Die Nebel lichten sich!
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Wer auf Grund des Artikelnamens erwartet, dass ich eine Verbesserung erwarte, der irrt gewaltig. Mit meinem heutigen Artikel möchte ich zeigen, dass man schön langsam sieht, was auf uns zukommt und wo wir stehen. Leider sind die laufend hereinkommenden Wirtschaftsdaten katastrophal und weitere Reduktionen der Wachstumsprognosen werden folgen.
Elke Pickartz formuliert es in der Wirtschaftwoche vom 5.1. so:
„Die Halbwertszeit von Konjunkturprognosen ist in den letzten Monaten bedenklich gesunken. Ökonomen revidieren derzeit nahezu im Wochentakt ihre Vorhersagen herunter und überbieten sich mit immer neuen Tiefstandmeldungen.“
Rückblick:
Beginnen wir mit einem kleinen Rückblick. Hier ein kleiner Ausschnitt meines Artikels „Road to Hell I“ vom August 2008 wo ich die damals aktuelle Prognose der Unicredit/HVB dargelegt habe:
Es wird festgestellt, dass „die Rezessionsgefahr beträchtlich zugenommen hat, aber nicht das Basisszenario ist“. Das heißt für mich, dass man hofft, an einer Rezession vorbeizuschrammen, aber eine Rezession nicht ausgeschlossen werden kann. Die Prognose für 2009 wird auf 0,9 % zurückgenommen.
Mein Kommentar dazu lautet im August:
Diese Prognose wird in den nächsten Monaten wieder nach unten korrigiert werden.
Dieses ist auch eingetreten. Wir sind meilenweit von einem positiven Wachstum entfernt. Ich möchte jetzt verschiedene aktuelle Prognosen darlegen und kommentieren.
USA:
Die USA waren der Ausgangspunkt für die aktuelle Krise und man sieht dort am deutlichsten die verheerenden Auswirkungen des aktuellen Debakels.
Die am 9.1. veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen sind eine mittlere Katastrophe mit einem düsteren Ausblick:
- 11,1 Mio. Arbeitslose d.s. 7, 2 %
- höchste Quote seit 16 Jahren!
- 2,6 Mio. Arbeitsplätze sind 2008 verlorengegangen – schlimmster Rückgang seit 1945!
- davon 1,9 Mio. Arbeitsplätze seit September 2008
- 11/08 –584.000 Jobs; 12/08 -524.000 Jobs; seit 70 Jahren wird diese Statistik geführt und es gab bisher NIEMALS einen Rückgang über -500.000 in zwei aufeinander folgenden Monaten!!
Ein Video von CNBC mit dem Titel „Unemployment 7.2 %“ zeigt die Situation ausführlicher:
[Link "http://www.cnbc.com/id/15840232?video=991681549&play=1" auf www.cnbc.com/... nicht mehr verfügbar]
Dort prognostizieren Experten für 2009 eine Zunahme der Arbeitslosigkeit um 3 Mio. für 2009!!!! (alle bisherigen Prognosen lagen meilenweit darunter). Als Reaktion wird ein höheres Konjunkturprogramm gefordert und zwar über 1.500 Milliarden (doppelt so hoch als bisher erwartet – nur wie soll das finanziert werden? – siehe auch meinen Artikel „US-Staatsanleihen – Die größte Blase“ )
Am 2.1.09 fiel der ISM-Einkaufmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf 32,4 und somit stärker als erwartet auf den niedrigster Stand seit 1980! (Der ISM Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Ein Wert unter 50 signalisiert den Rückgang der Wirtschaft – der Wert zeigt eine Bombenrezession!)
Noch ein paar andere Schauplätze:
- 11/08 erwarten FED-Experten -0,2 - -1,1 % BIP-Entwicklung für 2009 (ORF.ON 7.1.09)
- Rückgang bei den Weihnachtsgeschenken um -11,25 % gem. Umfrage Conference Board (Unicredit 19.12. 08)
- Rückgang Autoverkäufe 10-11/08 um -60 %! (Unicredit 19.12.08)
Diese Zahlen zeigen, dass wesentliche Teile der US-Wirtschaft nicht mehr rund laufen und die Prognosen für 2009 weiter nach unten gesetzt werden müssen. Was mich am meisten beunruhigt sind die Superlativen dieser Werte. Einige Werte hat man noch nie so schlecht gesehen! Die Prognosen einiger Deutschen Banken für das US-BIP 2009 liegen zwischen -1,5 % (Unicredit 12.12.08) -2 % (Dresdner 8.1.09). Diese Werte sind viel zu gut! Meine Prognosen folgen später.
