Kommentar
08:36 Uhr, 04.08.2003

dit - Alle Quartale wieder...

Alle Quartale wieder kommt die Quartalsberichtssaison. Dann richten sich die Augen der Marktteilnehmer auf die Unternehmensergebnisse des abgelaufenen Quartals. Nach dem deutlichen Kursanstieg der letzten Wochen stellt sich natürlich die Frage, ob die Gewinnentwicklung diesen Optimismus widerspiegelt.

Wie so oft, sind die USA der Hauptimpulsgeber. Dort haben während der ersten drei Wochen der Berichtssaison mehr als 75% der S&P-500 Unternehmen ihre Ergebnisse für das zweite Quartal gemeldet. Und das Resultat ist erfreulich: Zwei Drittel der Unternehmen konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen. Dies ist deutlich mehr als der Fünf-Jahres-Durchschnitt von 59%. 22% haben die Erwartungen immerhin erfüllt, während nur 13% enttäuschten. In Europa sieht das Gewinnbild schlechter aus. Hier konnten zwar 38% positiv überraschen, allerdings lagen auch 40% unter den Erwartungen. Die dahinter liegenden Ursachen sind schnell aufgezählt: Die Stärke des Euro lastet auf dem Export und die schwache Inlandsnachfrage auf der Konjunktur.

Revisionen in USA gestoppt

Die Basis für die nächsten Monate sieht nicht schlecht aus. Das so genannte Up/down-Ratio, das die Anzahl der Gewinnheraufstufungen durch die Unternehmensanalysten in Beziehung zu den Gewinnherabstufungen setzt, ist für die Unternehmen im MSCI USA zuletzt über die Marke von 1 gestiegen. Per Saldo überwiegen also die Höherstufungen. Analog zu den Zahlen aus dem zweiten Quartal liegt auch hier Europa hinten. In den letzten Wochen hat sich das Verhältnis zwar leicht verbessert, liegt aber mit 0,6 deutlich unter 1. Dieses Bild bestätigen auch die Gewinnrevisionen. Nachdem die Analysten ihre Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate im Jahre 2002 kräftig nach unten revidiert haben, kam Anfang des laufenden Jahres die Wende. In den USA sind die Gewinnrevisionen mittlerweile sogar zum Stillstand gekommen. Und auch in Europa verbessert sich das Gewinnbild, wenn auch sichtbar langsamer.

Interessant ist die Performance- und Gewinnentwicklung der Sektoren in den vergangenen Monaten: Zyklische Branchen, wie Informationstechnologie, Konsum zyklisch, Finanzdienstleister, Grundstoffe und Industrie waren gefragt, und zwar unabhängig von der aktuellen Gewinnentwicklung. Die Gewinne laufen den Kursen noch nicht hinterher, bzw. bewegen sich noch nach unten. Hier setzen die Märkte also schon klar auf eine konjunkturbedingt bessere Gewinnentwicklung in den nächsten Monaten. Man billigt diesen Werten dementsprechend auch ein höheres Kurs-Gewinn-Verhältnis zu.

Bislang sind die Kurssteigerungen auf die Hoffnung steigender Gewinne gebaut. Die laufenden Berichtssaison zeigt, dass die Anleger vor allem in den USA nicht enttäuscht wurden. In erster Linie sind die Ertragsverbesserungen zwar nicht einer Umsatzsteigerung sondern Kostensenkungen und Währungseffekten zu verdanken. Doch angesichts der nach wie vor starken Fokussierung auf die Kostenseite entsteht hier ein "Hebel": Zieht die Konjunktur wie erwartet im zweiten Halbjahr an, treffen steigende Umsätze auf reduzierte Kosten.

Halten die Gewinne, was sie versprechen?

Mit der Veröffentlichung der Gewinne für das zweite Quartal sind diese auch schon Geschichte. Denn die Börse handelt die Zukunft und richtet ihren Blick auf die von den Unternehmen gegebenen Ausblicke für das zweite Halbjahr 2003 und fasst darüber hinaus bereits das Jahr 2004 ins Visier. Von Interesse ist nun, ob sich die mit den jüngsten Kursanstiegen verbundenen Hoffnungen bestätigen. Die Beantwortung dieser Frage ist auf das Engste mit dem realwirtschaftlichen Szenario verbunden. Hier scheint die Talsohle endlich durchschritten zu sein. In den USA deuten die Indikatoren auf eine Wachstumsbeschleunigung in der zweiten Jahreshälfte hin, was vor dem Hintergrund der massiven geld- und fiskalpolitische Stimulus auch recht abgesichert sein dürfte. Und selbst in der Eurozone deuten die Indikatoren auf eine, wenn auch zögerliche Erholung hin. Gute Aussichten für die Gewinne und die Kurse.

Quelle: dit

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