Kommentar
11:02 Uhr, 24.07.2024

Dieser Crashprophet warnt nach langem Schweigen

Wer lange genug einen Crash ankündigt, hat irgendwann Recht. Bei einem Crashpropheten könnte es nun so weit sein. Er meldet sich nach langem Schweigen zurück.

Es gab Zeiten, da konnte man von Crashpropheten wie Nouriel Roubini oder Albert Edwards wöchentlich lesen, dass die Welt bald untergehen wird. Jedes Mal lagen sie falsch. Vielleicht liegt es daran, dass sie sich in den letzten Quartalen seltener zu Wort meldeten oder zumindest weniger öffentlichkeitswirksam.

Jetzt schafft es eine Analyse von Albert Edwards, Permabär der Société Générale, wieder in die Schlagzeilen. Im Gegensatz zu sonst üblichen Rundumschlägen hat die Analyse eine bestechende Story. Dabei geht es um die Outperformance des S&P 500 gegenüber dem gleichgewichteten S&P 500.


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Die Outperformance erreicht beinahe historisches Ausmaß (Grafik 1). Ausschlaggegend ist die Outperformance über einen Zeitraum von zwei Jahren. Was die Performancedifferenz aussagt, ist einfach zu erklären. Vor allem Megacaps laufen gut, der Rest des Marktes läuft schlecht. Das ist eine Story, die wir im Prinzip schon kennen.

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Erreicht die Outperformance einen Extremwert wie jetzt, hat das allerdings Bedeutung. Die Outperformance ist Zeichen von Euphorie und sehr hohen Erwartungen, die sich erfahrungsgemäß nicht vollständig erfüllen. Irgendwann bemerken Anleger, dass sie zu optimistisch waren. Jeder will plötzlich verkaufen, da man konzentrierte Wetten eingegangen ist.

Wollen alle gleichzeitig Aktien von Unternehmen verkaufen, die selbst unter den günstigsten Bedingungen noch überbewertet sind, kommt es zum Crash oder Bärenmarkt (Grafik 2). Das war 1929 nicht anders als zur Jahrtausendwende oder in den 70er-Jahren. Ein solcher Crash hat weitreichende Konsequenzen. Nicht nur Aktienkurse leiden, auch die Gesamtwirtschaft.

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Wenn Anlegerträume platzen, hat das gute Gründe. Diese nehmen bei Unternehmen wie derzeit Microsoft oder Meta ihren Ausgang. Sie investieren plötzlich sehr viel weniger in den Ausbau der Infrastruktur. Es geht inzwischen global um hunderte Milliarden USD. Fehlen diese Investitionen, stottert auch die Gesamtwirtschaft.

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette muss gespart werden. Mittelfristig haben zwar viele Angst davor, dass künstliche Intelligenz Arbeitsplätze vernichtet, doch kurzfristig schaffen sie Jobs. Nicht nur die Infrastruktur muss entstehen, auch Anwendungen müssen entwickelt werden.

Nach der Jahrtausendwende führte der Rückgang der Investitionen und Sparmaßnahmen entlang der Wertschöpfungskette zu einer milden Rezession. Ähnliches wäre heute wieder zu erwarten, wenn die Träume erst platzen. Die Aktienkurse dürften hingegen alles andere als einen milden Abschwung erleben.

Ob das Hoch bei Aktien wie Nvidia und Microsoft bereits erreicht wurde, weiß niemand. Rebounds wie am Montag lassen daran zweifeln. Dass die Einbahnstraße nach oben irgendwann endet, muss allerdings jedem klar sein.

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3 Kommentare

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  • DerSpecht
    DerSpecht

    Gibt es ggf. einen Zusammenhang zur guten Performance der "small Caps" in der jungen Vergangenheit?
    Möglicherweise gibt es ja auch eine smooth verlaufende Umschichtung?

    12:29 Uhr, 24.07.
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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