Deutschland:
Jetzt folgen einige aktuellen Daten und Prognosen aus der deutschen Wirtschaft:
- Deutsche Industrie schrumpft wie nie (tiefster Wert seit Umfragebeginn 1996!), Grund Überkapazitäten; Reaktion: Arbeitsplatzabbau) – Reuters Anfang 2009
- Deutsche Bauwirtschaft bricht massiv ein (ORF-ON 7.1.09)
- Maschinenbau Auftragseingang 11/08 -30 %; Branchenexperten rechnen durchschnittlich mit einem Abschwung von zwei Jahren (Handelsblatt 14.01.09)
- IFO-Geschäftsklimaindex kracht im Dezember auf 82,6, niedrigster Wert seit Wiedervereinigung (WIWO 5.1.08)
- Anstieg der Arbeitslosigkeit 2009 um 500.000; Rückgang BIP weniger als 3 % (IFO-Chef Sinn)
- Anstieg der Arbeitslosigkeit 2009 um 1 Mio. (Bundesagentur für Arbeit)
- 2009 bringt den stärksten Exportrückgang in der bundesdeutschen Geschichte (DekaBank)
- Prognostizierter Umsatzrückgang für Automobilindustrie 2009: -25 %! (WIWO 20.12.08)
Auch hier wieder einige Superlative. Die Deutsche Bank prognostiziert 12/08 für 2009 eine BIP-Entwicklung zwischen -2,5 und -4 %. Heute sind diese Werte sicherlich auch wieder zu optimistisch.
Euroland:
Jetzt einige Daten zu Euroland (bin gespannt, wie lange wir dieses noch haben):
Europäische Industrie schrumpft (tiefster Wert seit Beginn der Aufzeichnungen Sommer 1997!); wobei die Daten auf einen Rückgang im Dezember von -12 % hinweisen! (schlechteste Werte in Spanien und Deutschland) Ausblick 2009: weitere Verschlechterungen bei Produktion und Beschäftigung (Reuters Anfang 2009)
- Eiszeit an Europas Immobilienmärkten (Manager-Magazin 16.12.08) – 2009 wird für Immobilien schlimmer als 2008!
Die BIP-Prognosen für 2009 liegen derzeit um -1,3 % (z.B. Dresdner 8.1.09), wobei die Unicredit am 12.12.08 zum Thema Wachstum anmerkt: stärkster Rückgang nach 1945! Risiken bleiben nach unten gerichtet.
China:
Hier wird es besonders spannend. Viele glauben bisher, dass China (und ev. die anderen BRIC-Länder) die Weltkonjunktur retten können. Leider weit gefehlt.
Die BIP- Prognosen für China 2009 gingen in den letzten Wochen laufend retour: Weltbank +7,5 %; Deutsche Bank +7 % und der aktuellste Wert des IWF (WIWO 20.12.08) und der OECD (Telegraph 13.1.09) kommen gar nur auf +5 %
Klingt doch eigentlich in Ordnung, oder? Ist es aber nicht. Ganz und gar nicht. Der Kommentar der Wirtschaftwoche (WIWO) vom 15.12. ist aussagekräftig:
„In China kommen diese Zuwachsraten einer harten Landung gleich. Nach einer Faustregel muss das Reich der Mitte seiner jungen Bevölkerung wegen jedes Jahr um mindestens 8 % wachsen, um Jobs für die neu auf den Markt drängenden Arbeitskräfte zu schaffen.“
Noch ein Paar Fakten und Prognosen für China zum nachdenken:
- Einkaufmanagerindex fällt im November unter die magische Schwelle von 50 auf 38,8 (Unicredit 19.2.08)
- Im November sind die Ausfuhren erstmals seit 2001 gesunken (WIWO 15.12.08)
- Für 2009 erwartet die Deutsche Bank (DB) einen Exportrückgang von 4 % (WIWO 15.12.08)
- Rückgang der Immobilienpreise in den großen Ballungszentren im Osten zw. 10 – 20 % in den vergangenen Monaten und für 2009 nochmals 20 – 30 % Preisreduktion erwartet die Deutsche Bank
