Kommentar
12:07 Uhr, 20.03.2013

Discount-Zertifikate als Rentenersatz?

Erwähnte Instrumente

  • Discount Zertifikat auf EURO STOXX 50
    Aktueller Kursstand:   (BNP)
    VerkaufenKaufen
  • Discount Zertifikat auf EURO STOXX 50
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Wo soll die Reise im DAX in diesem Jahr noch hingehen, über das Allzeithoch bei 8.151 Zählern, vielleicht über 9.000 Punkte oder sogar über die 10.000er-Marke? Der Fantasie der Börsen-Optimisten, die sich derzeit landauf landab mit immer waghalsigeren Kurszielen überbieten, scheinen kaum noch Grenzen gesetzt. So mancher meint sogar, die zuletzt in immer kürzeren Abständen auftretenden Krisen wären jetzt auf Dauer ausgestanden und es würde über eine lange Phase nur noch nach oben gehen. Wenn man den Ausführungen der meisten Experten Glauben schenkt, gibt es angesichts negativer Realzinsen und der auch weiterhin ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken trotz eines bereits knapp 30-prozentigen Indexanstiegs im vergangenen Jahr sowieso keinerlei Alternativen zum Aktienmarkt. Dass es sich dabei nach wie vor um Risikokapital handelt, das für viele Anleger, die sich nicht ständig mit dem täglichen Geschehen an den Märkten beschäftigen, absolutes Neuland darstellt, wird dabei vielfach ebenso vergessen, wie die noch immer keineswegs aus der Welt geschafften Risiken Fiskalklippe in den USA und Euroschuldenkrise hierzulande, mögliche geopolitische Gefahren noch gar nicht miteingeschlossen. Dabei zeigt der aktuell vorherrschende, fast schon etwas an Naivität grenzende Optimismus wiederum einmal exemplarisch, dass die Märkte egal bei welchem Umfeld immer nur das sehen, was sie gerade sehen wollen.

Bei aller gesunden Skepsis gilt für den Anleger aber dennoch eines: Wer 2013 realwirtschaftlich kein Geld verlieren möchte, muss in Aktien investieren, in welcher Form auch immer. Da der direkte Tausch „Tagesgeld oder Renten-Papier gegen Aktie“ aber gerade für den eher sicherheitsorientierten Investor sehr hohe Risiken in sich birgt, könnten sich hier statt einem Direktinvestment auch einfache Zertifikate-Strukturen, wie z.B. sogenannte „Deep-Discounter“ mit einem sehr weit unter dem aktuellen Basiswertkurs fixierten Höchstbetrag als Alternative anbieten. Der Vorteil dieser Produktkonstruktion: Der Anleger erwirbt den jeweiligen Basiswert durch die Prämieneinnahme aus einem zusätzlichen Options-Verkauf mit einem hohen Abschlag und baut sich dadurch einen großen Puffer gegen mögliche Kursverluste auf. Als Gegenleistung verzichtet er auf eine weitere über das Cap-Niveau hinausgehende Partizipation. Leider sind bedingt durch die starke Hausse der vergangenen sechs Monate die für die Prämienhöhe besonders förderlichen Marktschwankungen derzeit zumindest auf breiter Front nicht gegeben, was man an einem Volatilitätsmaß für die nächsten 30 Tage im deutschen Leitindex, dem VDAX New selbst nach dem kürzlichen Rücksetzer von immer noch rund 17 Prozent unschwer erkennen kann. Zu Zeiten der Finanzkrise 2008 hatte der Wert in der Spritze noch bei über 70 Prozent gelegen. Folglich müssen auch bei einem Investment in Rabatt-Papiere aktuell gewisse Einschränkungen bei der Rendite hingenommen werden, will man das Risiko nicht gleichzeitig allzu stark erhöhen.

Gerade vor diesem Hintergrund ist es aus Renditegesichtspunkten sinnvoll, derzeit als Basiswert einen Kurs-Index wie den Euro STOXX 50 zu wählen, bei dem die Dividenden anders als beim DAX zusätzlich zur Finanzierung der Produktstruktur verwendet werden können. So bietet beispielsweise ein bis Dezember 2016 laufendes Discount-Zertifikat der BNP Paribas (BN9NZN) auf die Euroland-Benchmark mit einem Cap bei 1.000 Index-Punkten eine jährliche Rendite von knapp 2,40 Prozent. Der Einstieg erfolgt bei dem Papier mit einem Discount von gut 65 Prozent auf den aktuellen Indexstand von rund 2.638 Punkten. Erhöht man sukzessive das Risiko, erbringen Rabatt-Produkte desselben Emittenten mit identischer Laufzeit und Caps bei 1.200 (BN9NZP), 1.500 (BN3DSW) und 1.700 Zählern (BP567M) derzeit Maximalrenditen von 2,78, 3,39 sowie 3,93 Prozent p.a. Die Abschläge bewegen sich hier zwischen knapp 45 und fast 60 Prozent.

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

Cap

Discount

Rendite max p.a.

Rendite max. (abs.)

Laufzeit

BNP

BN9NZN

Euro STOXX 50

Discount Classic

1.000

65,41%

2,37%

9,53%

22.12.16

BNP

BN9NZP

Euro STOXX 50

Discount Classic

1.200

59,10%

2,78%

11,21%

22.12.16

BNP

BN3DSW

Euro STOXX 50

Discount Classic

1.500

50,04%

3.39%

13,81%

22.12.16

BNP

BP567M

Euro STOXX 50

Discount Classic

1.700

44,49%

3,93%

16,12%

22.12.16

Je nach ihrer individuellen Risikoeinschätzung können Investoren bei dem riesigen Angebot an Discountern auch auf noch etwas spekulativere Ausstattungen setzen, wenn gleich sich dadurch das Anlagemotiv „Festgeld- bzw. Rentenersatz“ immer mehr in Richtung Renditeorientierung verschiebt. Das Gleiche gilt für den Griff zu volatileren Einzelwerten, die zusätzliche Risiken in sich bergen. Dagegen könnte es sich eher anbieten, mit dem Investment bzw. einer möglichen Umschichtung noch auf zwischenzeitliche stärkere Kurseinbrüche an den Aktienmärkten zu warten, die die Volatilität wie zuletzt bereits gesehen sofort wieder deutlich nach oben treiben und die Produkte entsprechend attraktiver gestalten würden. Darüber hinaus sollten Anleger neben dem Emittentenrisiko immer im Hinterkopf behalten, dass es sich selbst bei Discount-Zertifikaten mit hohen Abschlägen immer noch um ein Aktieninvestment handelt. Aber daran gibt es ja gerade momentan kaum ein Vorbeikommen.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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