Kommentar
10:10 Uhr, 16.10.2024

Die Nervosität vor den US-Wahlen ist da

In weniger als einem Monat wird gewählt. Das Rennen bleibt spannend und der Ausgang ist so unsicher wie eh und je. Das zeigt sich inzwischen auch am Aktienmarkt.

Alle vier Jahre ist es das Gleiche. Wenige Wochen vor dem Wahltermin steigt die Unsicherheit. Anleger sind nervös. Das zeigt sich insbesondere anhand des Volatilitätsindex VIX. Dieser steigt seit Kurzem systematisch an, obwohl der Aktienmarkt selbst in der Nähe der Allzeithochs oszilliert.

Der VIX-Anstieg vor Wahlen ist nicht ungewöhnlich, sondern der Standardfall. Dass man sich keine Sorgen machen muss, lässt sich an einem anderen Datensatz erkennen. Es ist die Renditedifferenz von Hochzinsanleihen zu US-Staatsanleihen. Der Spread fällt, der VIX steigt (Grafik 1). Wenn man Zweifel hat, was den übergeordneten Trend besser widerspiegelt, ist es für gewöhnlich der Zinsmarkt.

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Dass der VIX ansteigt, hängt mit der erhöhten Nachfrage nach Absicherungen zusammen. Zwar geschieht nach den Wahlen selten etwas Schlimmes, doch Anleger gehen auf Nummer sicher. Sie wollen sich mit Optionen absichern. Die Nachfrage erhöht den Preis und der VIX, der sich daraus berechnet, steigt.

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Obwohl das Schema bekannt ist, gibt es auch über die Wahlen hinaus etwas, das zu denken gibt. Die Wahlen erklären zwar den Anstieg des VIX, allerdings fällt diese Periode in eine, in der die Volatilität auch unabhängig von Wahlen steigen sollte. Der VIX folgt dem Leitzins mit zwei Jahren Verzögerung. Wir befinden uns in einem systematischen Aufwärtstrend, der noch lange anhält (Grafik 2).

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Der Grund dafür ist einfach. Zinsen werden gesenkt, weil es Bedenken gibt. Bei der Notenbank ist das aktuell auf den Arbeitsmarkt zurückzuführen. Zinsen sinken, wenn erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit herrscht. Das muss nicht immer gleich eine Rezession sein. Das gilt für eine weiche Landung ebenso. Es gibt keinen Grund, weshalb der Markt nicht in ein Regime höherer Volatilität übergehen sollte.

Da Volatilität und Zinsspreads eng korreliert sind, sollten auch Spreads dem Leitzins mit zwei Jahren Verzögerung folgen. Das ist grundsätzlich der Fall. Seit 2023 gilt das Schema allerdings nicht (Grafik 3). Das ist ungewöhnlich und wirft die Frage auf, ob einer der Märkte nicht doch irrt.

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Im besten Fall behält der Anleihemarkt recht. Für den Aktienmarkt bedeutet das nicht, dass es ruhiges Fahrwasser sein wird. Stattdessen ist ein zäherer Aufwärtstrend mit häufigeren Rücksetzern wahrscheinlich. Die kurzfristige Wahlnervosität könnte zum Dauerphänomen des Jahres 2025 werden.

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2 Kommentare

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  • Riccardo90
    Riccardo90

    @Andy Wenn der VIX steigt, steigen auch die Preise für Optionen.

    Die Volatilität korreliert außerdem positiv mit dem Preis einer Option, denn je stärker die Preisschwankungen einer Aktie oder eines anderen Vermögenswerts sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese großen Schwankungen zu einer „im Geld“-Option führen . Aus diesem Grund spielt die Volatilität bei der Preisgestaltung von Optionen eine Schlüsselrolle.

    Quelle Investopedia

    Ob erhöhte Nachfrage nicht einfach zu höherer Volatilität führt und deswegen die Preise steigen, ist ja eigentlich das selbe in grün. Akademisch könnte man hier aber natürlich feiner unterteilen und dann hat der Professor schon recht.

    10:39 Uhr, 16.10.
  • andyvk85
    andyvk85

    "Sie wollen sich mit Optionen absichern. Die Nachfrage erhöht den Preis und der VIX, der sich daraus berechnet, steigt."

    - ist hier der Preis von Optionen (im deutschen Raum Optionsscheinen) gemeint?
    - wenn ja, der Preis von Optionen ergibt sich nicht durch Nachfrage und Angebot! (laut meinem Prof. für Option Pricing) 😅

    10:20 Uhr, 16.10.

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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