Kommentar
09:57 Uhr, 23.05.2013

Dieses Jahrzehnt: Keine neuen Goldhochs mehr?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Ein Leser aus dem Blog bezeichnete mich als "abgrundtief bärisch", was meine Einschätzung gegenüber Gold anbelangt. Ich würde nicht sagen, dass ich das bin. Ich würde mich nicht als abgrundtief bärisch bezeichnen. Ich bin kein Perma-Bär. Ich bin weder perma-bullisch noch perma-bärisch für irgendwas. Ich interpretiere die Sachlage, und versuche nicht zu antizipieren oder dem Markt mein Wunschdenken aufzuzwingen.

Nun schrieb Schorsch aus dem limitup.de-Blog folgendes:

"Ich gehe mit Ihnen konform, dass die 1315 extrem wichtig sind. Dennoch stellt sich mir eine Frage. Ich habe den Eindruck, dass bei vielen hier im Blog die gleiche Frage herum geistert. Vielleicht wären Sie so nett und könnten uns über Ihren Gedankengang, der hinter ihren Überlegungen steckt etwas aufklären. Hierzu meine Frage: Warum wäre es mit Gold laut Ihre Ansicht nach einem Absturz unter 1315 (z.B. 1000) für lange Zeit schlecht bestellt. Was mich verwirrt ist vor allem, dass Sie früher einmal sagten, dass es vielleicht in diesem Jahrzent (!) nichts mehr würde. (Ich hoffe ich habe das noch gut in Erinnerung und unterstelle Ihnen hier nicht etwas falsches). Der Grund meiner Verwirrung ist folgender Sachverhalt. In den 70er Jahren war Gold bekanntlich auch in einem Bullenmarkt( oder wie sie sagen B.U.L.L.E.N.M.A.R.K.T :-))), aber Spaß bei Seite). Damals stieg Gold bis ca. 1974, wenn ich mich recht entsinne bis ca. 200 Dollar um bis 1976 auf 100 Dollar zu korrigieren. Danach stieg Gold aber bis auf ca. 800,900 Dollar. Der Bullenmarkt ging also trotz Korrektur um 50% weiter. Interessant finde ich, dass Jim Rogers hierzu in mehreren Interviews das Gleiche gesagt hat und dass Gold seiner Meinung nach wie in den 70\\\'ern extrem stark korrigieren könnte auch bis 1100 oder 1200 und trotzdem der Bullenmarkt in Gold nicht beendet wäre. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie kurz erklären könnte warum es Ihrer Meinung nach diesmal anders ist! Vielen Dank!"

Dazu meine ich:

Hallo Schorsch,

ich werde versuchen, diese Frage zu beantworten.

Die langfristig relevante Unterstützung bei 1315 USD/Unze habe ich aus Sicht der technischen Marktverfassung des Goldes seit September 1999 ermittelt:

Wenn 1315 auf Wochenschlusskurs unterschritten werden, haben wir übergeordnet keine Serie an höheren Hochs mehr, was technisch bedeutet, dass es kein Aufwärtstrend mehr ist, sondern ein Seitwärtstrend. Damit wären dann neue Hochs über 1923 USD/Unze unwahrscheinlich.

Ich hatte vermutet, dass die Dow/Gold-Ratio wie in den 70er Jahren auch noch tiefer fallen wird und im Zuge dessen auch das Tief aus dem Herbst 2011 bei 5,7 unterschritten werden wird. Dann kamen plötzlich Veränderungen in den Markt. Heute halte ich es für unwahrscheinlich, dass man den Dow Jones noch einmal für weniger als 5,7 Unzen Gold kaufen können wird. Dafür habe ich zwei Argumente:

1) Technisch. Die Dow/Gold-Ratio hat einen Boden ausgebildet.

2) Fundamental. Die US-Wirtschaft kommt schneller aus der Krise. QE3 wird früher oder später beendet werden. Die Aufwärtsbewegung der Zinsstrukturkurve samt steigender Realzinsen eskomptiert dies bereits.

Wenn 1315 USD/Unze per Wochenschlusskurs unterschritten werden wäre das eine zusätzliche Bestätigung für die These, dass ein Wendepunkt im Anlagezyklus erreicht sein könnte, wonach Aktien bei Korrekturen zu kaufen und Gold bei Erholungen zu verkaufen wäre.

"Was mich verwirrt ist vor allem, dass Sie früher einmal sagten, dass es vielleicht in diesem Jahrzent (!) nichts mehr würde."

Ich habe zwei weitere Argumente, um diese zeitliche Prognose zu untermauern:

1) Die lange Dauer von Zyklen in der Dow/Gold-Ratio. Die Zyklen dauern in der Regel länger als ein Jahrzehnt. Wenn 5,7 in der Dow/Gold-Ratio das Tief dieses Zyklus gewesen ist werden Aktien folglich länger als ein Jahrzehnt Outperformer sein.

2) Vergangene Goldpreisbewegungen. Gold tendierte in der Vergangenheit nicht dazu, nach deutlichen Anstiegen jahrzehntelang auf hohem Niveau zu verharren. Ganz im Gegenteil: Es brach nach Preisspitzen immer wieder stark ein und tauchte in einen langen Bärenmarkt.

Nehmen Sie jetzt teil an der interessanten Diskussion auf www.limitup.de !

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten