Kommentar
16:15 Uhr, 30.04.2003

Die Stimmung in Euroland hat sich verbessert

Die wirtschaftliche Stimmung in Euroland (Economic Sentiment) hat sich im April leicht von 97,8 auf 97,9 Indexpunkte verbessert. Dies unterschritt die Bloombergerwartungen von 98,0 Punkten und übertraf unsere nach unten revidierten Erwartungen von 97,6 Punkten. Im April zeigen sich starke Unterschiede in den einzelnen Ländern: In vier Ländern - Deutschland, Irland, Österreich und Luxemburg - hellte sich die Stimmung auf, in Frankreich blieb sie unverändert und in den verbleibenden Ländern sank sie.

So unterschiedlich sich die Stimmung in den einzelnen Ländern entwickelte, so unterschiedlich zeigte sie sich auch in den Wirtschaftsbereichen. Die Stimmung der Bauwirtschaft bleibt mit -21 Punkten unverändert, das Einzelhandelsvertrauen und das Konsumentenvertrauen verbesserten sich auf -17 beziehungsweise -19 Punkte, das Industrievertrauen schließlich verschlechterte sich nochmals auf -13 Punkte.

Erfreulich ist das Ende der sechsmonatigen Talfahrt des Konsumentenvertrauens. Ähnlich wie in den Vereinigten Staaten zeigen sich die Konsumenten nach dem Ende des Irakkriegs spürbar zuversichtlicher. Diese neue Zuversicht resultiert in erster Linie aus verbesserten Erwartungen bezüglich der Entwicklung der Gesamtwirtschaft und des Arbeitsmarktes in den nächsten 12 Monaten. Dagegen sehen die Haushalte nur eine geringe Verbesserung ihrer finanziellen Lage in den kommenden 12 Monaten und wollen ihr Sparverhalten in diesem Zeitraum nicht ändern. Die Zuversicht kehrt also langsam bei den Konsumenten wieder ein, doch gerade die Fragen hinsichtlich der individuellen Entscheidungen der Haushalte signalisieren, dass die Vorsicht der Haushalte noch hoch ist und die Konsumzurückhaltung nur zögerlich aufgegeben wird. Angesichts der Lage auf den Arbeitsmärkten ist dies auch verständlich. Bemerkenswert ist die Homogenität der Länderergebnisse: Nur in einem Land - den Niederlanden - verschlechterte sich das Verbrauchervertrauen, in drei Ländern blieb es unverändert - Italien, Österreich und Irland - und in den restlichen Ländern verbesserte es sich.

Pessimistisch gibt sich dagegen die Industrie. Selbst nach dem Ende des Irakkriegs verschlechtert sich das Industrievertrauen in weiten Teilen Eurolands: In nur zwei Ländern - Niederlande und Irland - kam es zu einer Verbesserung, in drei Ländern blieb es unverändert - Deutschland, Frankreich und Österreich - im Rest Eurolands verschlechterte sich die Stimmung der Industrie. Ein Hoffnungsschimmer in der Tristesse des Industrievertrauens liegt in den Teilumfragen, denn weder wurden die Produktionspläne zurückgeschraubt noch nahm der Druck durch steigende Fertigwarenlager zu. Die Eintrübung des Industrievertrauens resultierte allein aus der schlechteren Auftragslage. Dies dämpft zwar die kurzfristigen Perspektiven, lässt aber für die Zeit danach noch hoffen. Allerdings werden diese Hoffnungen nicht in den Himmel wachsen, denn gemäß den Quartalsumfragen nahm die Kapazitätsauslastung nochmals ab und die Exportund Auftragserwartungen sanken.

Die schlechtere Perspektive in der kurzen Frist spiegelt sich auch im Geschäftsklima (Business Climate) wider. Dieses sank auf nunmehr -0,7 Punkte und signalisiert damit zum zweiten Mal in Folge eine gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufige Industrieproduktion. Damit wird sich die konjunkturelle Entwicklung nach einem überraschend guten ersten Quartal im zweiten Quartal wieder verlangsamen und die sich anschließende Erholung im Rest des Jahres wird schwach bleiben.

Quelle: Deka

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