Kommentar
08:09 Uhr, 18.10.2016

Die nächste Bankenkrise kommt bestimmt

In Europa ist die letzte Bankenkrise im Gegensatz zu den USA noch nicht überwunden, aber auch US-Banken arbeiten schon wieder daran hohe zukünftige Verluste in ihren Bilanzen anzuhäufen.

Das Kreditwachstum nimmt in den USA wieder Fahrt auf. Grafik 1 zeigt das Volumen nach Kreditart, welches Privathaushalte aufgenommen haben. Der größte Brocken entfällt nach wie vor auf Immobilienkredite. Hypotheken machen mit 8,4 Billionen 68 % aller Kredite aus. Anfang 2008 waren es noch 73,7 %. Der Rückgang kommt vor allem daher, dass das Volumen an Immobilienkrediten seit Jahren relativ konstant bleibt.

Das langsame Wachstum der Immobilienkredite ist auf zwei Umstände zurückzuführen. Einerseits sind Banken nach wie vor sehr restriktiv, andererseits können sich nur wenige neue Haushalte den Kauf einer Immobilie leisten. Letzteres liegt unter anderem am starken Kreditwachstum in anderen Bereichen.

Studienkredite machten vor 15 Jahren gerade einmal 3 % aller Kredite aus. Heute sind es über 10 % oder 1,26 Billionen Dollar. Das ist eine enorme Schuldenlast für Studienabgänger. Sie müssen erst einmal viele Jahre lang arbeiten, um die bestehenden Kredite abzutragen, bevor sie sich überhaupt für einen Hauskauf auf Kredit qualifizieren.

Es wird auch weniger in Häuser investiert, sondern mehr in andere Güter. Allen voran steht der Kauf eines Autos auf Kredit. Hier stieg das Volumen auf 1,1 Billionen von 700 Mrd. direkt nach der Krise. Ein Auto ist bis zu einem gewissen Grad auch ein Investitionsgut, wenn man es braucht, um zur Arbeit zu fahren. Eine Wertanlage ist es jedoch nicht. Kaum ist der Schlüssel umgedreht, ist das Auto kaum noch etwas wert (übertrieben ausgedrückt).
US-Haushalte sind immer noch weniger stark verschuldet als 2008. Das ist aber nicht nur eine gute Nachricht. Die Art der Kredite macht viel aus. Obwohl die Schulden geringer ausfallen ist die Qualität der Kredite nach wie vor niedriger als in den Vorkrisenjahren. Grafik 2 zeigt wie viele Prozent aller Kredite potentiell ausfallgefährdet sind. Beurteilt wird dies nach der Anzahl an Tagen, die ein Schuldner säumig ist.

Es bleiben nach wie vor mehr Menschen Kreditraten oder Zinsen schuldig als vor der Krise. Das spiegelt sich auch im Volumen neuer, überfälliger Kredite (in Raten oder Zinsen) wider. Grafik 3 zeigt dieses Phänomen. Vor der Krise waren nur 50 Mrd. je Quartal neu überfällig, heute sind es 75 Mrd.

Dieser Trend verwundert nicht, denn Banken vergeben mehr Kredite für den Autokauf oder sonstigen Konsum und weniger für Immobilien. Die Hypothekenvergabe stagniert praktisch seit 2009 (Grafik 4). Immerhin werden die Kredite, die überhaupt vergeben werden, vor allem an Menschen mit einem hohen Bonitätsrating vergeben.


Bei anderen Kreditarten sieht das anders aus. Grafik 5 zeigt die Neuvergabe von Autokrediten und das Bonitätsrating dazu. Die beiden untersten Kategorien können inzwischen wieder genauso viel Kredit aufnehmen wie vor der Krise. Fallen diese Kredite aus, dann haben Banken im Normalfall eine höhere Ausfallquote. Sie können das Auto zwar verwerten und so ihren Verlust mindern, doch da der Wert eines Autos sehr schnell fällt, ist die Sicherheit nur bedingt nützlich.

Kurz gesagt: Banken vergeben vor allem im Konsumbereich mehr Kredite. Hier ist eine rasante Verschlechterung der Schuldnerbonität erkennbar. Ob Auto-, Kreditkarten- oder Studienkredit, diese Kategorien sind die ersten, die in einem Wirtschaftsabschwung hohe Verluste bringen werden. Sicherheiten haben Banken kaum. Kreditkartenschulden steht für gewöhnlich kein Wert gegenüber. Autos verlieren schnell an Wert und wenn die Wirtschaft nicht rund läuft, können arbeitslose Absolventen auch schlecht ihre Kredite tilgen.

Steigende Ausfallquoten in den „Kreditnebenkategorien“ werden zu keiner Bankenkrise wie 2008 führen. Es drohen dennoch hohe Verluste, die durchaus mehrere hundert Milliarden erreichen können. Je länger der aktuelle Aufschwung dauert, desto mehr lockern Banken ihre Vergabekriterien. So absurd es klingt, doch je länger der Aufschwung anhält, desto größer werden die Risiken in den Bankbilanzen und desto höher werden die Verluste im nächsten Abschwung ausfallen.

Clemens Schmale

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Ganz einfach, statt bail-ins und bail-outs zahlt der Staat ganz einfach vorübergehend die monatlichen Raten statt den Gesamtbetrag des Kreditausfalls (15 oder 20 Jahre auf einmal) wie die Banken es gerne hätten. Der Hausbewohner zahlt einen monatlichen Beitrag in Höhe seines Einkommens als Miete sozusagen bis es wieder besser geht. Bei Ableben oder Ausziehen geht die Immobilie auf den Staat über. Sozialer Wohnungsbau wird in gleichem Umfang gekürzt, 50% der Sozialhilfe oder des Arbeitslosengelds (das sowieso für Mietzahlungen benutzt wird) wird direkt abgezogen.

    Das ganze Modell geht schon auf, man muss nur rechnen, kommt insgesamt wesentlich billiger als die Bankenrettung und ist sozialer.

    18:20 Uhr, 18.10.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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