Die serbische Börse hat noch viel Kurssprit im Tank
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Die serbische Börse hat sich in den vergangenen Monaten so richtig warm gelaufen. Gefragt waren dabei vor allem die Standardwerte. Denn der Belex15-Index, der die größten und liquidesten Aktien beinhaltet, ist im Vorjahr um beachtliche 59,23 Prozent gestiegen. Und in diesem Jahr geht es mit der Hausse gleich munter weiter. Der Januar ist noch nicht einmal vorbei und trotzdem steht beim Belex15-Index schon ein erstaunliches Plus von gut 17 Prozent zu Buche. Mit einem aktuellen Stand von 1.961,17 Punkten ist es jetzt auch nicht mehr weit bis zur Schallmauer von 2.000 Punkten.
Angelockt werden die Investoren durch die Aussicht auf eine zunehmende konjunkturelle Dynamik und der Konvergenzphantasie, schließlich liegt auch Serbien beim Wohlstand noch Welten hinter den westeuropäischen Ländern. Selbst im Vergleich mit Kroatien fällt das Ergebnis sehr ernüchternd für Serbien aus. Denn während es Kroatien 2006 wenigstens schon auf ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 9.514 Dollar gebracht hat, betrug dieser Wert in Serbien erst geschätzte 3.518 Dollar.
Aber dieser große Rückstand ist auch eine Chance. Nämlich dann, wenn politische Fehler vermieden und stattdessen die richtige Reformpolitik betrieben wird. Gerade mit der richtigen Politik tun sich die Serbien aber bekanntlich schon seit Jahren schwer. Auch jetzt werden die Schlagzeilen in den Medien wieder primär von der Politik bestimmt. Dabei geht es primär darum, wie sich das Land wohl verhalten wird, wenn demnächst wie von der internationalen Staatengemeinschaft abgesegnet, demnächst das Kosovo unabhängig werden soll. In jüngster Zeit hat sich die Rhetorik wegen dieser Sache deutlich verschärft und die Angelegenheit wird nicht einfacher dadurch, dass sich Russland auf die Seite Serbiens geschlagen hat.
Ungelöste Kosovo-Frage bereitet Sorgen
Bei den soeben abgehaltenen Parlamentswahlen war das Kosovo jedenfalls das schlagzeilenträchtigste und mit den meisten Emotionen besetzte Thema. Welches Gedankengut in weiten Teilen der rund 7,5 Mio. großen Bevölkerung (ohne Kosovo) noch immer vorherrscht, lässt sich am Wahlergebnis ablesen. Haben doch die Ultranationalisten der Serbischen Radikalen Partei (SRS) dem offiziellen Endergebnis zufolge die meisten Sitze im Parlament errungen. Immerhin ist es aber den demokratischen Parteien mit vereinten Kräften insgesamt gelungen, die Mehrheit im Parlament zu erringen. Noch ist Jubel deswegen aber verfrüht. Denn die demokratischen Parteien sind tief zerstritten und deswegen ist mit zähen und langwierigen Verhandlungen zu rechnen. Wichtig wäre eine handlungsfähige Regierung auch deshalb, weil nur so die wegen mangelnder Zusammenarbeit mit dem Den Haager Kriegstribunal ins Stocken geratenen Verhandlungen mit der EU über einen Beitritt wieder zum Laufen gebracht werden können.
