Kommentar
17:52 Uhr, 25.08.2021

Die Herausforderung des Notenbankertreffens in Jackson Hole

Beim Notenbankertreffen in Jackson Hole werden regelmäßig große geldpolitische Veränderungen angekündigt. Dieses Mal gibt es eine ganz besondere Herausforderung für Fed-Chef Jerome Powell.

Im vergangenen Jahr wurde Jackson Hole genutzt, um eine grundlegende Veränderung der US-Geldpolitik anzukündigen. Das Inflationsziel von 2 % wurde aufgegeben und durch ein Ziel ersetzt, bei dem die Inflation durchschnittlich 2 % betragen soll. Was unbedeutend wirkt, entfaltet gerade seine volle Wirkung.

Die Inflationsrate liegt bei mehr als 5 % und die von der Fed präferierte Benchmark bei ca. 4 %. Es ist auch unwahrscheinlich, dass die Inflation rasch wieder Richtung 2 % sinkt. Damit ist das Ziel von durchschnittlich 2 % erreicht. Die Fed müsste mit der Straffung der Geldpolitik beginnen.

Unter dem alten Inflationsziel hätte die Fed bereits Anfang des Jahres nervös werden müssen und wahrscheinlich sogar vorsorglich Ende 2020 die Geldpolitik verändert bzw. eine Veränderung angekündigt. Bisher ist das nicht geschehen und vermutlich wird es auch beim Jackson Hole Symposium nicht geschehen.

Bis auf weiteres kauft die Notenbank weiter fleißig Staatsanleihen. Der Bestand in der Notenbankbilanz wächst schneller als der Staat neue Schulden aufnimmt (Grafik 1).

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Seit mehreren Monaten kauft die Notenbank mehr Anleihen als neue ausgegeben werden. Es ist die längste Periode seit Beginn von Quantitative Easing Programmen, in der die Notenbank mehr Schulden kauft als der Staat neue aufnimmt (Grafik 2).

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Diese Unterstützung wirkt damit überzogen. Es droht eine Überstimulierung. Das ist die größte Gefahr, denn eine Überstimulierung bedeutet, dass die Ziele der Notenbank deutlich übertroffen werden. In der Folge muss sie auf die Bremse treten. Je mehr die Ziele übertroffen werden, desto mehr muss sie bremsen.

Die große Herausforderung beim Symposium ist es, die Welt davon zu überzeugen, dass keine Überstimulierung und rasche geldpolitische Wende drohen. Das wird nicht leicht sein. Die favorisierte Inflationsrate ist mit Abstand auf dem höchsten Stand seit über 20 Jahren. (Grafik 3) Seit dem Ende der Großen Inflation (begonnen mit dem Ölschock in den 1970er Jahren) gab es solche Werte nicht mehr.

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Nun zu behaupten, dass das Inflationsziel nicht erreicht ist, wäre unseriös. Die Notenbank gibt selbst zu, dass beim Erreichen des Inflationsziel der notwendige substantielle Fortschritt gemacht wurde. So bleibt das zweite Ziel, Vollbeschäftigung. Auch hier ist das Ziel greifbar. Die Arbeitslosenrate liegt in der Nähe der neutralen Rate (Grafik 4).

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Wenn es keine neuen Lockdowns gibt, ist auch das Ziel bei der Beschäftigung in Kürze erreicht. Es ist praktisch unmöglich, dass die Fed eine Überstimulierung noch verhindern kann. Die Frage ist nur, wie stark diese ausfällt und wie sie darauf reagiert. Das ist eine große Herausforderung und kann für den Aktienmarkt eine Zäsur bedeuten.


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3 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    interessant wäre noch de Info welche Anleihen zusätzlich offenbar zurückgekauft werden aus anderen Quellen. Wenn es mehr sind die ausgegeben werden. Sind es evtl. Anleihen aus China die vorzeigt zurückgekauft oder abgelöst werden können ??

    21:05 Uhr, 25.08.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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