Kommentar
11:28 Uhr, 02.09.2009

Die "heiße Herdplatte" begleitet uns

Sentimentanalyse als ein Teil der (chart)technischen Analyse ist wichtig. Wenn man sich die Reaktionen der beobachtenden und aktiv handelnden Marktteilnehmer auf den gestrigen Tag anschaut, fällt erneut der sofortige Wechsel in das Lager der Bären auf. Zweifelsohne war das gestern "Sell on good news", zweifelsohne gab es in einem der Zugpferdsektoren, dem Bankensektor, einen Sell Off und die asiatischen Börsen ex Festlandchina folgten.

Es ist jedoch sentimenttechnisch auffällig, dass sofort unser Emailindikator eine starke Shortausrichtung der Anleger zeigt, ebenso wie der Board und Börsenbriefindikator. Stellt sich die Frage, ob "die" alle richtig liegen. Eigentlich handelt es sich hierbei um einen Kontraindikator.

Der Crash im Rahmen der Finanzkrise 2007/2008 hat im Verhalten der Anlegerschaft tiefe Spuren hinterlassen. Bereits kurze heftige Kursabschläge wirken wie eine heiße Herdplatte, auf die es tunlichst nicht mehr zu fassen gilt.

Die Analysen einiger Börsenbriefe lesen sich seit Wochen recht wechselhaft. Steigt der Markt wird auf der Existenz eines neuen Bullenmarkts insistiert und neue Hochs sind klare Sache. Fällt der Markt allerdings (wenn auch nur kurz), wird sofort das Bias auf bärisch gedreht. Das soll und kann kein Vorwurf sein, es zeigt allerdings die Nervosität, die im Markt vorhanden ist. Klar bullisch für die Aktienmärkte ist nach der bisherigen Rallye nämlich kaum noch jemand, um es einmal überspitzt zu formulieren.

Es gilt zu unterscheiden zwischen Einschätzungen der Experten zum Zustand der konjunkturellen Erholung und zum Zustand der Kursbewegungen an den Finanzmärkten. Beide Parameter können bekanntermaßen zeitweise erheblich divergieren.

In der Endphase einer Rallye ist "normalerweise" soetwas wie Partystimmung angesagt. Eine solche kann ich unter der Anlegerschaft derzeit nicht sehen. Stattdessen werden nachvollziehbare Argumente diskutiert. Der September ist statistisch gesehen mit starken Kursverlusten verbunden. Die konjunkturellen Stützungsporgramme laufen aus, was zu einem neuerlichen Absturz im realkonjunkturellen Geschehen führen kann. Es gibt mittlerweile eine Reihe harter Konjunkturindikatoren, die ein mögliches Ende der Rezession und sogar unterschwellig erste Inflationstendenzen anzeigen. Es wird also befürchtet, dass die US Notenbank zumindest verbal in Bälde mit der Ankündigung von Leitzinsanhebungen beginnen könnte.

Beobachten wir die Lage an den Finanzmärkten weiterhin sehr genau. Wenn die Kurse wieder steigen sollten, können Sie davon ausgehen, dass das Liquiditätsargument gezückt werden dürfte. Für jede Kursbewegung gibt es die richtigen Argumente.

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Über den Experten

Harald Weygand
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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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