaute oder Sommerfrische?

DAX und S&P 500 kämpfen mit dem Jahreshöchststand. Unternehmensergebnisse für das zweite Quartal werden über die Märkte ausgeschüttet. Am Ende des Monats Juli dann zunehmend bange Fragen: Was folgt auf das Hochdruckgebiet? Sommerflaute oder Sommerfrische? Auffällig dabei: Gerade bei den Performanceführern, den zyklischen Titeln, laufen die Gewinne den Kursen noch hinterher. Die Märkte spielen die Zukunft. Enttäuschungen sind vorprogrammiert, wenn die Konjunktur nicht nachkommt und sich die Bewertungen am Ende als zu teuer herausstellen. Und? Kommt sie nach, die Konjunktur? Die Daten des zurückliegenden Monats weisen auf Stabilisierung (Europa) bzw. Erholung (USA) hin. Während in der Bundesrepublik Auftragseingänge und Industrieproduktion Schwächen aufzeigen, stieg der Ifo-Konjunkturindex zum dritten Mal in Folge. Erfreulich dabei: Lage wie Erwartungen im Einzelhandel haben sich weiter verbessert und das bei gestiegenen Preiserwartungen. Auch für die Eurozone verbesserten sich die Sentimentindikatoren, wobei es allerdings zu teilweise gegenläufigen Entwicklungen in den Teilnehmerländern kam. In den USA ist der Durchbruch zwar noch nicht endgültig erreicht, aber die Sicht wird klarer: Industrieproduktion und Wohnungsbaubeginne stiegen weiter. Und: Ab dem laufenden Quartal greift das Steuersenkungsprogramm. Das dürfte sich auch auf das, zuletzt wieder schwächere, Konsumentenvertrauen auswirken. Aber: Sind Aktien nach dem Performanceritt der letzten Wochen nicht schon wieder zu teuer?

Bewertungen attraktiv

Die Bewertungen bleiben attraktiv, wenn auch sicher nicht mehr übertrieben "billig". Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis der laufenden Gewinne sind die USA gegenüber Europa dabei preiswerter. Auch auf Grundlage der für die nächsten zwölf Monate veranschlagten Gewinne bleiben Aktien attraktiv. Dies um so mehr, als auch die Gewinnerwartungen moderat erscheinen - also wenig böse Überraschungen zu erwarten sind. In den USA sind die Gewinnrevisionen bereits zum Stillstand gekommen. In Europa verbessert sich das Bild, wenn auch langsam. Auf dieser Grundlage können die auf Basis der zukünftig erwarteten Gewinne errechneten KGVs für die USA auch ruhig etwas höher sein als jene für Europa.

Summa Oeconomica

- Konjunktur, Gewinne, Bewertungen und Marktsentiment weisen auf eine anhaltende Sommerfrische hin. Da bereits viel Zukunft in den Kursen enthalten ist und die sich mehr und mehr auf das Jahr 2004 richtenden Erwartungen mehr Futter benötigen, dürfte sich die in den letzten Wochen zu beobachtende Sommerhitze in dieser Form jedoch nicht fortsetzen.

- Die Gewichtung zwischen Aktien und Renten sollte daher unverändert auf neutral bleiben, wobei die Empfehlung weiter gilt: Frei werdende Mittel in den Aktienmarkt investieren.

- Im kontinentalen Vergleich sind Konjunkturund Gewinnbild in den USA deutlich klarer als auf dem alten Kontinent. Nach der Performance der letzten Monate legt dies eine Herabstufung Europas auf neutral nahe. Die USA dagegen bleiben weiter übergewichtet.

- In Japan ergibt sich das Bild einer konjunkturellen Verbesserung, das allerdings nur zögerlich von der Inlandsnachfrage unterfüttert wird. Die Gewinne der Unternehmen steigen wieder, die KGVs sind - besonders für japanische Verhältnisse - preiswert. Ein wirklicher "pick" wird der Markt aber erst, wenn der private Konsum anspringt und die vom Bankensektor ausgehenden Risiken behoben sind. In der Risikoabwägung mit den anderen Regionen bleibt Japan aber (noch) untergewichtet, zumal der Markt nach den Gewinnen der letzten Wochen an Phantasie verloren hat.

- Die Emerging Markets, besonders Asien, zählen zu den Hauptprofiteuren einer freundlichen US-Konjunktur. Wichtig auch: Der konjunkturdämpfende Effekt der Lungenkrankheit SARS bleibt, anders als befürchtet, in China wohl aus. Da dieses Marktsegment allerdings schon viel an Erwartungen vorweggenommen hat, heißt hier die Devise: Neutral gewichten.

- Auf der Branchenseite wird in den Konjunkturpfad hinein das zyklische Element weiter gestärkt. Eine Strategie, die durch die Hochgewichtung der Rohstoffe, einer unveränderten Übergewichtung der Finanzwerte, und einer Abstufung der defensiven Versorger auf "untergewichten" vorgenommen wird.

- Bei den Rohstoffen sind die Gewinnrevisionen zwar noch nicht zum Stillstand gekommen, aber der Trend ist positiv. Der Kapazitätsabbau bei "Metalle & Minen" sowie bei "Papier und Verpackungen" kommt voran und stärkt die Anbietermacht.

- Die Strategie am Markt für Staatsanleihen sollte unverändert bleiben: Kein Währungsrisiko eingehen und: Kurze und mittlere Laufzeiten übergewichten. Zwar werden am Staatsanleihenmarkt jetzt für US-Papiere höhere Renditen gezahlt als für EWUAnleihen, aber der leichte Renditeaufschlag rechtfertigt keine Währungseskapaden.

- Was die Laufzeiten betrifft: Mit einer starken Korrektur am Rentenmarkt ist nicht zu rechnen. Konjunktur und Preisentwicklung lassen dies nicht zu. Ein mit steigenden Aktien abbröckelnder Rentenmarkt bleibt aber wahrscheinlich. Dazu kommt eine den kurzen und mittleren Laufzeiten förderliche Konstellation der zu erwartenden Geldpolitiken von EZB und Fed. Zwar sind dort - wenn überhaupt - keine größeren Zinsschritte mehr zu erwarten, aber die Leitzinsen dürften auf längere Zeit stabil gehalten werden. Das festigt über die Zinserwartungen nicht nur die mittleren Laufzeiten, sondern führt zu dem so genannten "Roll-Down-Effekt": Die Restlaufzeiten der Anleihen nehmen ab, was bei einer steilen Zinsstrukturkurve zu steigenden Kursen führt. Grund: Je niedriger die (Rest)-laufzeit, desto niedriger die Rendite, desto niedriger der Abzinssungsfaktor und desto höher der Kurs.

Quelle: dit

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