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10:24 Uhr, 19.12.2024

DIHK: Fachkräftemangel und Strukturprobleme "doppelte Wachstumsbremse"

Von Andreas Kißler

DOW JONES--Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht die deutsche Wirtschaft aktuell "von mehreren Seiten unter Druck". Zum einen sinke die Personalnachfrage infolge wirtschaftlicher Schwäche - es drohe eine steigende Arbeitslosigkeit. Zum anderen bleibe der Fachkräftemangel hoch und viele Betriebe hätten Schwierigkeiten, Beschäftigte zu finden. "Es entsteht zunehmend ein klassisches Mismatch-Problem: Betriebe, die einstellen möchten, suchen andere Qualifikationen als die verfügbaren", erklärte die Kammerorganisation in ihrem neuen Fachkräftereport. Er beruht laut DIHK auf Angaben von rund 23.000 Unternehmen aller Größen und aus allen Branchen. 43 Prozent der Betriebe geben demnach an, offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen zu können.

"Fachkräftemangel trifft auf Strukturprobleme - das ist für viele Betriebe eine enorme Herausforderung und für unsere Wirtschaft eine doppelte Wachstumsbremse", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Besonders deutlich werde das in der Industrie. Dort verringere sich der Anteil der Unternehmen, die Stellen nicht besetzen können, deutlich und liege mit 43 Prozent um 11 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. "Hohe Energiekosten, wirtschaftspolitische Unsicherheiten, die sich auf Investitionsentscheidungen auswirken, sowie ein intensiver internationaler Wettbewerb stellen die Betriebe vor große Herausforderungen", so Dercks. "Das dämpft die Personalnachfrage und verringert gleichzeitig Arbeitskräfteengpässe."

Insgesamt mangele es aber weiter branchenübergreifend an Arbeits- und Fachkräften. In der Bauwirtschaft werde weiterhin vielerorts händeringend nach Personal gesucht. Dort gaben 53 Prozent der Unternehmen laut DIHK an, Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu haben, im Tiefbau sogar 61 Prozent. Auch bei den Dienstleistern könnten 43 Prozent Stellen nicht besetzen. Und in der Industrie spürten insbesondere der Maschinenbau (49 Prozent), Hersteller elektrischer Ausrüstungen (49 Prozent) sowie Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (41 Prozent) den Personalengpass.

Besonders alarmierend sei, dass die Personalengpässe häufig Branchen beträfen, die für Zukunftsaufgaben wie Energiewende, Digitalisierung sowie Infrastrukturausbau eine große Rolle spielen, und könnten hier nötige Fortschritte gefährden. In den Betrieben mit Stellenbesetzungsproblemen fehlten vor allem beruflich qualifizierte Fachkräfte. Besonders gefragt, aber oft nicht zu finden, sei Personal mit einer dualen Berufsausbildung. "Beschäftigte mit dualer Ausbildung sind branchenübergreifend und sowohl in kleinen als auch großen Unternehmen gesucht", so Dercks.

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung einerseits und einer hohen Studierneigung der jungen Menschen andererseits falle es Betrieben zunehmend schwer, sowohl Ausbildungsstellen als auch Fachkraftstellen zu besetzen. Zudem würden Kandidatinnen und Kandidaten gesucht, die über einen Weiterbildungsabschluss wie Fachwirt oder Meister verfügten. Zur Fachkräftemobilisierung schlug die Kammerorganisation vor, Bürokratie abzuschaffen, berufliche Bildung zu fördern, Arbeitszeit zu flexibilisieren, Arbeitsanreize zu stärken, Fachkräfteeinwanderung weiter zu entwickeln, ältere Beschäftigte im Arbeitsmarkt zu halten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten auszubauen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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