Kommentar
17:47 Uhr, 12.07.2008

Die USA werden sich noch umsehen: Mexiko liefert ihnen in 5 Jahren kein Öl mehr

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  • WTI Öl
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Die USA machen 4,5% der Weltbevölkerung, aber 23,5% des Ölverbrauchs aus. Jetzt steigen die Preise und sinken die Vorräte und gehen die Ideen aus, was zu tun ist. Das Weiße Haus steht unter Druck, denn es hat registriert, dass Mexiko als zweitgrößter Öllieferant immer weniger fördert und Saudi Arabien nicht mehr liefern will oder kann.

Die USA verbrauchen heute täglich 20 Millionen Barrel Erdöl, drei Viertel davon müssen importiert werden. 2,3 Millionen Barrel täglich gelangen über Pipelines von Kanada in die USA. Erst im letzten Jahr wurde eine neue Pipeline in Betrieb genommen, denn die Fördermengen steigen: Seit dem Jahr 2004 um 400,000 Barrel/Tag.

Nach Mexiko wurde schon lang keine Pipeline mehr gebaut. Denn das Land hat im Jahr 2004 sein Fördermaximum erreicht. Das Cantarell-Ölfeld 100 km vor der Golfküste Mexikos in der Bucht von Campeche ist das größte Mexikos und nach dem Ghawar-Ölfeld in Saudi Arabien das zweitgrößte der Welt. Und es ist altersschwach geworden. Seine Förderung geht Jahr für Jahr zurück. Ebenso ergeht es den Ölexporten Mexikos in die USA: Sie fielen seit dem Jahr 2004 um über 600,000 Barrel/Tag. Heute beträgt der Export nur noch 0,98 Millionen Barrel/Tag. Rückläufige Förderung und steigender Inlandsbedarf werden dazu führen, dass Mexiko in fünf Jahren gar kein Öl mehr exportieren kann.

Die saudischen Öllieferungen stagnieren seit dem Jahr 2004. Kleine Zuwächse gab es bei den Importmengen aus Angola. 316,000 Barrel/Tag waren es im Jahr 2004, heute sind es 591,000 Barrel/Tag. Auch die Importe aus Lybien und Algerien sind gestiegen, von 20,000 auf 133,000 Barrel/Tag beziehungsweise von 452,000 auf 631,000 Barrel/Tag. Die Suche nach neuen Ölquellen ist im Gange.

Auch auf Seiten der Nachfrage wollen die USA vieles ändern. Eine Schlüsselrolle bei der Verknappung der Ölressourcen spielt der Verkehrsbereich, da er global weiterhin stark wächst und einen hohen Anteil am Gesamtenergieverbrauch hat. Nach Auskunft der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe fallen 40% des weltweiten Ölverbrauchs auf den Transportbereich, in der Europäischen Union sind es sogar mehr als 60%, in den USA über 70%. Da Öl immer knapper wird, sind die USA gezwungen, beim Benzin und Diesel zu sparen. Sie mischen Ethanol und Biodiesel zum Treibstoffmix hinzu. Die Bohrungen nach neuem Öl vor den Küsten der USA und in den Naturschutzgebieten Alaskas sind umstritten und dürften erst in fünf bis sieben Jahren zu einer Verbesserung der Angebotssituation führen. In der Zwischenzeit lautet die einzige Devise: Energiesparen.

Autor: Jochen Stanzl
Artikel verfasst für den neuen Société Générale Newsletter "Investment & Life Rohstoffe", den Sie kostenfrei unter
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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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