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12:37 Uhr, 01.02.2024

DIHK: Digitalisierung eher Werkzeug als Innovationsmotor

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die Unternehmen in Deutschland nutzen die Digitalisierung laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) überwiegend zur Prozessoptimierung und nicht für Innovationen. Bei den Motiven für die Digitalisierung hätten sie angegeben, die Flexibilisierung der Arbeit (68 Prozent), die Qualitätsverbesserung (67 Prozent) oder die Kosteneinsparung (63 Prozent) im Blick zu haben, teilte die DIHK mit. Langfristige Entwicklungen und Innovationen (37 Prozent) seien hingegen bei der Motivation für die Digitalisierung noch weniger im Fokus. "Digitalisierung ist derzeit gerade angesichts der schwierigen Wirtschaftslage noch eher Werkzeug zur Optimierung als Innovationsmotor", konstatierte DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel.

In der Umfrage bewerteten laut der Kammerorganisation 76,5 Prozent der Betriebe ihren eigenen Digitalisierungsstand mit sehr gut, gut oder befriedigend. "Im Schnitt reicht es zwar nur für die Schulnote drei, aber wir sehen einen Zug nach oben", sagte Nothnagel. Es gebe noch erhebliche Potenziale über den Nutzen zur Optimierung hinaus. "Diese gilt es mehr und mehr zu heben." Große Chancen sähen die Unternehmen denn auch bei Zukunftstechnologien wie der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Anteil der Unternehmen, die KI oder Machine Learning einsetzten, habe sich im Vergleich zum Vorjahr von 13,8 auf 26,8 Prozent fast verdoppelt.

Ein weiteres Drittel plane den Einsatz von KI für die Zukunft - ein Anstieg um signifikante 24 Prozentpunkte. Dies sei "ein Zukunftsthema für Deutschland, das große Chancen bietet und das wir noch mehr ins Blickfeld nehmen sollten", sagte Nothnagel. Dafür sei aber auch die entsprechende Infrastruktur nötig. "Der Datenstrom wächst stetig weiter. Daher werden die Anforderungen an den Breitbandausbau eher größer als geringer werden. Umso wichtiger ist es, dass die Infrastruktur entsprechend Schritt hält."

Im Auge behalten müssen die Unternehmen auch die Gefahr durch Cyberkriminalität, die stetig zunehme. Von den Betrieben, die in den vergangenen Monaten von einer Attacke betroffen gewesen seien, hätten 31 Prozent von Spionage, wie etwa das digitale Ausspähen von interner Kommunikation, 26 Prozent von Erpressungen, 25 Prozent von Angriffen auf die Infrastruktur und 21 Prozent von Diebstahl digitaler Daten berichtet. Dabei seien Unternehmen aller Größen und aus allen Branchen betroffen. "Die Unternehmen werden immer häufiger attackiert", sagte Nothnagel. Sie seien sowohl bei der Prävention als auch im Falle einer Attacke auf mehr Unterstützung durch staatliche Stellen angewiesen.

Insgesamt zeigten die Ergebnisse der DIHK-Digitalisierungsumfrage, an der laut den Angaben Ende vergangenen Jahres mehr als 4.000 Betriebe teilgenommen haben, dass der digitale Transformationsprozess für die Unternehmen weiterhin ein Kraftakt sei und aufgrund von Zeit-, Komplexitäts- sowie Kostengründen an Grenzen stoße. Gerade von der Politik wünschten sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer daher klarere Regelungen. "Eine leistungsfähige Infrastruktur, weniger Bürokratie, digitale Kompetenzen und Fachkräftegewinnung, eine praxisnahe und rechtssichere Datennutzungskultur sowie eine moderne Verwaltung sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation", so Nothnagel.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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