Auch vor diesem Hintergrund bleibt nur zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen zusammenreißen und ohne Rücksicht auf eigene Eitelkeiten zum Wohle Serbiens handeln. Wäre das der Fall, würde das Land schon jetzt einiges mitbringen, was ihm zu einem kleinen „Powerhouse“ in der Region machen könnte. Im Großen und Ganzen stimmen die volkswirtschaftlichen Rahmendaten jedenfalls. Die Wirtschaft wächst mit einer Rate von um die sechs Prozent, die Staatsfinanzen bessern sich und auch die Währungsreserven steigen. Die Inflation bewegt sich im Rahmen der Vorgaben (2006 ist sie von 17,7 Prozent auf 6,6 Prozent gesunken und sie lag damit innerhalb des auf vier bis acht Prozent festgezurrten Zielkorridors) und das hat es der Notenbank eben ermöglicht, zum fünften Mal seit Oktober den zweiwöchentlichen Refinanzierungssatz von 14 Prozent auf 13 Prozent zu senken. Einladende Rahmenbedingungen für die Investoren in jeder Hinsicht sind aber auch von hoher Bedeutung, schließlich gehen Schätzungen davon aus, dass das Land jährlich zwischen zwei und drei Mrd. Euro an Direktinvestitionen benötigt, um sich wirtschaftlich zu entwickeln. Sorgen bereitet natürlich auch in diesem Fall wie so oft bei Ländern mit einer vergleichbaren Struktur das Leistungsbilanzdefizit. Aber im Grunde genommen ist das auch ein weiterer Ansporn, um weiteres Kapital aus dem Ausland anzulocken und vor allem auch nicht mit den Privatisierungen locker zu lassen. Wünschenswert wäre es in diesem Zusammenhang, wenn sich der Staat von den bisher strategisch wichtigen Unternehmen NIS (Öl), EPS (Elektrizität) und Telekom trennen würde.
Interesse der Investoren wird ebenso wie langfristig die Kurse weiter steigen
Was die Rahmenbedingungen am Aktienmarkt angeht, wurden zuletzt schon einige Hausaufgaben erledigt. So wurde das gesetzliche Umfeld mit Gesetzen zu den Bereichen Investmentfonds, Übernahmen und Wertpapiere verbessert. Maßnahmen wie diese haben sicherlich auch zu den steigen den Umsätzen an der Belgrader Börse beigetragen. So beliefen sich die Vorjahresumsätze auf 1,213 Mrd. Euro und aktuell werden am Tag im Schnitt Aktien im Wert von mehr als fünf Mio. Euro gehandelt. Das ist zwar immer noch ein Klacks, stellt aber im Vergleich zu früher einen markanten Anstieg dar. Bei einer Quote von mehr als 54 Prozent an den Gesamtumsätzen mit Aktien mischen die Ausländer relativ kräftig mit. Die gesamte Marktkapitalisierung hat inzwischen die Marke von zehn Mrd. Euro klar überschritten. Mit 1.186 gelisteten Aktien gibt es rein theoretisch auch keinen Mangel an Auswahl. Allerdings sind die meisten dieser Werte ausgesprochen illiquide. Im fortlaufenden Handel werden nur überschaubare 37 Aktien gehandelt.
Man muss kein Prophet sein, um der serbischen Börse auch weiterhin steigende Umsätze vorherzusagen. Auch die Kurse haben durchaus das Potenzial noch weiter zu steigen. Kurzfristig wirkt der Markt zwar etwas überhitzt und beim Blick auf so manche nackte Bewertungskennziffer sieht es derzeit nicht mehr so toll aus wie noch vor zwei Jahren. Aber wer genau hinsieht, der kann immer noch Perlen finden. Das gilt erst recht dann, wenn das Ergebnissteigerungspotenzial genutzt wird. Die Rentabilitätskennziffern sind jedenfalls meistens noch ausbaufähig und zusammen mit Volumenwachstum kann das bei dem richtigen Management sehr schöne Gewinnhebel erzeugen. Ein sich weiter belebendes Geschäft ist aber nicht nur wegen der positiven Ergebnisaussichten zu erwarten, sondern alleine auch schon aus anderen technischen Faktoren. Wie die Erfahrung in anderen Märkten lehrt, wird auch die serbische Börse vermutlich stark von der wachsenden Bedeutung der Pensionsfonds und der sonstigen Fondsindustrie profitieren.
Quelle: www.ostboersen-report.de
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