Kommentar
08:54 Uhr, 20.03.2015

Diese Branche profitiert vom Ölpreiseinbruch

Der Ölpreiscrash reißt große Löcher in die Bilanzen der Ölkonzerne. Dafür hat ein anderer Sektor jetzt endlich die Chance auf einen großen Turnaround.

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Des einen Leid ist des anderen Freud. Während Ölunternehmen drastische Gewinnrückgänge hinnehmen müssen, kann eine andere Branche aufatmen. Sie profitiert gerade besonders von den niedrigen Preisen. Es handelt sich dabei um den Schiffsmarkt.

Wieso der Schiffsmarkt von niedrigen Preisen profitiert ist einleuchtend. Wird Treibstoff billiger, dann sinken insgesamt die Kosten. Können die Einnahmen stabil bleiben während die Kosten sinken, dann macht das einen höheren Profit. Dazu muss man allerdings sagen, dass die meisten Reedereien auch 2014 noch keinen Gewinn geschrieben haben. 2015 wird sich das für die meisten kaum ändern. Die sinkenden Treibstoffkosten helfen ein wenig, sie können das Ruder aber nicht komplett herumreißen.

Der Schiffsmarkt leidet unter sehr hohen Überkapazitäten. Daran ändert auch der Ölpreis nichts. Für einen Subsektor der gesamten Branche ist der niedrige Ölpreis hingegen ein großer Segen, der das Potential hat für einen nachhaltigen Aufschwung zu sorgen. Es handelt sich dabei um Reedereien, die sich auf Öltanker spezialisiert haben.

Öl wird gerade in so großen Mengen um die Welt geschickt wie noch nie. Man sollte glauben, dass das Überangebot zu einem Rückgang des Transportes führt. Das tut es nicht. Tanker sind gefragt wie seit Jahren nicht mehr.

Die Charterraten können das erste Mal seit 2010 wieder nachhaltig steigen. Chart 1 zeigt die Entwicklung der Tagesraten für VLCCs (Very Large Crude Carrier). VLCCs sind die größten Öltanker, die es gibt. Sie fassen bis zu 3,7 Mio. Barrel. VLCC sind derzeit besonders gefragt. Einerseits ist es ökonomischer große Mengen auf einmal zu transportieren als mit mehreren kleinen Schiffen. Anderseits werden VLCCs auch für die Lagerung von Öl gechartert. Mit diesen Schiffen passiert wenig. Sie liegen einfach vor Anker, gefüllt mit Öl.

Die große Nachfrage nach VLCC treibt die Preise nach oben. Die durchschnittliche Rate der letzten fünf Monate ist zum ersten Mal wieder über 30.000 USD pro Tag. Das ist fast 50% mehr als in den Jahren zuvor. Die Raten weisen eine gewisse Saisonalität auf und neigen zu Jahresbeginn zur Schwäche. Das sehen wir auch in diesem Jahr. Das zweite Quartal ist meist ein gutes Quartal für Charterraten.
Derzeit gibt es ca. 630 VLCC weltweit. Davon wurden bereits im Januar 5% einfach nur für die Lagerung von Öl verwendet und nicht für den eigentlichen Transport von Öl. Dieser Wert wird weiter ansteigen. Solange Öl auf dem Spotmarkt deutlich günstiger ist als die Futures macht die Lagerung für Unternehmen Sinn. Sie kaufen Öl billig zum aktuellen Preis und verkaufen Gleichzeitig eine bestimmte Ölmenge mit einem festen Liefertermin zu einem festen Preis. Die Differenz von Spot- zu Terminpreis (minus die Lagerkosten) sind dann der Gewinn. Das ist momentan ein gutes Geschäft.
Die drei größten VLCC Anbieter dürften 2015 wieder alle in die Gewinnzone kommen. DHT Holdings und Navios Maritime schafften das bereits 2014. Bei Frontline Ltd. steht der Sprung zurück in die Gewinnzone noch aus.

Die Aktien konnten zuletzt deutlich zulegen. Anleger sind schon vor zwei Monaten auf den Zug aufgesprungen. Einige Kurse haben sich innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Das ist kein langfristiges und nachhaltiges Investment, das ist eher Spekulation. Die Kurse der Aktien dürften über die kommenden Monate sehr volatil bleiben. Eine wirklich nachhaltige Überwindung der Krise auf dem Schiffsmarkt kann man noch nicht ausrufen. Öltanker Reedereien haben dafür jetzt eine Chance bekommen. Ob sie sie nutzen bleibt abzuwarten. Die Verlustserie der letzten Jahre kann 2015 vermutlich erst einmal gebrochen werden. Können die Tagesraten über einen längeren Zeitraum über 30.000 USD bleiben, dann könnten Unternehmen auch wieder anfangen ihre Assets aufzuwerten. Die hohen Verluste der Vorjahre sind nicht nur auf die niedrigen Raten zurückzuführen, sondern auch auf Wertberichtigungen auf die Assets (Schiffe). Das geschah z-B. Frontline im Jahr 2011. Der Verlust von 529 Mio. USD ist auf hohe Wertberichtigungen zurückzuführen.
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Generell gilt: je niedriger die Raten sind, desto weniger ist ein Schiff wert, weil man mit diesem dann weniger Umsatz und Gewinn machen kann. Eine Trendwende kann zu hohen Zuschreibungen führen, die dann als Gewinn ausgewiesen werden. Das kann zu sehr hohen Buchgewinnen führen.

Noch kann man nicht davon ausgehen, dass die Schiffe zukünftig wieder mit höheren Preisen bewertet werden. Wahrscheinlich sehen wir in den Aktienkursen mehr ein Strohfeuer als einen Turnaround. Persönlich würde ich mich mit dem Kauf von Schiffsaktien nach wie vor zurückhalten.

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  • Chronos
    Chronos

    Schon seltsam wie Börse einen in seiner Grundhaltung nicht verändert, aber die Themen das tägliche Denken und damit Handeln bestimmen.

    Auszug von gestern

    Steigende Zinsen? (Dann gehe halt in EU long oder shorte Anleihen)

    Öl und Gas?

    Ich hatte ja mehr im Focus wem alles der derzeitige Ölkurs schadet (zB Alternativenergien) und das politisch der Weg wieder über die Meere führt. (Was ich NICHT gut finde).

    Wir lernen anscheinend nichts dazu, wieder so Monstertanks die irgendwann wieder Schiffbruch vor einer Küste erleiden....

    Keine Ahnung wo der impuls zu dem Artikel her ist (US geprägt) was aber irgendwie unter geht

    (sollte man das Thema so aufgreifen ist LNG):

    Nakilat via Qatar Gas Transport

    WKN: A0KD6L / ISIN: QA000A0KD6L1

    Bin wie gesagt kein Freund davon, bis auf Flüssiggas...

    10:46 Uhr, 20.03.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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