Kommentar
18:57 Uhr, 02.07.2004

Die Zinswende ist eingeläutet

US-Notenbankchef Alan Greenspan hat endlich ein Einsehen gehabt und den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben.

Dieser längst überfällige Schritt ist sehr zaghaft ausgefallen. Wie immer will Greenspan die Anleger nicht verschrecken und die Party an den Kapitalmärkten weitergehen lassen - "Don´t take away the punch bowl", wie die Amerikaner sagen. Aber mindestens so wichtig wie die Zinsanhebung selbst ist die Formulierung der Begründung und des weiteren Ausblicks.

Da spricht Greenspan nämlich davon, dass weitere Zinssteigerungen bevorstehen, allerdings in einer "gemäßigten Gangart". Greenspan hofft, dass diese Tippelschritte ausreichen werden, um die Inflationsgefahr zu bannen und die exzessive Kreditaufnahme von Unternehmen, Staat und vor allem Privathaushalten sanft abbremsen zu können. Ein schwieriger Drahtseilakt - bis vor kurzem war Greenspans Fed noch eher über eine mögliche Deflation besorgt. Und auch jetzt noch sprechen die Zentralbanker davon, dass ein Teil der gegenwärtigen Inflation durch "vorübergehende Faktoren" verursacht wurde.

Viele deutsche Fondssparer und auch Fondmanager haben amerikanische Papiere seit längerem in ihren Portfolios untergewichtet, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite. Die Gründe dafür sind vielfältig: Währung, Bewertungsniveau und eben die Zinsentwicklung. Doch den Fondsstrategen ist klar, dass auch die Eurozone sich dem Sog von jenseits des Atlantiks nicht lange wird entziehen können. Selbst wenn für die EZB weiterhin kein Anlass zu einer Zinsanhebung gegeben ist (dafür ist die Konjunktur in den Kernländern Deutschland, Frankreich und Italien einfach viel zu schwach), so werden die Zinsen am langen Ende sicherlich tendenziell nach oben tendieren.

Übrigens: Hedgefonds, die von Anbieterseite vielgepriesene Alternative, tun sich angesichts massiver Mittelzuflüsse seit Monaten schwer und verzeichnen meist leicht negative Renditen. Die Konsequenz für hiesige Fondsanleger ist, dass Diversifikation in diesem undurchsichtigen, schwer zu prognostizierenden Umfeld noch wichtiger ist als ohnehin schon.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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