Die Daten für Hong-Kong, den wichtigsten Exporthafen Chinas, sehen den Werten von China zum Verwechseln ähnlich. Bisher Rückgang der Immobilienpreise 2008 zwischen 10 – 20 % und die DB erwartet für 2009 ebenfalls einen Rückgang von 20 – 30 %; Rückgang des BIP 2009 um 1,8 % (DB); Rückgang der Frachtraten seit Juli um 40 %, Rückgang der Besucher aus Übersee im Oktober um 25 % mit fallender Tendenz;
All diese Daten lehren den Kommunisten in China das Fürchten. Denn dies gefährdet die soziale Stabilität im Lande. Es wird eine steigende Arbeitslosigkeit mit breitflächigen sozialen Unruhen, drastisch steigender Zunahme von Diebstählen und Überfällen erwartet. Wahrscheinlich werden wir China heuer nicht nur als Wirtschaftswunderland beschrieben bekommen
Dauer:
Bisher prognostizierten die meisten Experten eine kurze Rezession (6 Monate). Schön langsam wandelt sich auch hier das Bild:
- FED erwartet Konjunkturerholung in den USA erst 2010 (ORF-Online 7.1.)
- IFO- Chef Sinn sagt zwei Jahre Eiszeit voraus (Spiegel-Online 5.1.)
- die „Große Bereinigung“ wird ein schmerzhafter mehrjähriger Prozess (Dresdner Kleinwort 8.1.09)
- Marc Faber (Dr. Doom) rechnet mit einer fünfjährigen Rezession
Persönlich rechne ich eher mit einer fünfjährigen Rezession, da die Staaten die Rezession mit den falschen Maßnahmen bekämpfen. Die Begründung dafür würde diesen Artikel sprengen und die Details dazu folgen in meinem nächsten Artikel.
Conclusio:
Zuerst einige Sätze der Dresdner Kleinwort („Ahead of the curve“ vom 8.1.09)
Es besteht nunmehr Einigkeit, dass die Volkswirtschaften der G7 gleichzeitig schrumpfen und 2009 gepaart mit dem einbrechenden Wachstum in den Schwellenländern eine weltweite Rezession eintritt. Die 2007 begonnene Bereinigung von Assetblasen und hohem Leverage in Finanzsystemen dürfte sich bis weit ins Jahr 2010 fortsetzten. In einer Vielzahl von Ländern inklusive USA sind die Hauspreise immer noch überbewertet, und sie bergen noch deutliches Rückgangspotential. Andererseits ist das Leverage im globalen Finanzsektor trotz der verabschiedeten Bankenrettungsmaßnahmen immer noch zu hoch. Wir warnen seit längerem, dass diese „Große Bereinigung“ ein schmerzhafter mehrjähriger Prozess sein wird.
Die Zahlen und Prognosen werden von Woche für Woche schlechter. Derzeit ist absolut kein Tiefpunkt absehbar und wir können nur rätseln, wie lange und heftig die Reise nach unten gehen wird.
Meine Prognose für die Wirtschaftsleistung 2009: wahrscheinlich werden wir in Euroland -5 % sehen und in den USA wahrscheinlich noch schlechtere Werte! Ich hoffe es kommt nicht noch schlimmer ...
Was ab 2010 kommt, liegt noch in den Sternen, aber eine wirkliche Erholung (vielleicht sehen wir eine kurze Erholung, wenn die eine W-Rezession bekommen) ist mittlerweile extrem unwahrscheinlich geworden. Wir werden über Jahre schwierige wirtschaftliche Zeiten durchleben.
Hasso Plattner (einer der Gründer von SAP) hat vor kurzem folgenden Ausspruch getätigt:
„Schlimmer als schlechte Aussichten sind gar keine. Es herrscht totaler Nebel.“
Ich muss Hrn. Plattner hier widersprechen. Die Nebel lichten sich, und was wir zu sehen bekommen ist äußerst düster.
Ich wünsche allen Lesern einen guten Start in das Jahr 2009 und hoffe, dass jeder sich mit Gold und Silber abgesichert hat.
Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.
Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.
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